Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gut«, behauptete ich steif und fest.
    »Denk daran, ich habe Masken.« Sie stieg aus der Kapsel, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Abseits des intelligenten Straßenbelags war der Boden unbefestigt. Aber er gab leicht nach, als ich darauf trat, und Käfer, Spinnen und sogar ein paar braunhäutige Nager flohen vor mir. Der Boden unter meinen Füßen war warm. Mir wurde klar, dass ich auf der Kruste einer riesigen Müllhalde stand. Es war ein äußerst unangenehmes Gefühl, über diese weiche, feuchte, warme Fläche zu laufen.
    Jetzt, wo wir die Kapsel verlassen hatten, scharten sich einige Straßenverkäufer um uns und wetteiferten mit lautem Geschrei um unsere Aufmerksamkeit. Die meisten von ihnen hielten Stäbchen und Spieße mit gebratenen Fleischstücken in der Hand. Ich wollte nicht daran denken, woher dieses Fleisch kam, aber es roch weniger schlimm als der allgegenwärtige Gestank der alten Autos. Ich überragte fast jeden hier, sogar die Erwachsenen. Die Leute waren in Lumpen gekleidet, wirkten jedoch durchaus gesund und wohlgenährt. Aus dem Gedränge spülte allerdings ein zweiter Brodem von Schweiß und Körpergerüchen über mich hinweg. Ich hörte, dass einige Rufe der Verkäufer laute Begrüßungen waren, die meiner Tante galten. »Mama Rosa!« Sie antwortete in einem gutturalen Spanisch; ich fragte mich, ob dieser Ort seinen eigenen Dialekt hatte.
    Rosa schaute sich grinsend zu mir um und zwängte sich durch die Menge. Es bestand die Gefahr, dass ich sie verlieren würde, selbst in diesem Mob von Kleinwüchsigen. Also bahnte ich mir hastig einen Weg durch den Schweiß und die hin und her geschwenkten Fleischspieße.
    Wir gelangten zu einer Art Treppe, die erstaunlicherweise in den Haufen toter Autos gehauen war. Rosa begann sie zu erklimmen. Ich versuchte, ihre lebhaften Schritte nachzuahmen, trat jedoch vorsichtig auf platt geschlagene Kotflügel, Türen und Motorhauben und stapfte knirschend über die Patina aus zerbrochenem Glas.
    Über mir hörte ich ein selbstbewusstes Krächzen. Eine Reihe großer, schwarzer, kräftig aussehender Vögel schaute drohend auf mich herab, während ich mich mühsam vorwärts arbeitete.
    »Krähen«, sagte Rosa. »Die sind hier eine Gefahr. Erwachsene lassen sie meistens in Ruhe, aber wenn sie ein Kind sehen, versuchen sie manchmal, es von den anderen zu trennen. Sie zielen auf den Kopf. Sie treiben einen.«
    »Ich habe noch nie gehört, dass Krähen sich so verhalten.«
    »Das ist eine neuartige Landschaft, Michael«, sagte Rosa. »Man passt sich an, oder man stirbt. Behalte die Vögel im Auge.«
    »O ja, das werde ich.«
    In einer Höhe von etwa hundert Stufen über dem Erdboden kamen wir zu einer Art Höhle mit Wänden aus Autoteilen, die in die steiler werdende Flanke des Riffs geschnitten war. Dort gab es Stühle, Tische und einen grob geformten Durchgang, der zu weiteren Räumen im Innern führte.
    Rosa betrat die Höhle und ließ sich erleichtert auf einen Stuhl fallen. Ich folgte ihrem Beispiel. Meine Beine waren steif vom Aufstieg; ich fand, dass Rosa sich erstaunlich gut gehalten hatte.
    Selbst die Stühle waren alte, mit reichlich Klebeband geflickte Autositze.
    Eine Frau kam geschäftig aus den hinteren Räumen. Sie trug einen uralten, formlosen Kittel und war trotz ihres schmutzigen Gesichts auf gesunde Weise dick. Als sie Rosa sah, machte sie sofort ein großes Tamtam. »Mama Rosa! Mama Rosa!« Sie wechselten ein paar Worte, dann verschwand die Frau in ihrem Hinterzimmer und kam mit einem Tablett mit Gläsern und einer Flasche wieder heraus.
    Während sie uns einschenkte, sagte Rosa zu mir: »Ich habe mir erlaubt, schon mal was zu bestellen. Das Tagesgericht, sozusagen. Das Wasser ist von hier, aber keine Sorge, es ist sauber; dafür sorgen genmanipulierte Mikroben.« Sie hob ein Glas. »Schau, es sprudelt sogar.«
    »Rosa, ich kann es nicht glauben. Ist das ein Restaurant?«
    »Na ja, ich würde wohl kein so großartiges Wort dafür verwenden. Aber sie haben gutes Essen. Das beste im Riff!«
    Während wir auf das Essen warteten – ich nervös, Rosa voller Vorfreude –, sprachen wir über das Riff und seine seltsame Geschichte.
     
    Als die Amerikaner gegen Ende der 2020er Jahre ihre lange Liebesaffäre mit dem Auto beendeten, folgten die Spanier sogleich ihrem Beispiel.
    In jenen Zeiten vor dem Patronat konnte Sevilla die Probleme mit der Abfallentsorgung bereits kaum mehr bewältigen und lud Millionen Tonnen Müll in riesigen,

Weitere Kostenlose Bücher