Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Marketingleuten gehabt.
    Jedenfalls wusste ich, was sie meinte. Makaay war ein hoch gewachsener, massiger Mann mit eindrucksvoller physischer Präsenz, und sein breites, grobknochiges Gesicht schien Macht zu verströmen. Er ähnelte meinem Bruder John oder meinem Vater – einer jener kompetent aussehenden, großen und schweren Männer, die ernsthafte Wellen in der Welt schlagen. Ich gehörte jedoch nicht zu ihnen. Irgendwie wusste ich schon immer, dass ich nicht so werden würde wie sie.
    Makaay schien nicht beleidigt zu sein; er wirkte sogar belustigt. »Miss Magwood, mit ist durchaus klar, dass ich ein wandelndes Klischee bin. Aber Sie müssen wissen, dass ich die Hälfte meines Arbeitslebens in Washington sowie bei den UN- und Patronats-Zentren in New York oder Genf verbracht habe. Und glauben Sie mir, dort muss man eine solche Uniform tragen« – er zeigte auf seinen Körper – »um halbwegs ernst genommen zu werden. Wenn ich so aussehe, als arbeitete ich bei IBM, habe ich jede Diskussion schon halb gewonnen.
    Es hilft übrigens auch, dass ich Niederländer bin. Wir Holländer sind seit dem Mittelalter Geotechniker, seit wir unser Land dem Meer abgerungen haben, und genauso lange exportieren wir unsere Fachkenntnis schon. Heutzutage sind wir ziemlich begehrt, um den von der Überflutung bedrohten Ländern von den Pazifikinseln bis Bangladesch aus der Patsche zu helfen.«
    Wir schwiegen einen Moment. Natürlich stärkte es seine moralische Autorität, dass Holland im Lauf unseres Lebens seinen jahrhundertelangen Kampf gegen das Meer aufgegeben hatte und die Holländer ein Volk von Exilanten geworden waren.
    »Sie sind vielleicht eine Type, Mr. Makaay«, sagte Shelley trocken.
    »Aber wissen Sie, nicht ich bin der Atavismus«, sagte er spitzbübisch. »Es sind die Politiker und Bürokraten, mit denen ich mich herumschlagen muss. Die brauchten dringend mal einen kräftigen Entwicklungsschub.«
    Daraufhin lächelte sogar Shelley.
    Wir ließen die dünnen Sprühturbinen hinter uns, kehrten zur Küste zurück und flogen landeinwärts.
     
    Über der Mojave machten wir eine Art Rundflug zu weiteren Lieblingsprojekten von EI, die im Demonstrationsmaßstab überall in der Wüste errichtet worden waren. Es gab windmühlenartige, ordentlich aufgereihte Fabriken; Makaay sagte, sie hätten die Aufgabe, dem Wind Kohlendioxid zu entziehen, indem sie ihn über absorbierende Chemikalien wie Kalziumhydroxid hinwegführten. Dann folgten wir der Linie eines Kanals, einer schnurgeraden blauen Straße, die die Wüste durchschnitt, und flogen über grüne Flecken hinweg, ordentlich in Quadrate unterteilte und eingegrenzte Felder und Wälder. Später erfuhr ich, dass dies eine landbasierte Entsprechung der Planktonblüte war, die wir im Meer gesehen hatten; diese giftgrünen Gräser, Büsche und Bäume waren genetisch verändert worden, damit sie erheblich mehr Kohlendioxid speichern konnten als ihre wilden, unmodifizierten Vorfahren. Der Schlüssel schien eine Erhöhung des Ligningehalts zu sein.
    Die eindrucksvollsten Konstruktionen waren silberne Kuppeln, die riesigen Golfbällen ähnelten und in geduldigen Reihen standen. Weitere Anlagen zur Kohlenstoff-Sequestrierung, wie Makaay sagte. Das Prinzip war einfach: Viele tausend Tonnen Kohlenstoff wurden der Luft auf einen Schlag durch Abkühlung entzogen, dann mit einer isolierenden Hülle umkleidet – und einfach hier in der Wüste stehen gelassen. »Nicht besonders attraktiv, aber es funktioniert«, sagte er.
    Shelley diskutierte mit dem VR-Makaay über die praktische Durchführbarkeit. Der Betrieb einer riesigen Kühlanlage, mit der man all dieses Kohlendioxid ausfälle, injiziere doch selbst weitere Wärme in die Atmosphäre, nicht wahr? Ja, aber auf längere Sicht, im Verlauf eines Jahrzehnts oder mehr, sei der Nettoeffekt eine Reduktion der Wärmelast in der Atmosphäre durch die Beseitigung des Treibhausgases. Aber so effizient die Isolierung auch sein möge, es werde immer eine gewisse Leckage geben, nicht wahr? Letztendlich entferne man den Kohlenstoff also gar nicht aus der Luft, sondern verzögere den ganzen Prozess nur. Ja, gab Makaay zu, aber dies sei eine simple, im großen Maßstab anwendbare Methode, und man erkaufe sich damit zumindest etwas Zeit, während der man eine bessere Lösung ausknobeln könne…
    Wir waren alle in eine skeptische Geisteshaltung verfallen, dachte ich, sogar Shelley, vielleicht auch ich selbst. Geotech-Lösungen tendierten immer dazu, über

Weitere Kostenlose Bücher