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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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Ich war mir undeutlich meines Körpers bewusst, meines echten Körpers, der leicht betäubt in einer auf Körpertemperatur gehaltenen Flüssigkeit lag und sich im Dunkeln hin und her wälzte, als hätte ich einen schlechten Traum. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Hier entlang.« Sie drehte sich zu dem großen Krankenzelt um.
    Ich folgte ihr. Meine VR-Schritte fühlten sich sehr schwer an.
     
    Wir betraten das Zelt. Dazu mussten wir eine Art Luftschleuse aus durchsichtigem, aufgeblasenem Kunststoff durchqueren. Natürlich hätte ich einfach durch die Wände gehen können, aber Dameyer hob die Zeltklappen für mich hoch, und ich wahrte die Etikette. Drinnen war es dunkel; das Bild, das ich vor mir sah, flimmerte und flackerte. Meine VR-Augen reagierten auf die veränderte Lichtstärke so schnell wie die sich öffnende Blende eines Fotoapparats.
    Als ich wieder etwas sehen konnte, ließ ich den Blick hektisch über Reihen von Segeltuch-Klappbetten schweifen. Med-Roboter, schwerfällige, mit Geräten beladene Wagen, surrten wichtigtuerisch. Die meisten Patienten trugen Sauerstoffmasken, und IV-Schläuche schlängelten sich in Arme. Ich sah nicht allzu viele Spuren traumatischer Verletzungen, keine gebrochenen Rippen oder Beine. Die Menschen sahen wie Opfer einer Vergiftung oder eines Gasanschlags aus, wie bei dem Vorfall in der Londoner U-Bahn in den 2020er Jahren. Nicht dass ich ein Fachmann für medizinische Notfälle wäre. Die Patienten waren allesamt Erwachsene – und offenbar keine Einheimischen; diese ganze Einrichtung war von den Westmächten zur Betreuung ihrer eigenen Leute hergeschickt worden.
    Mein Sehvermögen versagte erneut. Ich schüttelte den Kopf, als ob das helfen würde. »Verdammt.«
    »Das Problem ist das Zelt«, meldete sich eine leise Stimme. »Metalldrähte im Stoff machen es zu einem einfachen Faradayschen Käfig. Mag sein, dass es die Vereinten Nationen sind, aber dies ist eine militärische Operation, Dad…«
    Ich fuhr herum. Es war Tom. Sein vertrautes Gesicht blickte von einem grünen Militärkissen zu mir auf. Ich konnte ihn nur mit Müh und Not sehen.
    Es war ein schwieriger Augenblick. Als VR kann man nicht weinen, jedenfalls nicht mit der billigen Software, die John für mich besorgt hatte. Aber ich weinte, dieser übergewichtige, untrainierte Körper, der in einem Tank in der Innenstadt von Miami schwamm wie ein Baby in einem Mutterleib, das sich sein embryonales Herz aus dem Leib heulte. Nicht nur das, meine Kommunikationsverbindung stürzte immer wieder ab, sodass sich Toms Bild in Flächen und Schatten auflöste, als wäre er derjenige, der nicht wirklich hier war, und nicht ich. Ich versuchte, ihn zu umarmen. Ich schloss die Arme um leere Luft, während Protokollwarnungen klingelten. Kann es etwas Traurigeres geben?
    Tom war garantiert nicht damit einverstanden, wie ich auf der Suche nach ihm hierher geeilt war. Das erlaubte die Logik unserer Vater-Sohn-Beziehung einfach nicht. Doch als ich im Halbdunkel dieses Krankenzelts derart tollpatschig Kontakt mit ihm aufzunehmen versuchte, war seine Miene sanft – nicht freundlich, aber zumindest nachsichtig. Auf seine Weise, dachte ich, war er froh, mich zu sehen.
    Diese Farce dauerte nur ein paar Augenblicke, dann schickte mich der für Tom zuständige Arzt hinaus, weil ich die anderen Patienten störte. Aber er hatte Mitleid mit uns. Tom habe keine sehr starke »Dosis« abbekommen, sagte er, und obwohl er immer noch Bettruhe brauche, könne er das Feldlazarett verlassen.
    Also schwang Tom die Beine aus dem Bett, und ein Med-Bot half ihm, Hose und Jacke anzuziehen. Nur mit einem leichten Sauerstofftornister ausgerüstet, die Maske lose um den Hals, humpelte er langsam aus dem Zelt. Ich hätte ihn liebend gern gestützt, aber das konnte ich natürlich nicht. Stattdessen erlaubte er Major Sonia Dameyer, seinen Arm zu nehmen.
    Sie führte ihn zu einem der mit Schlamm verkleideten, tipiartigen Bauten und half ihm durch den niedrigen Eingang mit der Lederklappe. Der fest gestampfte Lehmboden im Innern war mit sehr alten und abgenutzten Teppichen aus irgendwelchen Tierhäuten ausgelegt. Es gab drei mit Gras ausgestopfte Matratzen und einen Stapel Kochtöpfe. Das einzige signifikante Möbelstück war ein großer, alter, mit einem Vorhängeschloss versehener Koffer: der Familienschatz eines Nomadenvolkes. Meine Systeme trugen den Gestank von abgestandenem Bratfett heran.
    Das Tipi hatte einen Bewohner, einen Einheimischen, einen Jungen in einer

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