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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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hat Reath eine Möglichkeit, sich mit einer anderen Transzendentengemeinschaft in Verbindung zu setzen, die näher an der Nord ist. Nach allem, was ich weiß, könnte es sogar ein oder zwei Transzendenten in der Nord geben…«
    Alia wusste, dass dies zu einfach war. Drea betrachtete die Transzendenz immer noch als eine Art Kommunikationsnetz, als wären die Transzendenten selbst nichts anderes als Überwachungsstationen, ihre Augen Kameras. Aber die Transzendenz war mehr als das. Die Transzendenz überstieg buchstäblich das menschliche Vorstellungsvermögen. Es gab nur einen Weg, die Transzendenz zu verstehen, dachte sie traurig, nämlich ein Teil von ihr zu sein, so wie sie es gewesen war, und selbst wenn sie nie wieder zu ihr zurückkehrte, würde immer eine gewaltige Kluft zwischen ihr selbst und ihrer Schwester bestehen bleiben.
    Aber sie spürte instinktiv, dass die Transzendenz kein Ort war, wo man in Zeiten menschlicher Krisen Hilfe suchte.
    Schließlich teilte Reath ihnen mit, dass ihre Reise zu Ende war.
     
    Die havarierte Nord war von einer Vielzahl kompakter und schlanker, robuster und feingliedriger Raumfahrzeuge umgeben. Die vielen Besucher seien gekommen, um zu helfen, versicherte Reath den Schwestern. »Eure Nord hat viele Freunde.«
    »Aber wenigstens einen Feind«, erwiderte Drea tonlos.
    Während sie näher herankamen und sich vorsichtig durch die Menge der Schiffe und der hin und her flitzenden Fähren schlängelten, wurde ihr Blickfeld allmählich freier. Alia konnte schon von weitem sehen, dass die Nord schwer beschädigt war. Der gedrungene Zylinder, das zentrale Element der Architektur der Nord, existierte noch – seine Zerstörung wäre gleichbedeutend mit der völligen Vernichtung des Schiffes gewesen –, aber gewaltige Energien waren gegen die Hülle gebrandet und hatten geschwärzte Narben und tiefe Kerben in der stumpfen Symmetrie der Nord hinterlassen. Die Überbauung aus Habitaten, Antennen, Sensoren und Manipulatoren um den alten Kern herum war ein wirres Knäuel, als wäre ein gewaltiger Sturm durch diesen zerbrechlichen künstlichen Wald gefahren.
    Immerhin funktionierten einige Ports der Nord noch. Die halbintelligente Maschinerie des Docks nahm routinemäßig, wenn auch ein wenig zaghaft, wie Alia fand, Verbindung mit der Fähre auf. Vielleicht konnten auch Maschinen einen Schock erleiden.
    Die Fähre wollte sie erst hinauslassen, nachdem sie Gesichtsmasken und Handschuhe angelegt hatten. Im Innern der Nord gab es luftleere Bereiche, und selbst die noch vorhandene Luft strotzte wahrscheinlich von Giftstoffen. Voller Furcht setzte Alia ihre Maske auf, die Maske, mit der sie einmal eine Koaleszenz besucht hatte; es war schlimm, Schutzkleidung anlegen zu müssen, um sein eigenes Zuhause betreten zu können.
    Schließlich öffneten sich die Luken und Schleusen. Ein Brandgeruch spülte über sie hinweg, ungefiltert von ihren Gesichtsmasken. Und in den Gängen wimmelte es überall von Leuten mit Masken und Handschuhen, die Reparaturen ausführten und Gerätschaften herumschoben. Das Innere des Schiffes war nicht wiederzuerkennen. Die Schwestern klammerten sich aneinander. Alia war entschlossen gewesen, tapfer zu sein, aber jetzt schien auch ihre Kraft zu versiegen. Dreas Augen waren weit aufgerissen, ihr Körper war unnatürlich steif, sie zitterte nicht einmal – sie hatte einen Schock, dachte Alia.
    Niemand begrüßte Alia und Drea: Es gab keine Botschaft, keine Nachricht, weder beruhigende Worte noch eine Bestätigung ihrer Befürchtungen. Es war, als hätte dieses beschädigte Schiff vergessen, dass sie überhaupt existierten.
    Reath versuchte sie dazu zu bringen, sich weiterhin auf ihr Ziel zu konzentrieren. »Das hat nichts zu bedeuten«, sagte er. »Auf der Nord herrscht Chaos. Die Katastrophe ist erst drei Tage her. Die Leute sind einfach zu beschäftigt… Macht euch keine Sorgen. Ich kenne den Weg. Folgt mir.« Als er die Fähre verließ, stolperte er und trieb davon, bis er Halt an einem Geländer fand: Sein Körperbau war für das Leben auf Planeten gedacht, nicht für dieses Herumkrabbeln in Mikroschwerkraft. Aber er orientierte sich tapfer, winkte den Schwestern und bahnte sich einen Weg durch die Gänge.
    Alia folgte ihm. Drea bewegte sich mechanisch.
    Die Nord hatte sowohl außen als auch innen Schaden genommen. Korridorwände waren aufgeschlitzt worden, Räume waren aufgeplatzt, ihr Inhalt verbrannt und zertrümmert. Alia sah mit einem Aufwall von Empörung, dass

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