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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ferne gerichtet, sinnierte Mario: »Flugträume. Angelo hat mal so etwas gesagt … ›Der älteste, großartigste Traum der Menschheit‹. Traumpsychologie.«
    »Ich verstehe nichts von Psychologie«, sagte Johnny.
    »Aber das wird eine verdammt gute Show. Trifft die Leute in ihrem Bauch. Weil ich glaube, dass jeder tief im Innern fliegen möchte, und das werden wir ihnen geben.«
    Er wandte sich mit leuchtenden Augen an Stella. »Ich wu ss te, dass dir das richtige zur rechten Zeit einfällt! Das macht sie immer.«
    »Eigentlich war es Lucias Idee, das Fotoalbum«, sagte Stella lachend, aber Tommy merkte, dass sie hinter der hellen, zerbrechlichen Fassade immer noch die alte Stella war; so ruhig und eindringlich wie immer. Sie hatte den Trick gelernt, ihre Angeregtheit und ihr lebhaftes Interesse hinter ihrem Schweigen zu verbergen, das war alles.
    »Ich bin froh, dass ich irgendetwas damit zu tun habe«, sagte Lucia mit aufkommender Eifersucht. »Dieses ganze Gerede über ScienceFiction und futuristisches Design, ich fühl’ mich jetzt, als ob ich zum alten Eisen gehöre.«
    »Du hast alles damit zu tun«, sagte Johnny mit einem Grinsen.
    »Pst«, sagte Stella und horchte. »Mitternacht.« Irgendwo schlug eine Uhr zwölf. Johnny nahm Stella in seine Arme und gab ihr einen langen, zärtlichen Ku ss . Joe lachte und umarmte Lucia brüderlich, und nach einer Weile zog Angelo kichernd Tessa an sich und kü ss te sie ebenfalls. Mario legte galant seinen Arm um Barbara, und Johnny und Stella hielten jeder Mario eine Hand hin und zogen dann Tommy in ihren Kreis.
    »Wollen wir hoffen, dass es für uns alle ein gutes Jahr wird.« Mario brachte einen Trinkspruch aus.
    Marios Finger schlossen sich um Tommys, aber die Heimlichkeit der Geste gab Tommy ein deprimiertes, befremdendes Gefühl. Wie der wurde es ihm unter die Nase gerieben, dass für Mario, welche Bindung Tommy auch immer zu dieser Familie hatte, die Eigenart dieser Beziehung in Ausflüchten bestand. Stella lächelte ihn teilnahmsvoll an und versuchte, ihn mit einzubeziehen, aber diesmal vermied er es, in ihre Augen zu sehen. Stella hatte sich ihren eigenen Weg in die Familie gebahnt und war so akzeptiert worden, wie er es niemals sein würde.
    Er wandte sich von Mario ab und wu ss te, dass sein Freund keinen Trost anzubieten hatte, auch wenn er es schaffte, Mario mitzuteilen, was er fühlte.
    Ich kann nicht für dich fallen, Lucky.
    Bald nach Mitternacht gab Joe seiner Tochter einen Gute-Nacht-Ku ss und ging nach oben. Tessa schlief schon halb, und Lucia brachte sie in ihr Zimmer. Einer nach dem anderen zog sich die Familie zurück, aber Tommy und Barbara blieben noch im großen Wohnzimmer sitzen.
    Barbara war jetzt zwanzig, ein großes , kräftiges Mädchen, ihr kastanienbraunes Haar war zu einem weichen Tänzerknoten zusammengebunden. Sie räkelte sich auf dem Teppich vor dem Feuer.
    »Gott, die Familie ist genauso wie immer, nicht?« sagte sie und grinste ihn an. »Besonders Silvester, ich kann das einmal pro Jahr aushalten, aber ich würde verrückt werden, wenn ich hier die ganze Zeit leben mü ss te. Deshalb tue ich es auch nicht.«
    »Du warst mal so verrückt nach dem Fliegen«, sagte Tommy.
    »Ich vermisse es noch manchmal«, sagte sie und legte ihr rundes Kinn in ihre Hände. »Ich wollte fliegen, aber ich wollte keine Santelli sein. Siehst du den Unterschied?«
    Tommy sah ihn. Er konnte es nicht verstehen, aber er wu ss te, was sie meinte.
    »Ich habe es noch keinem außerhalb der Familie erzählt«, sagte sie. »Ich nehme an, dass es herauskommt, wenn ich jemals eine gute Rolle in einem Film bekomme.
    Ich bin beim zentralen Besetzungsbüro als Barbara Clayton eingetragen. Das war der Name meiner Mutter. Du hast sie nie gekannt. Clay benutzt den Namen auch, aber er ist eigentlich Joe Junior.«
    Tommy hatte es nicht gewu ss t, aber er war nicht überrascht.
    »Ich hätte nicht gewagt, das zu tun, als Papa Tony noch lebte«, sagte Barbara. »Und ich weiß , dass Daddy einen Wutanfall bekommen wird, und Tante Lu auch, aber ich sehe nicht italienisch aus. Und ich möchte nicht nach Typ besetzt werden und leichte Mädchen in Tanzsälen spielen oder solche Rollen. Sie besetzen solche Rollen vorzugsweise mit Italienerinnen. Sombreros und Rüschenröcke in Westernfilmen. Weißt du, ich bin als Lucia Barbara Santelli getauft worden, aber als ich in die Schule kam, habe ich solange keine Ruhe gegeben, bis sie mich Barbara nannten. Liss war auch Lucia getauft

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