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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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du, dass er Coe in unseren Akt gesteckt hat, anstatt einen anderen Fänger zu verpflichten? Hat ihm wahrscheinlich hundert Dollar pro Woche erspart.« Er ging zwischen den Kofferreihen weg, und Tommy dachte: Coe Wayland kann einen auf die Palme bringen, klar. Aber solange sie auf ihm rumhacken können, lassen Johnny und Mario sich gegenseitig in Ruhe.
    Mario beugte sich über Tommy, der neben seinem Koffer kniete und murmelte leise, gerade laut genug, dass Tommy es hören konnte: »Ich wette, du hast nicht gewusst , dass ich so ein gutes Gedächtnis hab’, nicht ragazzo?«
    »Was soll ich dazu sagen?«
    »Hab’ dir doch gesagt, dass ich ein sentimentaler Kerl bin«, murmelte Mario. »Hey, wieso kriegst du denn rote Ohren? Wirst du rot oder was?«
    »Ach, komm«, murmelte Tommy verärgert. »Hör auf, Mario.« Niemand im Umkleidezelt beachtete sie, trotzdem war ihm die Anwesenheit der anderen Männer schmerzhaft bewu ss t.
    Mario lachte und richtete sich auf. »Darüber reden wir später«, sagte er und beim Hinausgehen bemerkte er noch: »Die Küchenzeltflagge ist oben. Ich glaub’, ich geh’ essen.«
    Tommy blieb da und kniete neben seinem Koffer. Teilweise gefiel es ihm, dass Mario sich auch daran erinnert hatte, und etwas von der großen Aufregung und Intensität ihrer ersten gemeinsamen Saison wiederbelebt hatte, andererseits war er verärgert, dass Mario ihn vor anderen neckte, wenn er nichts erwidern konnte, ohne sie zu verraten oder zu viel preiszugeben.
    Was, zum Teufel, sollte er denn sagen?
    Aber zwischen der Nachmittags und der Abendvorstellung entdeckte er etwas, das Zorn und Verlegenheit gleichermaßen vertrieb. Er sagte nichts im Umkleidezelt, auch nicht, als der Zirkuszug nach der Vorstellung beladen wurde. Als sie sich in ihrem Abteil eingeschlossen hatten und der Zug losfuhr, machte Mario das Licht aus und sagte mit einer S timme, die Tommy kaum durch das Rattern des Zuges hören konnte: »Komm runter in mein Bett, Tommy. Mir scheint, du hast mir was über Lawton, Oklahoma, zu sagen, hm?«
    »Klar«, sagte Tommy und rutschte runter. »Da ist noch etwas, was ich dir zuerst sagen mu ss , Mario. Hör zu.
    Weißt du, dass Coe Wayland trinkt? Er hat eine Flasche Whiskey in seinem Koffer.«
    »Ich weiß . Er hat Angelo welchen gegeben. Er ist nicht der einzige – Lucia hatte auch immer welchen, falls jemand Zahnschmerzen oder eine Erkältung bekam oder so.«
    »Ich hab’ ihn betrunken gesehen«, sagte Tommy störrisch. »Ein paarmal. Nicht stockbesoffen, aber betrunken.
    Ich hab’s auch gerochen, letzten Sonntag.«
    »Wen schert es, was er mit seinen Sonntagen macht?
    Wenn jeder Artist, der sich sonntags betrinkt, abgesetzt würde, mü ss ten sie die Show dichtmachen.«
    Tommy sagte störrisch: »Er hat heute Abend getrunken.
    Direkt, bevor wir aufs Trapez gegangen sind.«
    Mario saß kerzengerade in seinem Bett. »Hey, Moment mal«, sagte er. »Ich weiß , du magst den Kerl nicht, ich kann selbst seinen Anblick kaum ertragen, aber stimmt das, Tom? Du denkst dir das nicht aus oder übertreibst, weil Wayland gemein zu dir war?«
    »Was, zum Teufel, denkst du von mir?« fragte Tommy wütend. »Das würde ich mit niemandem tun.«
    Mario runzelte die Stirn. »Tut mir leid, Junge, aber dies ist wichtig. Du kannst so was nicht einfach über einen Flieger sagen. Entweder du bleibst dabei oder du lä ss t es für immer fallen.«
    »Ich hab’ gesagt, er hat heute Abend getrunken. Direkt bevor wir aufs Trapez gegangen sind. Du weißt , ich bin gerade vor der zweiten Hälfte zum Zelt zurückgegangen.«
    »Ich dachte, du wärst aufs Klo gegangen, um zu pinkeln .«
    »Bin ich auch«, sagte Tommy. »Und ich glaub’, jemand hat sich übergeben, weil es so stank. Und ich bin darin ausgerutscht und hab’ das Zeug auf meine Schuhe bekommen. Ich hab’s mit ein bi ss chen Heu abgewischt, aber es war auch an meinen Socken, da bin ich zurück zum Umkleidezelt gegangen, um mir ein frisches Paar zu holen und da war er und trank. Er knallte seinen Koffer zu und ging sofort raus wie er es immer tut, aber er ließ das Glas auf dem Boden neben seinem Koffer, und ich hab dran gerochen und verdammt, Mario, ich weiß wie Whiskey riecht!«
    Mario starrte ihn an. Er sagte: »Du meinst, bevor er auf das Trapez gegangen ist? Direkt, bevor wir zu fliegen anfingen?«
    »Ja!«
    Marios Gesicht war langsam farblos geworden. »Warum hast du es mir nicht gleich erzählt?«
    »Ich wu ss te nicht, was ich machen sollte«, sagte Tommy.

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