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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dass ich mit der Arbeit sofort aufhöre, damit wir den ganzen Morgen proben können.«
    »Na ja, dann ist es ja gut.« Tommy steckte seinen Finger durch ein Mottenloch. »Ich weiß nicht, deine Mutter muss schon ziemlich gut nähen können, wenn sie die flicken kann.«
    »Tja, verdammt, das glaube ich auch«, sagte Mario.
    »Wirf sie da zu den Lumpen. Sind die alle so schlimm wie die?«
    »Nein, die hier haben ei n paar dünne Stellen an den Füss en, das ist alles.«
    »Na, das ist ja was.« Mario drehte einen ziemlich abgetragenen Ballettschuh in seinen Händen. »Wie der hier rein kommt, möchte ich mal wissen.«
    »Mario, sag mal, ich wollt’ mal fragen, wie hast du überhaupt angefangen, Ballett zu unterrichten?«
    Nervös krempelte Mario den Schuh um und wieder zurück. »Oh, ich unterrichte nicht Tanzen, nur Akrobatik und Turnen für die Kinder, die Ballett lernen. Aber ich hab’ als Tänzer angefangen, bevor ich jemals geflogen bin.« Er starrte auf den Schuh in seinen Händen. »Liss und ich wurden jeden Winter in der Ballettschule angemeldet, als wir noch Babys waren; danach, als Joe und Lucia ihren Unfall hatten, das ganze Jahr. Johnny war nie daran interessiert, auch Marc nicht, aber ich bin dabei geblieben. Als ich 16 war, haben sie mir eine Stelle im Corps des ›Studio Ballett‹ angeboten. Aber in dem Jahr hatte sich Papa Tony entschlossen, uns alle auf die Tournee mitzunehmen und – ach, ich weiß nicht. Als ich dann unterwegs war, habe ich mich irgendwie mit Haut und Haar in den Zirkus verlie bt. Später habe ich dann wieder mit dem Fliegen aufgehört –Großvater Gardner wollte, dass ich aufs College gehe. Im selben Jahr hat Liss geheiratet. Er sagte, er würde mich rauf nach Berkeley zum College schicken, wo mein Vater auch gewesen war – er würde das ganze Schulgeld zahlen, die Lebenskosten, alles. Damals wollte ich nicht. Ich hatte es gerade geschafft, einen Doppelten zu fangen und zu halten, und ich hatte schon diesen Tick, dass ich mal selbst einen Dreifachen machen wollte. Aber Angelo sagte, ich sollte es mal für ein Jahr versuchen. Also hab ich’s getan.«
    »Du bist also aufs College gegangen?«
    »Ja, lach nicht, ich dachte, ich könnt’ vielleicht mal Lehrer werden.«
    »Ich lach’ nicht. Ich glaub’, dass du ein guter Lehrer wärst«, sagte Tommy. »Es gibt so viele miese Typen als Lehrer; das weißt du ja, du warst doch in der Schule.«
    »Nein, nein, ich bin nie zur Schule gegangen. Wir waren doch immer unterwegs . Als Lu der Star bei ›Starr’s‹ war, war sie wichtig genug, dass sie einen Hauslehrer für uns Kinder beschafften. Doch nach dem Unfall habe ich so was wie in der Ballettschule gelebt, aber ich hab’ meine Aufnahmeprüfung fürs College bestanden. Ich soll einen hohen IQ haben oder so was. Irgendwie mochte ich das College.«
    »Warum hast du dann aufgehört?«
    »Hab’ ich nicht«, sagte Mario und sein Gesicht war plötzlich völlig versteinert. »Sie haben mich rausgeworfen.«
    »Aber warum?« platzte Tommy schockiert heraus.
    Mario sah kalt, fremd und absolut erwachsen aus. Ein Fremder. »Du stellst zu viele gottverdammte Fragen.
    Wenn du es unbedingt wissen mu ss t, ich war betrunken.
    Ich bin in Schwierigkeiten geraten, wirklich große Schwierigkeiten, und da nn haben sie mich ins Gefängnis gesteckt, und dann bin ich von der Schule geflogen. Sortieren wir nun diese verdammte Garderobe oder sitzen wir hier rum und stellen uns gegenseitig neugierige Fragen ?« Er warf den ausgeblichenen Ballettschuh in den Karton.
    Tommy beugte seinen Kopf über den Kleiderhaufen, sein Gesicht brannte, als ob Mario ihn geschlagen hätte.
    Er ließ seine Finger sorgfältig an den Säumen der Hosen entlanglaufen, rieb jede Ferse und jede Spitze auf dünne Stellen hin und überprüfte auch im Schritt jedes Paar auf zerrissene Stellen. Wie so oft mit Mario hatte Tommy das Gefühl, in einer offenen Wunde herumzustochern. Er wusste nie, wann er etwas Falsches sagte oder tat.
    Schon als Mario ihn zum ersten Mal das Schwingen am Trapez gelehrt hatte, war Tommy die gleiche, unergründliche Laune begegnet. Ein paar Minuten lang war Mario immer freundlich, geduldig, ermutigend. Sogar wenn er lachte oder schimpfte, geschah es auf freundliche, kameradschaftliche Weise. Dann, immer ohne Warnung, als ob sich ein unsichtbarer Wind gedreht hätte, würde sich seine Laune verändern und er grob sagen: »Das reicht!
    Jetzt hau ab, mach schon.« Zuerst hatte Tommy seiner eigenen Dummheit

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