Trapez
Leben habe. Ich würde mehr davon haben als du.«
Tommy lachte unbehaglich. »Das ist vielleicht eine Art, das Neue Jahr zu beginnen! Angenommen, du wolltest wirklich eines Tages heiraten und wärst schon mit mir verheiratet, angenommen du verliebst dich!«
Sie sah ihn an. »Ich hätte Angst, jemanden zu heiraten, den ich liebe. Ich glaube, es funktioniert anders besser.
Daddy hat meine Mutter für den Akt geheiratet und als sie starb, wollte er nie jemand anderen heiraten. Und Papa Tony hat mir einmal erzählt, dass er nicht mal allein mit Großmutter Carla gesprochen hatte, bevor sie verheiratet waren, und es hat gut funktioniert. Das war noch in der Heimat, und sie war eine Fortunati. Und Johnny und Stella. Hast du jemals so ein paar Turteltauben gesehen?
Aber Liss hat außerhalb der Show geheiratet, weil sie dachte, sie sei verliebt, und sie und Dave können sich kaum ausstehen. Aber sie kann sich nicht scheiden lassen, weil Katholiken das nicht können.«
»Mario schon«, sagte Tommy. Das war das einzige, was ihm einfiel.
»Und er ist exkommuniziert worden. Aber du und ich könnten heiraten und dann eine – eine Annullierung bekommen. Denn wenn ich irgendwann mal heiraten wollte, könnten wir immer beschwören, dass wir nie…« Sie sah zu Boden. »Eine Vernunftehe nennt man das. Das könnte für uns beide ganz vernünftig sein.«
Tommy wu ss te nicht, was er sagen oder wohin er sehen sollte. Er versuchte nervös zu scherzen. »Mensch, das kommt so plötzlich!«
Sie zog seinen Kopf zu sich. »Du warst der einzige, der keinen Neujahrsku ss bekommen hat«, sagte sie und spitzte ihre Lippen. Tommy reagierte mit gemischten Gefühlen und bemerkte, dass ihr Körper an seinen gepre ss t war.
Ihre Lippen öffneten sich. Seine Gefühle waren irgendwo zwischen Verlegenheit und Entrüstung. Andere Frauen hatten sich schon an ihn herangemacht, aber Barbara gehörte zur Familie. Als verärgerte Reaktion zog er sie an sich und kü ss te sie leidenschaftlich und erforschte mit seiner Zunge ihren offenen Mund. Als er sie losließ , war sie völlig atemlos und überrumpelt und errötete tief, aber ihr Zorn verschwand schnell.
»Das war wohl meine Schuld. Bist du mir böse, Tommy?«
»Böse? Nein, aber ich verstehe nicht, was du damit beweisen wolltest.« Diese Episode, so seltsam und unvollständig wie sie war, hatte etwas über Mario klargestellt, das er nie völlig verstanden hatte. Dies war nicht, was er wollte, aber es könnte leichter sein, einfacher. Er wu ss te jetzt, warum so viele Homosexuelle in der Ehe landeten.
Es ging so einfach und war so schwer zu kritisieren, und so viele Ehen versagten sowieso. Aber Barbara hatte etwas Besseres als das verdient.
»Wir wollen noch mal von vorne anfangen, Barbie«, sagte er. »Ich glaube, dies ist eigentlich der Ku ss , den du mir geben wolltest, okay?« Er kü ss te sie sanft auf ihre geschlossenen Lippen, wie ein Kind. »Frohes Neues Jahr, Barbie, und danke!«
KAPITEL 6
Johnny hielt sein Wort. Lucia murrte über die vielen Ferngespräche, die er in den nächsten vier Tagen führte, aber bevor die Woche um war, hatte er die Verträge unter Dach und Fach, und Mario und Tommy hatten sie unterzeichnet für das Fernseh-›Special‹, das er im Frühjahr produzieren würde. Die Sondertrapeze wurden bestellt, Lucia begann, an den Kostümen zu arbeiten, und sie fingen mit dem Training an.
Johnny stimmte zu, für die Flugsequenzen Fänger zu sein, und er war gut. Seine alte Brillanz war ungetrübt, nur die Sorglosigkeit war nicht mehr da. Aber die echte Überraschung war Stella. Tommy erkannte, dass sie die beste Fliegerin war, die er seit Cleo Fortunati gesehen hatte. Er war nach einer Woche Arbeit nicht überrascht, als Mario sagte: »Stella soll die Passage machen; Stella macht mehr her.« Tommy überließ ihr die Position, ohne zu streiten, aber als er Mario und Stella zusammen fliegen sah, hatte er plötzlich ein ungutes Gefühl, das er nach einer Weile als Eifersucht erkannte.
Sie sind so verdammt perfekt zusammen! Stella war eigentlich kein hübsches Mädchen, aber als er sie am Trapez beobachtete, wie sie in Johnnys wartende Hände schwang, begann er zu verstehen, was es auch bei Mario gewesen war, das ihn einmal zum Star von Woods-Wayland gemacht hatte: Nicht nur ein guter Artist, sondern ein Star. Vielleicht war es die Leichtigkeit und Kraft jeder Bewegung, vielleicht war es bloß Hochstimmung, die die gleiche Erregung bei jedem hervorrief, der zusah.
Was es
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