Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
du willst, aber komm nicht heulend angelaufen, wenn er dir die Zähne eingeschlagen hat. Mein Bruder Johnny hat so eine Art Zirkusdokumentation für das Fernsehen gemacht – ›Zirkus bei Tag und bei Nacht‹ oder so was ähnliches …«
    »Aber das habe ich gesehen«, unterbrach ihn Bart.
    »War das dein Bruder? Die Studioleute waren sauer, weil er eine Szene über Parrish gemacht hat, und sie wollten wieder mit dem Parrish-Film anfangen. Ich hab zugesehen – du weißt ja, dass ich immer irgendwie zirkusbesessen war. War dein Bruder einer der Flieger darin?«
    »Er hat ihn produziert. Johnny Gardner.«
    »Den Namen kenne ich«, nickte Reeder. »Man sagt, dass er einer der komm enden Leute auf dem Gebiet ist. Was macht er jetzt?«
    Er schien wirklich interessiert zu sein, also erzählte Mario ihm ein bi ss chen über Flugträume.
    »Und ihr seid beide da drin?« fragte Reeder, wandte sich Tommy zu und versuchte, ihn zurück ins Gespräch zu bringen.
    »Wenn sie einen Film über Barney Parrish drehen«, sagte Tommy, »dann müssen sie herausgefunden haben, was mit ihm passiert ist. Das letzte, was ich gehört habe, ist, dass niemand auch nur weiß , ob er lebt oder tot ist.«
    War es das, was Mario getan hatte? Eine bewu ss te oder unbewu ss te Imitation des großen Fliegers, der ihm vorausgegangen war? War es deswegen, weshalb er versucht hatte, sich so völlig abzusetzen, dass niemand mehr wu ss te, wo er war? Tommy verlor, damit beschäftigt, den Faden der Unterhaltung, hörte aber dann, was Reeder sagte: »… Ende sechsundvierzig, siebenundvierzig, man hat ihn tot aufgefunden . Er hat bei einer kleinen Show gearbeitet – Woods, Wills, so was ähnliches – als ein –wie sagt man noch? – Handlanger. Er war schlimm verkrüppelt. Eines Tages fand man ihn erschossen, Selbstmord. Niemand hatte gewu ss t, wer er war. Er hat einfach bei der Show gearbeitet, aber als er tot war, erfuhren sie es…«
    »Woods-Wayland?« sagte Mario.
    »Ja, das war’s.«
    Tommy fühlte, wie Mario, der dicht neben ihm am Tisch saß , erschauderte, ein tiefes Schaudern, das ganz bis in die Knochen reichte. Er vergaß alle Vorsicht und griff unter dem Tisch nach Marios Hand und drückte sie fest. Er wu ss te, dass sie beide an dasselbe dachten. An einen kleinen Mann mit sandfarbenem Haar und einem leichten Akzent: Ich hab’ gehört, dass einer der jungen Flieger heutzutage einen Dreifachen fliegt. Da habe ich heute Morgen die Arbeit mit Sandy getauscht, damit ich vielleicht Gelegenheit habe, ihm beim Proben zuzusehen.
    Bart fragte: »Hast du ihn gekannt?«
    »Ich kannte ihn, als ich klein war«, sagte Mario. »Er war – ein alter Freund der Familie. Er ist tot? Er – er hat sich erschossen?«
    »Durch den Kopf. Sie sagten, das einzige, was er bei sich hatte, außer seinem britischen Pa ss , war eins seiner alten Werbefotos und ein Zeitungsausschnitt über irgendeinen jungen Flieger, der während seines großen Tricks verunglückt war. Der Dreifache, nicht? Ich wu ss te nicht, dass heutzutage jemand Dreifache fliegt.«
    »Das tun sie auch nicht, glaube ich.« Marios Stimme klang müde. »Ich hab’s mal ‘ne Zeitlang gemacht, aber jetzt nicht mehr.«
    »Das war’s eigentlich, worüber ich mit dir reden wollte«, sagte Bart. »Was für ein Glück, dass ich dich getroffen habe. Ich hab’ dir erzählt, dass sie wieder anfangen, den Film über sein Leben zu drehen, und mein Agent verhandelt gerade, dass ich die Rolle bekomme. Du machst immer noch Trapezarbeit, nicht wahr?«
    »Wenn wir einen Fänger bekommen können, werden Tom und ich im Frühling wieder auf Tournee gehen.«
    »Also hör zu, Matt, ich glaube, es würde mir etwas nützen, wenn es klappt, dass ich Trapezstunden nehme – ihr nennt es fliegen? – von einem echten Zirkusprofi. Wie wär’s, wenn du mir Unterricht gibst?«
    »Im Ernst, Bart, oder nur für die Presse?«
    »Das wohl auch«, sagte Bart mit einem Kichern. »Je mehr ich danach aussehe, als ob ich weiß , was ich auf dem fliegenden Trapez tue, desto besser sind meine Chancen. Natürlich würden sie mich im Film nicht fliegen lassen. – Die Versicherungsleute würden das nicht mitmachen, aber wenn ich da oben überzeugend aussehe… Egal«, fügte er hinzu und boxte Mario sanft in die Rippen. »Du hast immer versucht, mir weiszumachen, wie gut ich im Trikot aussehe.«
    »Das stimmt«, sagte Mario mit einem Grinsen.
    »Ernsthaft, Matt, mein Agent würde die Reklame übernehmen. Vielleicht scha ffen wir es ja,

Weitere Kostenlose Bücher