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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zusammenarbeit, obwohl ich wusste, dass Morags Rückkehr zwangsläufig außergewöhnliche Belastungen für uns mit sich bringen würde.
    Der Wiederaufbau des »Kühlschranks« hatte bereits begonnen, bevor Shelley und ich zur Küste zurückkamen. Viele unserer technischen Mitarbeiter waren sehr jung – genauso wie der Selbstmordattentäter, selbst auch ein Techniker –, und eine ganze Reihe von ihnen waren ums Leben gekommen. Aber ihr Tod schien die Überlebenden zusammengeschweißt zu haben; es gab eine Entschlossenheit, »die Bösen« nicht gewinnen zu lassen, sondern die Sache als Andenken an jene, die wir verloren hatten, zu einem guten Ende zu bringen. Vielleicht war das eine vorhersehbare Reaktion: Wir waren alle in einer Welt aufgewachsen, die wir mit Terroristen teilten, in dem schrecklichen Wissen, dass bei jedem Schritt nach vorn schon jemand darauf wartete, uns zurückzuzerren. Aber es war trotzdem bewegend.
    Die Arbeit ging rasch voran. Das bereits angelegte Tunnelnetz, das etliche Kubikkilometer des Meeresbodens durchzog, war intakt, bis auf den Bereich unmittelbar unter der Bohrinsel.
    Shelley hätte sich keine Sorgen um unsere Maulwürfe zu machen brauchen; wie ich gehofft hatte, funktionierten die meisten von ihnen noch. Nach dem Ausbleiben der Befehlssignale waren sie einfach geduldig in ihren Tunnels hocken geblieben und hatten darauf gewartet, dass wir widersprüchlichen Menschen uns darüber klar wurden, wie es weitergehen sollte.
    Die Bohrinsel, unsere ehemalige Projektbasis, war jedoch nur noch ein Trümmerhaufen. Bald war ein neues Projekt zu ihrer gefahrlosen Demontage im Gange, an sich schon ein gewaltiges Unterfangen. Die neue Stickstoff-Verflüssigungsanlage würde auf einer Plattform errichtet werden, die nicht weit vom Standort der Bohrinsel entfernt am Meeresboden verankert werden sollte. Sobald sie fertig gestellt und mit unserem Netz verbunden war, würden wir alles neu starten und die Analyse unseres Prototyp-Systems beenden, eine Arbeit, die wir am fatalen Tag der Explosion gerade erst begonnen hatten.
    Und sobald der Machbarkeitsbeweis vorlag, würden wir mit der Mütze in der Hand zu den Behörden gehen und um Unterstützung für die Ausweitung des Einsatzes unserer Technik bitten. Barnettes Verlust war ein gewaltiger Schock gewesen, aber der ganze Vorfall hatte das Projekt erst richtig ins Rampenlicht gerückt, und wir hatten jeden Grund zur Hoffnung, dass der Bombenanschlag uns letztlich mehr nützen als schaden würde.
    Wir bewegten uns also wieder vorwärts. Wir alle halfen einander, uns zu erholen – und retteten dabei vielleicht die Welt. Es war zutiefst befriedigend, und es nahm unsere gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Mitten in alledem war Morag eher eine störende Ablenkung für mich. Unglaublich, nicht wahr?
     
    Wir aßen zusammen, gingen zusammen spazieren, schliefen im selben Bett.
    Es war natürlich wundervoll, sie in den Armen zu halten, in ihrem Duft, ihrer Wärme und der Art, wie sich ihre Haare an meiner Brust ringelten, zu versinken – Sinneseindrücke, die mein Bewusstsein vergessen hatte, an die sich mein Körper jedoch erinnerte. Es schien, als wäre ich plötzlich wieder ganz.
    Wir hatten allerdings keinen Sex. Ich wusste nicht genau, warum nicht. Mein Körper reagierte auf ihre Nähe, und ich glaube, ihr ging es genauso. Aber irgendwie schien es nicht richtig zu sein. Vielleicht hatte es etwas mit der Seltsamkeit ihres neuen Körpers zu tun, einer Dichte, die ich spüren konnte, wenn ich sie berührte. Womöglich war die Wahrheit jedoch einfacher. Ich war siebzehn Jahre älter als beim letzten Mal, sie hingegen war überhaupt nicht gealtert; vielleicht wollte ich sie nicht enttäuschen.
    Morag trug es mit Fassung. »Lass dir Zeit«, sagte sie. »Es ist ja nicht so, als müsste einer von uns wissen, wie man mit dieser Situation umgeht. Ich meine, wie viele Selbsthilfegruppen gibt es für Ehemänner, deren tote Frauen wieder zum Leben erwacht sind? Wir finden da schon irgendwie durch…«
    Genau wie ich zu Tom gesagt hatte. Aber bald war ich mir nicht mehr sicher, ob ich es selbst glaubte.
    Wenn wir uns unterhielten, war alles in Ordnung, solange wir über die Vergangenheit sprachen, über unsere gemeinsamen Jahre. Sie interessierte sich für meine Arbeit, weil sie sich für mich interessierte.
    Doch wenn wir über die größere Welt sprachen, geriet sie rasch durcheinander, und ich befürchtete sogar, dass sie sich langweilte. Schließlich war sie seit

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