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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewöhnlich, wenn Papa Tony sprach, beendete das die Sache. Tommy war sowieso nicht wild darauf, mit dem Wohnwagen zu fahren. Er konnte das Schlingern des Autos fühlen, und er hatte bemerkt, dass sogar Angelo hart mit dem Steuer in den Kurven zu kämpfen hatte.
    Sie hielten für das Abendessen vor einem Restaurant an und stritten kurz aber erbittert darüber, ob sie über Nacht bleiben oder durchfahren sollten. Sie hatten alle ihre leichtesten Sachen wegen der glühenden Hitze angezogen. Sie saßen eingezwängt im Auto, schwitzten und waren gereizt. Angelo entdeckte dann beim Blättern in der Lokalzeitung ein öffentliches Schwimmbad, und nach einer Stunde Schwimmen fühlten sie sich alle besser. Als sie sich in dem Raum hinter dem Schwimmbad anzogen, sagte Angelo gutmütig: »Ich hab’ den ganzen Tag gedöst, als du gefahren bist, Matt. Wenn wir nachts fahren, wird es sowieso viel kühler sein. Wenn wir durchfahren, sind wir kurz vor Mittag da. Und wenn wir hier über Nacht bleiben, müssen wir einen Parkplatz für den Wohnwagen finden und trödeln morgens nur rum, bis wir loskommen.
    Ich fahre; nachts ist sowieso kein nennenswerter Verkehr.«
    »Gute Idee«, sagte Papa Tony und scheitelte sein graues Haar sauber mit den Fingern. »Seid ihr Jungs euch einig?«
    »Wenn Angelo fahren will, nichts dagegen«, sagte Mario, hob Tommys feuc hte Badehose auf und rollte sie mit seiner in ein Handtuch. »Wie wär’s, Tom? Macht’s dir was aus, die ganze Nacht wach zu sein?«
    »Ich muss ja nicht fahren«, sagte Tommy achselzuckend. »Mir ist es ganz egal.«
    »Ja, so sollten sich Kinder benehmen«, sagte Angelo mit einem Grinsen. »Warum kannst du nicht so einsichtig sein, Matt?«
    »Du stellst mir nicht die richtigen Fragen«, erwiderte Mario und nibbelte sein nasses Haar mit einem Handtuch.
    »Du siehst gut und abgekühlt aus, Tommy. Ich hätt’ mir auch ein paar Turnhosen mitnehmen sollen.«
    Papa Tony schnaufte, und Tommy sah verlegen zu Boden. In der Hitze und in dem engen Auto schienen ihm Shorts sinnvoller zu sein als seine Latzhosen, aber jetzt fragte er sich, ob er sich für den Rest der Fahrt unpassend angezogen hatte. Er würde nicht in Shorts in ein Restaurant gehen wollen. Dazu war er doch schon zu groß . Aber Papa Tony sagte mild: »Matt, für ein Kind in Tommys Alter ist das vollkommen passend. Aber außer am Strand würde es bei dir albern aussehen. dass die Jungen heutzutage lange Hosen tragen, ist lächerlich. Als ich in Tommys Alter war, hab’ ich meinen Papa immer nach einem einzigen Paar langer Hosen gelöchert, um sie zur Messe am Sonntag anzuziehen. Jetzt ziehen kleine Jungen lange Hosen an und erwachsene Männer lassen sich in Shorts sehen. Beides ist gleichermaßen dumm!«
    Die Sonne war untergegangen, aber es wehte immer noch ein heißer Wind in den Straßen der Stadt. Sie hielten an einer Tankstelle, um zu tanken und Öl und Luft zu kontrollieren, standen im trockenen, heißen Wind herum und tranken lauwarme Brause aus einem Kühlschrank. Tommy nahm ein oder zwei Eisstückchen aus dem Schrank und kaute darauf herum; es fühlte sich an genehm kalt an im Mund, kälter als die fade Orangenbrause.
    Angelo kletterte ans Steuer. »Ich fahr’ zuerst, Papa.
    Wie wär’s, Tommy, willst du vorn sitzen?«
    Bevor Tommy antworten konnte, sagte Papa Tony:
    »Nein, la ss die Jungs nach hinten klettern, wo sie schlafen können, wenn sie wollen. Mario ist den ganzen Tag gefahren und er ist müde. Und es ist eine lange Fahrt für ein Kind. Tommy braucht seine Ruhe.« Er setzte sich mit Angelo nach vorn, und Angelo steuerte das sperrige Wagengespann auf den Highway.
    Mario wickelte einen Schokoladenriegel aus, den er an der Tankstelle gekauft hatte. Er brach eine Hälfte ab und gab sie Tommy. »Essen wir es, bevor es schmilzt. Mein Gott, wenn es Ende April schon so ist, wie wird’s dann erst im August sein!«
    »Im August werden wir uns über Tornados in Kansas und Gewitterstürme in Arkansas ärgern«, sagte Papa Tony.
    Angelo drehte kurz seinen Kopf und stichelte: »Du i ss t zu viel Süßes , Matt. Du wirst zu schwer für einen Flieger.«
    »Nun hört euch den an!« gab Mario freundschaftlich zurück. »Wer ist denn der Fre ss sack der Familie?«
    Tommy knüllte das Schokoladenpapier zusammen und warf es aus dem Fenster. Es flog in die zunehmende Abenddämmerung der Wüste. Er hatte noch nie eine Landschaft wie diese gesehen – ohne Bäume, ohne Häuser, nichts wuchs an den Straßen . Er war an

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