Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
froh, dass Holly wieder bei ihrer Mutter ist. Auf diese Weise kann ich mich jetzt ganz auf deine Sicherheit konzentrieren und muss mir ihretwegen keine Sorgen machen. Du wirst mich noch brauchen, um dir Mary Perkins vom Hals zu halten, wenn diese Fernsehcrew kommt.«
Er erhob sich.
»Wo willst du hin?«
»Ich wollte dir nur das hier bringen.« Er ging zur Tür und hob die Tüte auf. Zum Vorschein kam ein in rosa Seidenpapier gewickeltes rotes Etwas. Er ließ das Papier zu Boden gleiten, und dann hielt er ein zartes Stück Damenunterwäsche in der Hand, das dank seiner großen Hände noch winziger wirkte als es ohnehin war. Er erkannte seine eigene Stimme kaum, als er sagte: »Würdest du das hier für mich anziehen?«
Statt zu schwinden, wuchs sein Verlangen nach Gabrielle von Tag zu Tag, und solange sie unter seinem Dach wohnte, war sie sein.
Doch was, wenn die Gefahr erst gebannt war?
Er weigerte sich, jetzt darüber nachzudenken. Stattdessen vergrub er das Gesicht in ihrer warmen Halsbeuge, in der Gewissheit, dass ihr williger Körper ihn schon bald in sich aufnehmen würde.
Kapitel 17
An dem Tag, als das Filmteam nach Stewart kam, frühstückten Gabrielle und Derek in der Stadt. Sie hatten gerade fertiggegessen und wollten zu ihrer Besprechung mit Kayla und der Crew ins Wave aufbrechen, wo auch der erste Teil der Sendung gedreht werden sollte.
Gabrielle wartete, während Derek bezahlte. Ihr Handy klingelte, und sie nahm unverzüglich ab. »Hallo?«
»Hallo, Liebes! Rate mal, wo ich bin.«
»Maman!«
»Ganz recht, ich bin’s. Dreh dich mal um.«
Gabrielle wirbelte zum Fenster herum und sah ihre Mutter auf dem Bürgersteig winken. Sie klappte das Telefon zusammen und stürmte nach draußen.
»Was machst du denn hier?«, rief sie, überrascht von diesem unerwarteten Besuch.
»Schöne Begrüßung«, schalt Juliette. Dann nahm sie das Gesicht ihrer Tochter in beide Hände, küsste sie auf die Wangen und drückte sie an sich.
So überschwänglich begrüßten sie einander immer, ganz egal, ob sie sich erst vor einer Woche oder ein paar Stunden gesehen hatten.
»Deine Freundin Kayla hat mir von der Sendung über dich erzählt und uns gebeten, ihr ein Interview zu geben. Dein Papa muss arbeiten, aber ich habe Zeit – und voilà , hier bin ich!«
Nun kam auch Derek aus dem Restaurant und gesellte sich zu ihnen. »Tag die Damen.«
Gabrielle lächelte. »Derek, erinnerst du dich an meine Mutter, Juliette Donovan?«
»Aber natürlich.« Er streckte die Hand aus. »Sie haben sich überhaupt nicht verändert.« Damit ergriff er Juliettes Hand und begrüßte sie auf die französische Art mit einem Handkuss.
Gabrielle verbiss sich ein Lächeln und fragte sich, woher dieser Anflug von Ritterlichkeit wohl kommen mochte – und ob er ausreichen würde, um ihre Mutter milde zu stimmen.
»Ah. Derek Corwin, der Mann, der meiner Tochter das Herz gebrochen hat«, erwiderte Juliette unverblümt.
»Maman!« Gabrielle wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
Derek lächelte grimmig. »Schon in Ordnung. Ich kann die Haltung deiner Mutter durchaus nachvollziehen. Mir ginge es garantiert ähnlich, wenn sich Holly mit einem Jungen einlassen würde, der …« Er verstummte, und seine Miene verfinsterte sich.
Als wäre ihm gerade in vollem Umfang aufgegangen, was genau er Gabrielle vor vierzehn Jahren eigentlich angetan hatte.
»Wir müssen los. Wir werden erwartet«, bemerkte Gabrielle und packte Derek am Arm. »Kayla hat meine Mutter angerufen und sie gebeten, in der Sendung mitzuwirken«, erklärte sie ihm rasch. Hoffentlich konnte sie ihre Mutter für den Rest des Tages von Derek fernhalten, ehe Juliette ihm noch mehr Gründe lieferte, emotional die Schotten dicht zu machen!
Seit Hollys Abreise war er nicht mehr derselbe. Er hatte sich zwar bei Gabrielle entschuldigt, verhielt sich ihr gegenüber aber zurückhaltender. Was, wie sie vermutete, weniger damit zu tun hatte, dass sie sein Besuchsrecht gefährdet hatte; vielmehr rührte es wohl daher, dass ihn die Befürchtung, Holly erneut zu verlieren, an den Fluch erinnerte – und an all die anderen Verluste, die er und seine Familie hatten hinnehmen müssen. Er wagte es nicht, Gabrielle zu lieben, aus Angst, womöglich auch sie zu verlieren. Er musste seine Gefühle nicht erst äußern; sie ahnte auch so, was in ihm vorging. Das Wissen darum war zu
Weitere Kostenlose Bücher