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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schritt von mir zurück und seufzte. »O Michael.« Sonia mied meinen Blick, ein vernünftiger Mensch, der einem Verrückten etwas Raum ließ. Meine Verlegenheit wuchs.
    »Ich dachte, du wärst damit durch, Dad«, sagte Tom bitter. »Hatten wir nicht eine Abmachung?«
    »Tut mir Leid.«
    »Aber du fliegst trotzdem da rüber.«
    »Ich muss.«
    Shelley seufzte erneut. »Ich dachte auch, wir hätten Sie wieder bei uns, Michael. Aber Sie haben uns zum Narren gehalten, nicht wahr?« Irgendwie schmerzte mich ihre Enttäuschung in Bezug auf mich noch mehr als Toms Reaktion. Sie stellte ihren Teller auf den Tisch. »Okay, ich habe genug von diesem Quatsch – und auch von diesem Kaninchenfutter. Trotzdem danke, Michael. Gehen wir wieder an die Arbeit.« Sie legte Tom den Arm um die Schultern. »Ich würde deine Idee gern weiterverfolgen. Kühlung…«
    Sie führte ihn ins Wohnzimmer, und Sonia folgte ihnen, ohne mir auch nur einen Blick zuzuwerfen. Ich blieb allein in der Küche zurück.
    Ich nahm mir ein paar Minuten Zeit, um Essensreste in den Recycler zu kratzen und Teller zu stapeln – Zeit, die ich brauchte, um mich zu beruhigen. Ich merkte, dass ich zitterte. Vielleicht wäre es leichter gewesen, wenn Tom mich wirklich angeschrien hätte.
    Dann folgte ich ihnen ins Wohnzimmer, wo schon wieder gearbeitet und Seiten und Bildschirme mit Skizzen und Notizen gefüllt wurden. Langsam nahmen die ersten Ansätze des Traums von einem großen, den Pol eines Planeten umfassenden Kühlsystem Gestalt an. Aber für den Rest des Tages fühlte ich mich ausgeschlossen, als hätte ich eine schreckliche Missetat begangen. Es war wie ein Exil in meinem eigenen Haus.

 
25
     
     
    Zum dritten Teil ihrer Ausbildung, der Implikation des emergenten Bewusstseins, sollte Alia zu einer Welt im Herzen der Galaxis gebracht werden. Sie fand den Gedanken bestürzend, eine weitere öde Masse sinnlosen geologischen Stillstands besuchen zu müssen. Und wie so viele andere schien auch diese Welt keinen Namen zu haben, sondern nur eine ihr zugewiesene Nummer im riesigen, wachsenden Katalog des Commonwealth.
    Aber es sei eine Welt der Transzendenten, sagte Reath.
     
    Zu Alias Erleichterung blieben die Campocs während der Reise in Reaths schmucklosem Commonwealth-Schiff für sich und versuchten nicht, mit ihnen über ihre seltsame Besessenheit vom Beobachten und von der Erlösung zu reden. Sie schienen sich dafür zu schämen, wie sie Drea behandelt hatten. Bale ging Alia aus dem Weg und unternahm keinen Versuch, ihre körperliche Beziehung wieder zu beleben.
    Drea schlief während des größten Teils der Reise. Sie schien auf einer tief liegenden Ebene verletzt worden zu sein. Alia kümmerte sich mit einer komplexen Mischung aus Sorge und Scham um ihre Schwester.
    Und Reath fuhr während der Reise fort, Alia zu unterrichten.
    Die Vermessenheit, mit der die Campocs die Motive der Transzendenz herauszufinden und Letztere sogar durch Alia zu manipulieren versuchten, schien ihn zu ärgern. »Die Transzendenz ist gar kein menschlicher Geist«, sagte er gereizt. »Sie ist längst etwas viel, viel Größeres. Und sie hat noch erheblich weiter reichende Ziele.«
    Von zentraler Bedeutung im Projekt der Transzendenten war die Entelechie, wie er es nannte, der Glaube, dass Menschen ein Potenzial besaßen, eine enorme Entwicklungsfähigkeit, die in vollem Maße nur durch Einheit realisiert werden konnte. »Worin besteht der Sinn der wild bewegten menschlichen Geschichte – all unserer Anstrengungen, unserer Kriege und Frieden, unserer Kolonisationen und Rückzüge? Sicherlich darin, Wege und Methoden zu erforschen, wie wir Menschen das Beste aus uns machen können. Und die Transzendenz ist der höchste Ausdruck dieses tief verwurzelten Bestrebens.«
    Vorläufig sei die Vereinigung der Menschheit ein Prozess, sagte Reath, ein Versammeln, ein Verbinden und Teilen. Aber dieser Prozess sei nicht einfach und verlaufe nicht linear. Wenn der Zusammenschluss der Transzendentengemeinschaft ein gewisses Maß an Komplexität erreicht habe, eine kritische Masse, dann, so glaube man, werde ein Phasenübergang erfolgen.
    Das sagte Alia nicht viel. »Wie wird das aussehen?«
    Reaths Miene war geistesabwesend. »Ich bin kein Transzendent. Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber es wird eine andere Wirklichkeitsordnung sein, Alia.
    Stell dir einen Kegel vor. Nun nimmst du Schnitte durch diesen Kegel vor, immer höher hinauf, bis du zur Spitze gelangst. Dabei bekommst du Kreise,

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