Trapez
ein Lächeln, das schließlich sein ganzes Gesicht überstrahlte.
In diesem Moment hätte Tommy die ganze Welt umarmen können. Er war einer von ihnen. Er gehörte dazu.
Sein ganzes Leben schien in eine Leidenschaft gegossen zu sein, die zügelloser, reiner und intensiver war als alles, was er je gekannt hatte oder je kennen würde. Er sah wieder zu Mario auf, grinste und platzte fast vor Freude.
Er hätte so gern etwas gesagt, irgendwas, um Mario zu zeigen, was er fühlte. Aber es war ihm nicht möglich.
»Geben wir auch eine Vorstellung für die Familie? Wie Johnny und Stella?« fragte er stattdessen .
»Klar, machen wir immer.«
»Wo ist Joe hingegangen?«
»Zum Versorgungsamt, um die Benzingutscheine für die Fahrt ins Winterquartier zu holen. Wir haben den ganzen Winter gesammelt, aber wenn wir noch welche kriegen können, werden wir sie gebrauchen. Du kennst Papa Tony – er würde nie auf dem Schwarzmarkt kaufen.
Johnny hat ein paar so beschafft. Und ich hab’ gedacht, Papa kriegt sich nicht wieder ein.«
Es war bemerkenswert still.
»Wirklich«, sagte Mario schließlich . »Onkel Angelo hätte nicht so auf Lu losgehen sollen wegen der Kostüme.
Du weißt ja, dass Johnny und ich uns immer streiten, aber ich kann dem alten Jock fast alles vergeben für das, was er dieses Jahr für Lucia getan hat. Sie zu bitten, anstelle von Papa oder Angelo mit ihm an seiner Nummer zu arbeiten. Johnny benimmt sich manchmal wie ein Idiot.
Aber er kann ein verdammt netter Kerl sein.«
Tommy sagte: »Ich hatte den Eindruck, dass die ganze Sache Lucia schrecklich gelangweilt hat.«
»Also hat sie dich auch reingelegt«, lächelte Mario zärtlich. »Tja, sie kann einem ganz gut was vormachen, nicht wahr? Deswegen war es auch so verdammt nett, was Jock getan hat. Er ist aus der Familie raus und tut so, als ob sie ihm gar nichts bedeutet, aber er war der einzige von uns, der so anständig war, das für Lucia zu tun. Sie war die Größte , die es je gab, weißt du. Und sie weiß es noch, auch wenn sie so tut, als ob sie nichts weiter im Kopf hat, außer , dass die Spaghetti kalt werden.«
Er lehnte sich gegen die Wand.
»Ich erinnere mich noch an den Tag, als es ihr wirklich bewu ss t wurde, dass sie nicht mehr fliegen würde. Sie war immer wieder im Krankenhaus mit Gips und Operationen und dem ganzen Kram, aber sie hat sich schließlich wundervoll erholt. Die Ärzte dachten, sie würde ihr Leben lang gelähmt bleiben, aber es besserte sich, und sie kam raus und übte mit uns ein paar Wochen. Tat so, als ob sie in der Lage wäre, wieder mit uns in die Show zu gehen.
Wir konnten alle sehen, dass ihre Schultern höllisch schmerzten, aber sie sagte niemals etwas zu irgendjemanden . Manchmal ging sie rauf und weinte, aber sie sagte nie etwas. Und dann kam sie eines Tages nach der Probe runter und sagte: ›Es ist nicht gut, nicht wahr Papa?‹
Und Papa Tony schüttelte bloß etwas den Kopf und sagte: ›Es ist dein Hals, cara.‹
Aber sie sagte, und das war ja das Schlimme, nein, es sei unser aller Hals. Sie sagte: ›Und dies’ Jahr sind auch alle drei Kinder in der Nummer. ‹ Und dann – so wahr mir Gott helfe, Tom, es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich meine Mutter habe fluchen hören – sagte sie: ›Gottverda mmt, ich könnte ebensogut an Krücken gehen! Warum, zum Teufel, habe ich mich so gequält?‹
Dann ging sie aus dem Übungsraum raus, ging nach oben und setzte nie wieder einen Fuß in den Übungsraum in den nächsten drei Jahren. Erst in den letzten paar Jahren ist sie wieder runtergekommen, um die Kinder zu beobachten. Sie beschwerte sich nicht – sie sagte nie irgendetwas . Ich glaub’, es wär’ einfacher für uns alle gewesen, wenn sie es getan hätte.«
Er seufzte und stand auf. »Ich glaub’, wir haben alles.
Bring die Handtücher da für die Waschmaschine mit, ja?«
Tommy hob seinen Kopf. »Wer ist das auf der Treppe?«
Angelo kam in den Umkleideraum. »Der Wohnwagen ist gepackt. Kommt hiervon was in den Wohnwagen? Ist das auch alles? Okay, Papa und ich tragen es heute Abend raus.« Er sah sich um. »Alles sauber. Aha. Nichts mehr für Lu hier unten zu tun. Jemand kommt her und putzt den Fußboden nächste Woche, wenn wir weg sind.«
Barbara stieß in der Eingangshalle zu ihnen. »Mario, Lucia möchte, dass du heute Nacht hier bleibst, damit ihr morgen rechtzeitig loskommt. Wenn du den ganzen Weg zu dir rausfahren mu ss t und dann morgen früh den ganzen Weg zurück, hält
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