Trapez
frischen Gesicht und dem umgänglichen Lächeln. Auf seine Art hatte er die gleiche Anmut wie Johnny und Mario. Jetzt, in diesem ungeeigneten Moment, scho ss der Gedanke durch Tommys Kopf –Eine Menge der besten Fliegerei ist unterdrückte Homosexualität –, und er erschrak.
»Sieh mal, Matt«, sagte Wayland, »ich bin schon lange in diesem Geschäft. Ich weiß , was ich vertrage. Ich arbeite besser mit ein paar Gläsern intus. Es entspannt mich.
Vertrau mir. Mensch, ich hab’s die ganze Saison durch gemacht, und du solltest langsam wissen, dass ich es vertragen kann.«
Johnny und Mario sahen sich an und hatten ihren persönlichen Streit vergessen. Johnny sagte: »Hör zu, damit macht man keinen Spaß . Geh zum Zelt zurück, Wayland.
Wir stehen heute Abend beim Bo ss für dich ein, aber dies ist das Ende. Niemand, der trinkt, tritt mit uns auf, stimmt’s Matt?«
»Stimmt«, sagte Mario.
Johnny übernahm die Leitung. »Pa ss auf, wir lassen heute Abend die Duo-Nummer aus. Stella, lauf und sag einem der Mädchen, dass sie dem Kapellmeister Bescheid sagen sollen.« Sogar jetzt mu ss te Tommy Johnnys Talent für schnelles Denken in Krisensituationen bewundern.
»Hör zu, Matt, du und Tommy, ihr fangt mit je zwei Übergängen an – sagen wir eine Waage und eine halbe Drehung für ihn, und du machst einen Pa ss übers Trapez, eine Pirouette zurüc k und dann einen Doppelten rück wärts. Dann la ss Stel ihre besonderen Flüge machen, die sie heute gemacht hat, und du und Tom hört mit der Passage auf – wir sind alle zu sehr durcheinander für den Dreifachen. Klar?«
»Klar«, sagte Mario schnell. »Klar, Tom?« Schnell ging er noch einmal die Reihenfolge durch. Die Band begann mit ihrer Auftrittsmusik, und die Brüder streckten sich ihre Hände entgegen und schüttelten sie schnell.
»Okay, großer Bruder, vergi ss es«, sagte Johnny.
Coe Wayland stand da, die Arme in die Seite gestemmt und beobachtete sie. Er grinste boshaft. »Habt ihr nicht was vergessen? Glaubt ihr, ihr könnt verhindern, dass ich aufs Trapez gehe? Nach all dem Spektakel heute braucht ihr bloß noch einen Krach, und euer Name liegt im Dreck.«
»Benutz deinen Schädel, Coe«, sagte Johnny. »Schlaf dich aus oder was. Wir reden morgen darüber. Wir sind dran.«
Coe fuhr sie wütend an: »Ihr idiotischen Besserwisser glaubt, dass ihr mich davon abhalten könnt raufzugehen?«
Er bahnte sich seinen Weg zwischen Mario und Johnny.
»Ich trete auf, außer , ihr wollt mitten in der Hauptmanege einen Streit. Glaubst du, dass du mich aufhalten kannst, Lackaffe?«
Marios Gesicht erbla ss te. Ohne Warnung holte er aus und schlug hart auf Coe Waylands Genick. Der Mann grunzte verblüfft und fiel hin. »Wow«, pfiff Johnny, aber er fing den zusammensackenden Körper und reichte ihn einem verblüfften Arbeiter hinüber, während der Ansager hinausplärrte: »Und in der Haupt manege – meine Damen und Herren – die Flying Santellis!«
»Andiamo«, sagte Johnny mit teuflischem Grinsen und hakte Mario unter, Mario hielt seinen freien Arm Tommy entgegen, und zu dritt gingen sie in das Scheinwerferlicht hinaus und warteten dort auf Stella, die aus Richtung der Kapelle aus zu ihnen kam. Mit seiner Hand unter Marios Arm bemerkte Tommy, da ss , was auch immer es bewirkt hatte – durch das Bedürfnis dem Außenseiter gegenüber die Rangordnung festzulegen –, Mario wieder der alte war.
Stunden später, allein in ihrem Abteil, saß Mario auf der unteren Koje, sein Gesicht in seinen Händen. Er sah bla ss und verheerend aus, aber er hob seinen Kopf und brach in schallendes Gelächter aus, als Tommy vom Korridor aus hereinkam.
»Ist Coe Wayland gut mit dem Zug mitgekommen?«
»Klar«, sagte Tommy, »aber er ist so wütend wie ein durchgehender Elefant. Jesus, Mario, er ist bereit, jemanden umzubringen.«
Mario lachte gezwungen. »Zuerst muss er zugeben, dass er stockbesoffen war, und das kann ich mir nicht vorstellen. War das heute nicht ein verrückter Tag?«
Er stand auf, legte seine Hände auf Tommys Schultern und drehte ihn sanft herum. »Lucky…«, sagte er flehentlich .
Tommy schob ihn weg. »Zum Teufel mit dir. Was glaubst du, was ich noch alles vertragen kann.«
»Willst du, dass ich vor dir auf die Knie falle?« Mario ergriff ihn an den Schultern, und Tommy zuckte zusammen, aus Angst vor der Gewalt in seiner Stimme und seinen Händen. Mario sah es und ließ ihn los. Er murmelte etwas auf Italienisch und plumpste auf seine Koje.
Tommy
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