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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vermutung über Paul Reddick. Er suchte nach Worten, die sie weder beleidigen noch ihn kompromittieren würden und sagte hilflos: »Na ja, ich mü ss te mich da nach Matt richten.« O Mann, dachte er, das ist vielleicht eine heiße Kartoffel, die mir da auf die Pelle rückt.
    Sie rückte näher an ihn heran, pre ss te sich geradezu an seinen Arm, kuschelte sich geradezu an ihn an. »Ich glaub’ nicht, dass dein Bruder mich mag, aber du magst mich doch, nicht?«
    O Gott! dachte Tommy mit wütender Verlegenheit und erinnerte sich schnell an einen Tag bei Lambeth vor Jahren. Zum ersten Mal fühlte er das Verständnis für Mario, für das er damals noch zu jung, zu unerfahren war.
    Ich hab’ dem Mädchen was zu denken gegeben, und vielleicht könnte sich jetzt dieses besondere Stück Klatsch endgültig in Luft auflösen. So einfach habe ich noch nie eine rumgekriegt.
    Aber so wie ihm der Gedanke durch den Kopf scho ss , wies er ihn zurück. Er sagte sanft und diplomatisch:
    »Sicher, Ina, aber Matt und ich halten sehr viel von Paul.
    Er könnte auf falsche Gedanken kommen.«
    Sie verstand und wich zurück, ihre Augen weit aufgerissen, mit einem mittelmäßigen Versuch, ehrliche Empö rung nachzuahmen. »Du freches, kleines Stinktier. Ich mache dir ein anständiges Geschäftsangebot, und du beleidigst eine achtbar verheiratete Frau.«
    »Hör zu, ich wollte niemanden beleidigen…«
    Plötzlich wich sie zurück und schnippte mit den Fingern. Er sah, wie in ihren Augen die Erinnerung auf tauchte. »Santellis. Ich wu ss te, dass da etwas war. Dir seid die, die die Waylands vom Platz gescheucht haben. Aus moralischen Gründen.«
    Tommy war kalt und er zitterte. Er sagte ruhig: »Von der Geschichte sind ungefähr vier Versionen im Umlauf, Ina. Wenn du oder Paul gerne unsere hören wollt, könnt ihr es nach der Show haben.« Er fügte hinzu: »Danke für den Kaffee«, und ging.
    Verdammt, ich hätte ihr geben sollen, was sie wollte.
    Er mu ss te es Mario erzählen, und Marios Reaktion war vorauszusehen.
    »Ich hab’ dir doch gesagt, dass dies Weibsstück Gift für dich ist.«
    »Stimmt. Und du hattest absolut recht. Also was, zum Teufel, machen wir jetzt? Soll sie Blanding den ganzen Mist erzählen? Sein Lieblingssatz ist ›Das hier ist eine saubere Show‹. Er würde nicht mal einen Schwindler erkennen, wenn er zu ihm käme und ihn beißen würde –ich glaube, er merkt nicht mal, dass diese Leute auf dem Jahrmarkt ihn immer beklauen – aber so was – na ja, du kannst es dir ja vorstellen.«
    Mario stützte sein Kinn in seine Hände. »Ich hasse es, Paul das anzutun, aber ich nehme an, das Beste wird sein, aus der Show abzuhauen. Du solltest für Frauen nicht so verdammt attraktiv sein.«
    »Du hast immer gesagt, das sei ein beruflicher Vorteil.«
    »Ich hab’ immer verdammt viel Quatsch erzählt«, sagte Mario plötzlich mit Heftigkeit. »Ich hatte schon erkannt, dass Ina auf jeden Mann heiß ist, bevor ich nur eine Woche dabei war!«
    »Pa ss auf, wenn ich weggehe…«
    Mario holte tief Luft. »Die Saison läuft sowieso nur noch eine Woche oder zehn Tage. Na, los – ich pack’ zusammen, während du den Wohnwagen anhängst.« Und mit absurder Fröhlichkeit fügte er plötzlich dazu, »Junge, hier rausgeschmissen zu werden – Mensch, mit uns kann es nur aufwärts gehen.«

KAPITEL 4

»Das alte Ding sieht immer noch genauso aus«, kommentierte Mario. Als Tommy sah, wie Sonnenstrahlen die Fenster golden umrahmten, als sie in die Einfahrt des Santelli-Hauses einbogen, fiel ihm wieder ein, dass er hier schon zuvor gesessen hatte, unfähig, genug Mut aufzutreiben, um hineinzugehen. Doch jetzt waren sie zurück.
    Er parkte das Auto hinter einem großen , stahlblauen Chrysler in der Einfahrt und fragte sich, wer in der Familie ein neues Auto hatte. Er zog die Bremse an, die den grünen Wohnwagen hielt. Sie hatten Marios verbeultes, altes Auto in der Nacht, als sie die Blanding-Show verlassen hatten, verkauft und benutzten Tommys, um nach Hause zu fahren. Für Tommy war dies – mehr als verbale Schwüre und Versprechen, mehr als jeder Liebesakt – der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, alle Brücken hinter sich abgebrochen.
    »Na, denn«, sagte Mario. »Geben wir ihnen eine Gelegenheit, die verlorenen Söhne zu begrüßen .« Sie gingen zusammen die Stufen hinauf und klingelten. Nach einer Weile waren drinnen Schritte zu hören, und Joe Santelli, in Pullover und barfuß , blinzelte gegen die Sonne und sah sie

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