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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schon freie Stellen in der Reihe der Wohnwagen, da ein paar Artisten losgefahren waren, sobald die Abendvorstellung vorüber war. Als er gerade leise in den ZaneWohnwagen eintreten wollte, hörte er einen leisen Pfiff und drehte sich um und sah, unter einer Straßenlaterne außerhalb des Platzes, Mario stehen, der eine Hand hob und winkte. Als Tommy ihn erreichte, bedeutete Mario ihm, dass er ruhig sein sollte, und zog ihn dann aus dem Lichtkreis heraus. Der Highway, der hinter dem Platz vorbeiführte, war dunkel und still, und eine Reihe von Lichtern wie Funken oder Juwelen führte endlos über die Prärie in einer sich verkleinernden Perspektive . Tommy unterbrach schließlich die Stille: »Hör zu, Mario, meine Mutter wird aufwachen und auf die Uhr sehen und mir die Hölle heiß machen!«
    Mario zuckte die Schultern. »Na ja, es ist das letzte Mal für ein paar Monate, dass du dir darüber Sorgen machen mu ss t, ob ich dich in Schwierigkeiten bringe. Ich habe gedacht, wir verabschieden uns, ohne dass uns die ganze Show dabei zusieht, das ist alles.«
    Die trockenen Blätter einer Balsampappel rauschten über ihren Köpfen und unterstrichen die Tatsache, dass sie beinahe flüsterten. »Angelo ist mir auf den Pelz gestiegen, weil ich so hart mit dir war, Junge. Verdammt, ich mu ss te es. Kannst du es nicht verstehen? Ich mu ss te hart mit dir sein, Tommy. Wenn ich nicht so hart wäre, würde ich schmelzen und ganz weich werden, und du würdest mich in irgendeiner Pfütze wiederfinden.« Seine Stimme versagte.
    »Das ist mir egal«, sagte Tommy. »Vor Leuten kannst du zu mir so hart sein, wie du willst. Ich glaube, Angelo hat wohl nicht daran gedacht, wie du zu mir hinter seinem Rücken warst.«
    Zuerst zögernd, dann unmi ss verständlich, lachte Mario.
    In der Dunkelheit warf er seinen Arm um Tommy und drückte ihn an sich in einer kurzen, intensiven Umarmung. »Sei nicht so hart zu mir, okay, Junge?«
    Tommy kicherte und sagte: »Das werde ich nicht beantworten.«
    Mario starrte, begriff und schnauzte: »Pa ss auf, was du sagst, du frisches Ei.« Dann, weil Tommy in dem schneidenden Wind zitterte. »Hey, hör zu, ich sollte dich nicht solange hier draußen in der Kälte behalten. Angelo glaubt wahrscheinlich, dass ich losgegangen bin, um mich zu betrinken oder so was, und er wird nach mir suchen; wir wollen um drei Uhr morgens losfahren. Wir sagen jetzt besser Auf Wiedersehen.«
    »Okay«, sagte Tommy tonlos. »Auf Wiedersehen.«
    »Lucky, was ist los?«
    »Was glaubst du?« Tommy merkte zu seiner Verärgerung , dass seine Stimme zitterte. »Vielleicht kannst du so einfach Auf Wiedersehen sagen, für Monate, einfach so –und es macht dir nichts aus. Ich kann es nicht.«
    Mario drehte ihn heftig herum. Sein Gesicht war plötzlich überschattet von den finsteren Wolken vor dem Mond. »Wer, zum Teufel, hat dir gesagt, dass es mir nichts ausmacht? Aber – hör mal, Junge; ich weiß , dass dies hart für dich ist. Ich wollte mir irgendwas ausdenken – aber manche Dinge sind einfach wie ein Fall ins Netz.
    Du gewöhnst dich nicht dran, und es wird nicht einfacher, aber das einzige, was du tun kannst, ist weitermachen.
    Und ich kann nicht für dich fallen. Sicher hasse ich es, so Auf Wiedersehen zu sagen; sicher werde ich dich vermissen. Aber es gibt ein paar Sachen, die ich nicht leichter machen kann, als sie sind. Und dann braucht man es gar nicht zu versuchen. Okay?«
    »Was, zum Teufel, soll ich denn dazu sagen?«
    Mario seufzte. »An sich ist es ganz gut, wenn wir uns für eine Weile trennen«, sagte er. »Das wird dir eine Chance geben, über all das gut nachdenken zu können.
    Darüber, was wir getan haben, über das Leben, das du willst. Eines Tages siehst du es vielleicht so, wie es andere Leute sehen würden. Beihilfe zur Straffälligkeit eines Minderjährigen oder was Schlimmeres.«
    »Du reitest immer darauf herum«, sagte Tommy und hörte seine Stimme wieder als Sopran sprechen. »Wenn ich alt genug bin, meinen verdammten Hals 15 Meter hoch in der Luft zu riskieren, dann bin ich todsicher auch alt genug zu entscheiden, mit wem ich schlafen will.«
    »Egal, wenn du ein paar tausend Kilometer weg bist und klar denken kannst, wirst du vielleicht anfangen, mich zu hassen.«
    »Fang nicht damit an, Mario. Es macht mich fertig, wenn du damit anfängst.«
    »Okay, okay, Junge.« Mario tätschelte seinen Arm.
    »Aber es wird uns nicht schaden, wenn wir eine Weile auseinander sind. Bis Januar ist es nicht so

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