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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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anliegenden Haaren durchbrach die Wasseroberfläche. Als die Kreatur davonschwamm, stiegen hinter ihr große Blasen langsam an die Oberfläche.
    Seer lachte rau. »Raketenantrieb!«
    Nun machte Alia einen ganzen Schwarm der Schwimmer aus, die träge durch das dicke Schmutzwasser pflügten, kauend, furzend und scheißend. In den rückwärtigen Wänden gab es Durchbrüche für die Schwimmer. Vielleicht war der Hügel von einem ganzen Netz solcher Räume durchzogen.
    Reath lächelte Alia an. »Dämmert dir nun allmählich, was der Zweck dieses Raumes ist?«
    »Ich glaube schon. Das ist ein Klärwerk, nicht wahr? Aber sie benutzen keine Maschinen, sondern Menschen.«
    Die Fäkalien der Hügelgemeinschaft strömten in Räume wie diesen. Die Schwimmer fraßen sie, schissen und pissten sie aus und fraßen sie erneut. Ihre Organe waren darauf spezialisiert, organische Stoffe von Wasser, Abfall von wieder verwertbaren Materialien zu trennen.
    »Es ist gar nicht so seltsam, wenn man darüber nachdenkt«, meinte Reath. »Menschliche Mütter haben schon immer Milch für ihre Babys produziert. Tiere verdauen Nahrung für ihre Jungen vor – und manche fressen sogar Exkremente, um Mineralien zu extrahieren. Die Einzelheiten variieren, aber Gemeinschaften wie diese setzen auch für solche Dinge immer Menschen statt Maschinen ein. Irgendwo in diesem Hügel gibt es bestimmt Luftaufbereiter mit großen Lungen, Müllentsorger, Erbauer und Abbrucharbeiter, Drohnen für alles Mögliche – sogar für die Beseitigung der Toten. Und ein menschlicher Abwasseraufbereiter geht schließlich auch kaum kaputt.«
    »Drohnen«, sagte Bale mit angewiderter Miene.
    »Heißt das«, fragte Seer ungläubig, »wenn diese Burschen lange genug in dieser Kloschüssel herumpaddeln, verwandeln sie das Zeug in Suppe?«
    Alia bückte sich, streckte die Hand zur Wasseroberfläche und hob sie an die Lippen. »Da fehlt noch ein bisschen Salz, finde ich.«
    Drea zuckte zurück. »Oh, du hast doch nicht wirklich…«
    Alia grinste und zeigte ihr eine saubere Hand.
    Reath sagte: »Es wäre wahrscheinlich ungefährlich gewesen. Wollen wir weitergehen?«
    Berra führte sie durch den Raum und in einen weiteren Gang hinaus. Schon nach kurzer Zeit durchquerten sie erneut eine Tür.
    Sie fanden einen weiteren See, aber dieser bestand aus einer weißen, milchartigen Substanz, in der andere Schwimmer herumpaddelten. Sie hatten weder den großen Mund noch den haarigen Rücken der Scheißefresser des Abwassersees, sondern waren zarter, mit dünnen Gliedmaßen, großen Köpfen und wachsamen Augen. Sie hatten Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen. Und jeder Einzelne von ihnen hatte einen dicken Bauch.
    Drea trat neugierig näher heran. Die Schwimmer reagierten nervös; sie paddelten durch ihren Milchsee davon.
    »Prüft eure Gesichtsmasken«, sagte Reath hastig. »Wenn Pheromone in der Luft sind, dann konzentrieren sie sich hier.«
    Drea fragte: »Was ist das?«
    »Erkennst du es nicht?« Alia zeigte hin.
    Mitten im See lehnte sich eine Frau, gestützt von zwei anderen, nach hinten. Sie hob ihre nackten Hüften aus der milchigen Flüssigkeit, spreizte die Beine – und Babys glitten heraus, zwei, drei Stück. Die Neugeborenen schwammen selbstsicher umher, mit offenen Augen. Sie besaßen offenbar weder eine Nabelschnur noch eine Plazenta. Eines der nur ein paar Sekunden alten Babys schien zu lachen.
    Die Bäuche der Pflegerinnen, die bei der Entbindung geholfen hatten, waren ebenso dick wie die aller anderen hier; es waren alles Weibchen, und sie waren samt und sonders schwanger. Und es war kein besonderer Zufall, dass diese Frau gerade in dem Moment entbunden hatte, als die Besucher zur Tür hereingekommen waren, dachte Alia: Zweifellos gab es hier ständig Geburten, jede Sekunde jedes Tages. Dies war natürlich das innerste Herz des Hügels.
    »Das sind die Mütter«, sagte Berra schlicht.
    Alia verstand. Dies war im Grunde überhaupt keine menschliche Gemeinschaft. Es war eine Koaleszenz; es war ein Schwarm.

 
30
     
     
    Ich bekam einen Anruf von Shelley Magwood.
    Sie sagte, sie habe einen Termin mit Earth Inc. vereinbart, dem größten privaten Geotech-Konzern der Vereinigten Staaten. Der Zweck des Treffens bestand darin herauszufinden, ob und wie wir ihre Fachkenntnis bei Makro-Projekten nutzen konnten, um unseren in der Entstehung begriffenen Plan zur Hydratstabilisierung in die Tat umzusetzen – ein entscheidender Schritt für uns.
    Das Meeting erfordere jedoch

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