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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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flüsternd.
    » Weißt du, was mir am meisten ausgemacht hat, als ich zuerst merkte, dass ich – schwul war? Zu wissen, dass ich wahrscheinlich nie eigene Kinder haben würde. Ich stand meinen Brüdern nie sehr nahe. Johnny und ich haben uns immer wie wild gestritten und Mark, na ja, wir haben uns einfach verloren. Aber seit dem ersten Tag, den ich mit dir gearbeitet habe, war d as so, als ob einer meiner Brü der so gewesen wäre, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte. Wirklich mir nah. Jemand, der mich wirklich mag.
    Weißt du was? Als ich zuerst – scharf auf dich wurde, habe ich mir gesagt, dass ich dich einfach viel zu gern habe, um mit dem… dem anderen Kram, dem Sexkram, anzufangen. dass es besser wäre, dich bloß wie – wie einen kleinen Bruder zu haben, den – den ich – « Seine Stimme verstummte, und er sagte, fast hauchend, »lieben könnte…«
    Tommy streckte seine Arme in der Dunkelheit aus und schlang sie um Mario. Er sagte, sein Gesicht in Marios Schulter vergraben: »Ich h atte nie einen Bruder. Ich hab’ immer so getan, als ob du wirklich mein großer Bruder bist. Wie Papa Tony gesagt hat.«
    »Tatsächlich?« Sie umarmten sich im Dunkeln und Tommy war froh, dass Mario sein Gesicht nicht sehen konnte. Er sagte durch den Klo ss in seinem Hals: »Ich hab’ immer Angst gehabt, dass es dir zu viel wird, wenn ich immer hinter dir herrenne wie ein junger Hund.«
    »Angst, das ist es wohl«, murmelte Mario in seinen Nacken. »Du warst so verdammt jung, und ich hatte Angst, dass ich –dass ich meine Finger nicht von dir lassen könnte. Wie an dem Abend, als wir vom Strand nach Hause fuhren. Gott, ich hab’ Blut und Wasser geschwitzt!
    Ich dachte, du rennst gleich ins Haus und erzählst Lu oder sonstwem, dass ich dich belästigt hätte.«
    »Täte ich nicht. Täte ich nie. Wenn ich sauer auf dich gewesen wäre, hätte ich es dir erzählt – niemand anderem. Ich dachte, das weißt du.« Tommy zögerte. »Mario, kann ich dich was fragen? Wie hast du erfahren, dass du so bist? Homosexuell?«
    Mario schwieg so lange, dass Tommy sich fragte, ob ihn die Frage nach all dem verletzt hatte. Aber er sagte schließlich : »Okay, ich war wohl ein paar Jahre älter als du. Sechzehn. Du mu ss t wissen, dass ich katholisch erzogen wurde, und jedes Mal , wenn wir irgendwelche Gedanken über… über Sex hatten, hatten wir gelernt, dass wir sie beichten mu ss ten. Wir haben gelernt, sie ›unreine Gedanken‹ zu nennen. Und der Priester schimpfte uns aus und gab uns Rosenkränze und sagte uns, dass wir um Reinheit oder so was beten sollten. Na ja, ich hab es mit ein paar Mädchen versucht, und es war nur ein Großes Nichts. Ich meine, es schien ihnen zu gefallen. Es ging so, wie es sollte, glaube ich, aber ich stellte fest, es war so was wie Biertrinken oder die ganze Nacht aufbleiben, Sachen, die riesig klingen, bist du alt genug dafür bist. Und dann ist es nichts Besonderes mehr. Nach einer Weile dachte ich, ich hätte ‘nen schwachen Sextrieb und ließ es damit bewenden.« Er zögerte und lachte etwas.
    »In jenem Jahr hab’ ich mir das Handgelenk gebrochen.
    Das, welches mir jetzt Sorgen macht – was mich daran erinnert, dass ich morgen einen Doktor suchen mu ss . Ich mu ss te jedenfalls sechs Wochen, zu Beginn der Saison, pausieren. Ich mu ss te rumhängen, nichts tun, und hab’ Lucia verrückt gemacht. Sie reiste wieder mit uns, ver sorgte Liss, aber flog natürlich nicht – sie war immer noch ziemlich krank – , sie trat in der Parade mit auf, kümmerte sich um unsere Garderobe und war unser Manager. Sie hat gesagt, ich könnte nach L. A. gehen, nach Haus, bis mein Gelenk verheilt wäre, aber ich wollte bei der Show bleiben. Na ja, jedenfalls war da ein Tour neeplaner in der Show – verdammt, mir fällt nicht mal mehr sein Name ein. Harry irgendwas. Bennet. Nein, Bennicke, das war’s. Harry Bennicke. Er fragte mich, ob ich eine Woche mit ihm reisen möchte, Vorhut, Plätze aussuchen, Plakate aufhängen, Leute finden, die man bestechen muss – all so ‘n Kram. Okay, ich ging mit und wir teilten uns ein Hotelzimmer. Ich wu ss te bald ziemlich gut, was los war, durch ein paar Dinge, die er sagte. Er gab mir ein oder zwei Drinks, aber es wär’ nicht fair zu sagen, dass er mich betrunken gemacht hat. Ich hab’ jedenfalls rausgefunden, dass es nicht an meinem Sextrieb lag – ich hab’ bloß in der falschen Liga gespielt. Das ist alles.« Er rieb nachdenklich sein Handgelenk. »So war’s

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