Trapez
mir bloß gesagt, ich soll nie etwas unterschreiben, ohne es zu lesen«, sagte Mario mit einem dreisten Grinsen und überflog die Zeilen. »Hast du diese Aufzählung unserer Darbietungen hier eingetragen, Jim?«
»Stimmt«, sagte Mason. »Ich kann ein fliegendes Trapez nicht von einer fliegenden Untertasse unterscheiden.
Deswegen brauche ich einen technischen Berater. Ich habe ihm bloß gesagt, er soll jemanden beschaffen, der diesen besonderen Parrish-Trick kann, den Dreifachen, was auch immer.«
Fortunati blickte Mario grinsend an. »Den dreifachen Rückwärtssalto mit der doppelten Pirouettenrückkehr«, sagte er. »Und wenn du sie nicht in einem Zug schaffst, tun wir so als ob.«
»Das kann ich schon«, sagte Mario und sah schnell den Rest des Vertrages durch und las ihn für einen Moment laut vor.
»›Ein Darbietungsrepertoire wie vom technischen Berater angegeben, das den dreifachen Rückwärtssalto mit doppelter Pirouettenrückkehr, den Vorwärtsund Rückwärts-Doppelsalto, die Passage und weitere Vorführungen in beiderseitigem Einverständnis beinhaltet.‹ …
Okay, okay…« Er sah auf den Kopf des Vertrages.
»›Matthew Gardner, auch bekannt als Mario Santelli, und die einzelnen unbenannten Mitglieder seiner Truppe, aber mit Thomas LeRoy Zane, auch bekannt als Tommy Santelli, die entsprechend als Flieger und Fänger in dem fliegenden Trapezakt, der als die ›Flying Santellis‹ bekannt ist, auftreten…‹ Okay, Jim, ich unterschreibe es. Gib mir einen Stift. Tom, du musst dies auch unterschreiben«, fügte er hinzu. Er unterschrieb mit Matthew Gardner und setzte dann Mario Santelli darunter. Tommy nahm den Stift und schrieb sorgfältig Thomas LeRoy Zane und Tommy Santelli in die angegebenen Felder. Beim letzten Mal , als er einen Vertrag unterschrieb, war er so jung, dass er die Gegenzeichnung seines Vaters benötigte und Jr. hinter seinen Namen schreiben mu ss te.
»Und jetzt«, sagte Bart, »gehen wir aus und feiern.«
Es war Tommys erste Erfahrung von ausgiebigem Nachtleben. Er wu ss te, dass es Bart ein gewisses Vergnü gen bereitete, mit ihnen in ein oder zwei der bekanntesten Nachtclubs in Hollywood zu gehen, und er wu ss te, dass es Lucia gefallen würde, ihre Fotos später in den Zeitungen zu sehen. Als sie das Studio verließen , drängten sich Zeitungsreporter um sie, um sie zu fotografieren und den Drehbeginn des Films zu feiern, der später einmal als der größte Zirkusfilm des Jahrhunderts bezeichnet werden sollte. Tommy fragte sic h, ob all die prachtvollen Film stargeschichten in Zeitungen und Filmzeitschriften so erfunden und erlogen waren wie diese. Er entschied, als ein bekanntes Starlet auf seinem Scho ss sitzend fotografiert wurde, dass es wahrscheinlich so war.
Als sie später in Barts Auto zurückfuhren, sagte Bart:
»Wi ss t ihr, ich verstehe es immer noch nicht, wie die Welt in solch einen Zustand geraten konnte, wo wir alles so vortäuschen müssen.« Er sprach mit einer solchen Vehemenz , dass Tommy sich fragte, ob er betrunken war, obwohl Bart wie immer sehr wenig getrunken hatte.
Mario sagte: »Ich nehme an, dass die Leute, die viel Zeit und Geld auf das Kino verwenden, eine bestimmte Menge romantischer Gefühlsduselei brauchen. Tommy, es hat dir doch nichts ausgemacht, mit dieser – wie heißt sie noch? – Karen Andrews auf deinem Scho ss fotografiert zu werden, nicht?«
»Ach, wenn es Karen nichts ausmacht, warum sollte es mir was ausmachen?«
»Aber mir macht es was aus«, sagte Bart heftig. »Ich würde gerne eine Welt sehen, in der ich mich fotografieren lassen kann mit – sagen wir – Tommy auf meinem Scho ss , wenn ich will. Für jede Frau, die sich ärgert, weil ich nicht – sagen wir mal – verfügbar bin für ihre romantischen Tagträume, gibt es irgendeinen Jungen, der die Zeitung liest und ins Kino geht und aufhören kann, sich selbst zu hassen und zu sagen, ›Okay, Bart Reeder ist schwul, und er ist glücklich und erfolgreich. Und er kommt gut zurecht, dann brauche ich vielleicht doch nicht loszugehen und mich aufzuhängen.‹ Und die Selbstmordrate würde sinken, und jeder würde glücklich sein.
Warum sollte ich so tun, als hätte ich ein romantisches Interesse an so einem dummen Weib wie Louise Lanart?« Er sprach den Namen voll Ha ss aus. »Versteht mich jetzt nicht falsch. Judy ist ein netter Kerl. Ich mag sie sehr, und sie will genauso wenig mit mir schlafen, wie ich mit ihr. Ich habe nichts, überhaupt nichts gegen Judy Cohen.
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