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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wenn Mario es fertiggebracht hätte, ihn genauso wie sonst zu behandeln; aber jetzt überkamen ihn Schuld und Bestürzung. Er verstand nicht – damals und für lange Zeit nicht – was Mario fühlte. Mit dem ve rwirrten Verlangen, das zu klä ren, was nicht in Ordnung zwischen ihnen war, und mit einer drängenden Zuneigung berührte er Marios Handgelenk vorsichtig. »Habe ich dich verletzt bei dem Quatsch da unten? Das hättest du mir sagen sollen. Ist dein Handgelenk verletzt?«
    »Nichts, verdammt! Ich hab’ falsch draufgelegen oder so was. Nun mach zu, ja!? Oder geh runter!«
    Tommy griff nach der Stange und schwang los. Ihre Schwünge und Üb ungsmanöver zum Aufwärmen klapp ten gut genug, aber Mario hatte eine seiner, wie Angelo sie nannte, Primadonna-Launen. Absolut perfekte Schwünge und Drehungen, gefolgt von so tollpatschigen Rückschwüngen, dass sich sogar Tommy berufen fühlte zu spotten, und zweimal brach Mario beim Zweifachen im letzten Moment ab un d tauchte ins Netz, ohne Erklä rung. Sogar Angelo, der ausgeglichenste Partner der Welt, zog sich schließlich an seinem Trapez hoch und schrie wütend, dass er, wenn Mario mit dem Netz üben wollte, eine Tasse Kaffee trinken ginge. Und warum ihm, zum Teufel, nicht einfiele, dass ein Fänger am anderen Ende wartete.
    Schließlich rief Papa Tony ihren Duo-Trick auf, und es wurde sofort offensichtlich – wenn es das nicht schon war –, dass dies einer der Tage war, an denen unmöglich etwas klappen konnte. Sie landeten so unsauber auf der Plattform, dass Papa Tony sie zurückrief. Beim nächsten Start war Tommy zu spät dran, seine Hände berührten die Stange eine wahrnehmbare Viertelsekunde später als Mario, und unter d em ungleichen Druck schwang die Stange schief und schlug soweit seitlich aus, dass man nichts tun konnte, außer ins Netz zu fallen. Als sie wieder raufkletterten, knurrte Mario: »Was ist los, zum Teufel?
    Richte gefälligst dein verqueres Timing nach mir, statt es von irgendwo aus der Luft zu holen.«
    Nervös bemüht, seinen Fehler nicht zu wiederholen, griff Tommy diesmal zu schnell zu; er fing die Stange, bevor Mario seine Hände dran hatte, so, dass sie seitlich wegflog und gegen Marios bandagiertes Gelenk schlug.
    Mario, der sich zur Balance am Seitenseil festhielt, schrie vor Schmerz und griff an sein Handgelenk.
    »Verdammt, sieh doch hin, was du machst!«
    Papa Tony, der auf dem Trapez sitzend schaukelte, rief:
    »Was ist denn los mit euch beiden?«
    Marios kalte und schwielige Hand ruhte einen Moment auf Tommys nackter Schulter. »Nehmen wir uns zusammen, ragazzo«, sagte er wütend, »bevor sie uns hier rausschmeißen !«
    Diesmal schafften sie es, gemeinsam von der Stange loszukommen, gingen aber unsauber und aus dem Takt in ihre Drehung. Tommy erreichte Papa Tonys Hände den Bruchteil einer Sekunde bevor Marios Handgelenk in Angelos ausgestreckte Hände klatschte. Der Rückschwung warf sie beide wieder zusammen in die Luft, aber sie landeten so unsauber auf der Plattform, dass Tommy einen Arm um eine der Seitenstreben werfen mu ss te, um nicht plump in das Schrägnetz zu stürzen.
    Mario bekam sein Gleichgewicht, ohne zu grabschen, aber er drehte sich zu Tommy um und fluchte wütend auf Italienisch .
    Papa Tony ließ das zweite Fangtrapez los, tauchte ins Netz und winkte sie runter. Er sah sie wütend an, sein Haar war feucht und zerzaust und stand hoch. Wie kleine gedrehte Teufelshörner, dachte Tommy. »Was ist los mit euch?« fragte er wü tend. »Das ist hier kein Kasper theater. Ihr habt euch noch nie so benommen. Tommy, reagierst du so auf ein nettes Wort? Ich setze Vertrauen in dich und du belohnst mich auf diese Weise? Schande!«
    Tommy schluckte, ihm war übel. Aber er hatte gelernt, sich nicht herauszureden. »Es… es tut mir leid. Ich krieg’s wohl einfach nicht. Können wir raufgehen und es noch einmal versuchen?«
    Papa Tony knurrte Mario an. »Matt, du hast Tommy trainiert, seine Zeichen von dir zu bekommen, und du gibst sie nicht. Du bist schlaff. Eine Puppe – Es muss jemand an den Drähten ziehen! Nichts hier drin!« Er gab Mario einen kurzen, harten Klaps auf den Brustknochen.
    »In deiner eigenen Nummer kommst du durch, weil Angelo sein Timing daher bekommt, dass er dich beobachtet.
    Er kann – wie sagt man? – er kann ausgleichen, aber im Duo…«
    »Ich hab’ angezeigt«, sagte Mario gereizt, »aber das Timing ist im Eimer.«
    »Sieh mal, es ist mein Fehler«, sagte Tommy besorgt.
    »Ich bin aus

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