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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Pa ss auf deine Finger auf«, fügte er automatisch hinzu, bevor er die Tür zuschlug.
    Sie hatte immer noch k indliche Grübchen, wenn sie lä chelte. »Wenn mich die Leute bloß Ann nennen würden.
    Es gibt keine Big Ann hier in der Show, und es klingt doof.«
    »Ich versuch’ dran zu denken, aber ich hab’ dich so genannt, seit wir sechs waren. Hör zu, der Film in der Stadt ist ein Western, aber zehn, elf Kilometer den Highway hoch gibt’s eins von den neuen Autokinos – wo du im Auto sitzt und vorne auf der großen Leinwand den Film siehst. Und man kriegt einen Lautsprecher fürs Auto.«
    »Ich hab’ sie unterwegs gesehen, aber ich war noch nie in einem drin«, sagte Ann. »Was gibt’s?«
    »Irgendein Musical, glaube ich. Aber es ist jedenfalls kein Western. Ich hab’ gefragt. Willst du dahin?«
    »Das ist wohl ganz lustig«, sagte sie spröde. »Aber du fährst – es liegt bei dir.«
    Das Autokino war schwach beleuchtet. Nach einer Weile, während sie darauf warteten, dass der Film anfing, legte Tommy seinen Arm um Anns Schultern.
    Sie rückte ein wenig näher, aber saß noch gerade.
    »Willst du Popcorn?« fragte er.
    »Gern!« Sie klang erleichtert.
    Er kam von der Bude zurück und balancierte ein Papptablett mit zwei Beuteln Popcorn und zwei großen Pappbechern, die hauptsächlich mit Eis gefüllt waren. »Hier«, sagte er. »Ich wu ss te nicht mehr, ob du Coca-Cola magst, da habe ich dir Seven-Up mitgebracht.«
    Sie tranken die Brause und aßen das Popcorn und sahen den Lichtern der hereinfahrenden Autos zu, als sich die Dunkelheit über sie senkte.
    »Komisches Gefühl, im Publikum zu sein«, sagte Ann.
    »Es wäre komisch, die ganze Zeit in der gleichen Stadt zu wohnen und immer in denselben Film zu gehen. Sieh mal, die Leinwand wird hell. Ich glaub’, die Vorstellung geht los.«
    Mit einem Krach aus dem Lautsprecher erschien Bugs Bunny auf der Leinwand. Tommy aß sein Popcorn auf und knüllte die Tüte zusammen. Er machte es sich für den Film bequem. Nach einer Weile legte er beiläufig eine Hand auf Anns Knie. Sie ließ sie dort eine Weile liegen, ohne sich zu bewegen und gab ihm dann ihre Hand zum Halten. Nach ein paar weiteren Minuten legte er seinen Arm um sie, und sie lehnte sich behaglich an ihn. Sie roch sehr sauber, nach Seife und Körperpuder und einem leichten, fruchtigen Aroma.
    »Du riechst wie Erdbeeren«, sagte er.
    »Das ist wohl mein Lippenstift. Er schmeckt nach Kirschen.«
    Nach einer weiteren Minute kü ss te er sie fordernd auf die Wange, sie drückte seine Hand in der Dunkelheit, sagte aber sanft: »Sehen wir uns den Film an, okay?«
    »Okay, aber so gut ist der Film doch nicht.«
    »Ich glaub’ nicht«, murmelte sie, und in dem schwachen Licht sah er wieder ihre Grübchen. Nach einer Minute drehte er ihr Gesicht zu sich und kü ss te sie. Diesmal auf den Mund. Sie wand sich sehr bald heraus und sagte etwas atemlos: »Hey, nicht ganz so leidenschaftlich, mh?«
    Aber sie machte keine Anstalten, auf ihre Seite des Sitzes zu rutschen, und er war verwirrt. In dem Film hatte er den Faden verloren, obwohl der Hauptfilm angefangen hatte und die Leinwand voll von Mädchen in gerafften mexikanischen Röcken w ar, die sich in einer Art spani schem Tanz drehten. Ihm waren Little Anns feste, sonnengebräunte Schultern im Arm viel bewu ss ter. Vorsichtig legte er seine freie Hand an ihre Brust. Er versuchte immer noch, einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf den Film zu richten, aber als Ann seufzte, und ihr Gesicht hob, um gekü ss t zu werden, vergaß er die Leinwand.
    Nach etlichen Minuten sagte er heiser: »Dein Lippenstift schmeckt wirklich nach Kirschen.«
    »Mm-hm.«
    Tommy fühlte sich plötzlich unbehaglich. Das angenehm diffuse Streicheln und Kuscheln war plötzlich und schmerzlich sexuelle Erregung geworden. Es bestürzte ihn. Irgendwie war es ihm nie in den Sinn gekommen, nicht mal als entfernte Möglichkeit, dass er durch ein Mädchen erregt werden würde. Irgendein Mädchen.
    Ausgerechnet Little Ann. Irgendwo tief im Innern war er eigenartig zufrieden mit sich selbst, aber hauptsächlich war er beunruhigt und wollte nicht, dass sie es herausbekommt. Aber er schien sich nicht daran hindern zu können, sie an seinen Körper zu ziehen, so dass sie es bemerken mu ss te.
    In einer Pause zwischen Küssen murmelte sie: »Ich hab’ nie jemanden gekannt, der so gekü ss t hat.«
    War irgendetwas anders, verräterisch – schwul? – daran, wie er kü ss te? Er hob seinen Kopf, und

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