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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit euch sprechen.«
    Einige lange Augenblicke geschah gar nichts. Dann bekam die gekrümmte Oberfläche des Hügels Dellen, und Sand rieselte zischend herab. Ein Zugang tat sich auf, ein niedriger Torbogen, der den Blick auf einen in die Dunkelheit führenden Gang freigab.
    Reath warf Alia einen Blick zu. »Übernimmst du die Führung?«
    Alia wusste nichts, was sie weniger gern getan hätte, als in dieses Maul der Fremdartigkeit hineinzugehen. Aber es war ihre Pflicht – oder vielleicht wollte sie auch nur nicht das Gesicht verlieren. Sie machte ein paar Schritte vorwärts und trat unter den Torbogen. Loser Sand rieselte auf sie herab und prasselte auf ihre Sichtscheibe.
     
    Der dunkle Gang führte zu einer schleusenartigen Innentür. Als sie alle drinnen waren, schloss sich die Außentür. Alia schaute zu der sich schließenden Tür zurück; sie sah nichts als Sand, der wieder seinen alten Platz einnahm, eine unauffällige Technologie.
    Für einen unangenehmen Moment waren die sechs von Dunkelheit umschlossen; nur das Kratzen ihres Atems hinter den Masken brach die Stille. Dann glitt die Innentür auf, und sie zwängten sich durch die Öffnung.
    Sie gelangten in einen weiteren niedrigen Gang, dessen gerundete Wände aus Keramik zu bestehen schienen. Matt erhellt von in die Wände eingelassenen Lampen, krümmte sich der Gang außer Sicht. Selbst die gedrungenen Campocs mussten sich bücken, um nicht an die niedrige Decke zu stoßen.
    Ein paar Schritte von der Tür entfernt, wartete eine Gestalt, um sie zu begrüßen.
    Alia trat vor. Dies war eine Frau, dachte sie – aber schlank und geschlechtslos und in ein nüchternes weißes Gewand gekleidet. Sie war haarlos; die nackte Haut ihres Gesichts und ihres Schädels war fleckig. Ihr Alter ließ sich nur schwer schätzen, obwohl sie aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer zarten Züge jung wirkte. Die Augen waren ihr auffälligstes Merkmal, große, wässrige Kugeln mit weiten, wachsamen Pupillen: Augen, die sich ans Zwielicht angepasst hatten, dachte Alia. Die Miene der Frau war ausdruckslos.
    Reath stieß Alia an. »Frag sie, wer sie ist.«
    »Ich bin Alia. Sag mir deinen Namen.«
    Die Frau musste darüber nachdenken. »Mein Name ist Berra.« Sie hatte einen starken Akzent, aber man konnte sie mühelos verstehen. Sie sprach langsam und artikulierte jede Silbe einzeln: Berra. Es war, als hörte sie den Namen selbst zum ersten Mal. »Du bist die designierte Transzendentin.«
    »Ja. Meine Begleiter sind…«
    Das interessierte Berra nicht. »Ich bin Kontakt-Spezialistin«, sagte sie. »Ich werde alle Fragen beantworten.«
    »Da bin ich sicher…«
    »Bitte sprich mit niemand anderem, dem du begegnest. Und mit nichts anderem. Sprich nur mit mir. Du brauchst nicht an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln.«
    »Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen.«
    »Was willst du wissen?«
    Alia holte Luft. »Ich möchte alles über die Erlösung erfahren.«
    Berra nickte. »Ah ja. Wir alle dienen dieser großen Sache. Dann willst du bestimmt die Lauscher sehen.«
    »Will ich das?«
    »Bitte komm mit.« Berra drehte sich um und führte sie den Gang entlang.
    Reath ging neben Alia und Drea her. Die Campocs scharten sich hinter ihnen zusammen. Sie wirkten neugierig und wachsam und schienen das Abenteuer zu genießen.
    Alia sagte zu Reath: »Wir dürfen nur mit ihr sprechen, und sie wird nur mit mir sprechen. Ich glaube, das ist fair.«
    »Zieh keine voreiligen Schlüsse«, warnte Reath. »Das hiesige Protokoll hat nichts mit menschlichen Verhaltensweisen zu tun.«
    »Hier herrscht offenbar Energiemangel«, sagte Bale. »Nicht allzu warm, nicht allzu hell, enge Korridore.«
    Seer flüsterte: »Und so ist es schon seit langer Zeit. Seht ihr, wie klein sie ist? Und diese großen Pupillen: Sie ist an diese halbdunklen Gänge angepasst.«
    Denh fragte: »Was glaubt ihr, was die Energiequelle ist?«
    Bale zuckte die Achseln. »Geothermie? Aber auf einem solchen Planeten müsste man sehr tief graben.«
    Reath schaute sich um. »Die Einzelheiten spielen eigentlich keine Rolle. Jede Koaleszentenkolonie ist mehr oder weniger so wie diese. Und die Enge hat nicht nur wirtschaftliche Gründe. Sie ist zweckdienlich. Man bleibt dicht beieinander; so bleibt man in die eusoziale Gemeinschaft eingeschlossen.«
    »Ja, aber…«
    »Schluss mit den Geschwafel!«, fauchte Reath.
    Berra führte sie tiefer in den Komplex hinein. Die Gänge waren leer; es gab keine Geräusche, keine Störung – keinen

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