Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
in der Gegend herumgekurvt, bis er sich wieder etwas beruhigt hatte und sein Zorn verraucht war, und er hatte unterwegs mit einem Freund telefoniert, der ebenfalls Rechtsanwalt war. Dieser hatte ihm versichert, Marlene hätte mit ihrem Ansinnen ohnehin keine Chance. Nur weil Holly drei Nächte drüben bei Hank verbracht hatte, mache das Derek noch lange nicht zu einem schlechten Vater, und es zeuge auch nicht von Nachlässigkeit. Im Gegenteil. Überdies könne man Marlene eine gewisse Selbstsüchtigkeit unterstellen, da sie das Land und ihre Tochter verlassen hatte, um einen ganzen Monat auf Hochzeitsreise zu gehen. Was Derek zwar nicht das alleinige Sorgerecht einbringen würde, aber wenigstens war er ihr nicht schutzlos ausgeliefert. Sein Anwalt hatte auch gesagt, er könne das Besuchsrecht einklagen und Marlene zwingen, ihre Vereinbarungen einzuhalten, wenn sie seine Zeit mit Holly weiterhin zu beschneiden versuchte.
Derek stöhnte. Er wollte auf keinen Fall zu den Eltern gehören, die ihren Kindern mit ihren Streitigkeiten das Leben zur Hölle machten. Er konnte nur hoffen, dass Marlene bald zur Vernunft kommen würde, damit alles wieder seinen normalen Gang gehen konnte.
Ihre Drohung hatte ihm arg zugesetzt, obwohl ihm sein Anwalt immer wieder versichert hatte, dass er seine Tochter nicht verlieren würde. Es war kein Wunder, dass er so schnell in Panik geriet – das Schicksal war in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen.
Er brachte den Tag damit zu, Werkzeug zu besorgen, das er in Haus und Garten benötigte, und versuchte einfach, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Als er Stunden später zu Hause eintraf, sah er Gabrielles Wagen in der Einfahrt stehen. War sie daheim? Er wusste es nicht. Zwischen ihnen hatte den ganzen Tag Funkstille geherrscht.
Er war zwar noch immer verärgert, hatte sich aber seit ihrer Unterhaltung beim Frühstück etwas beruhigt. Er war mit Gabrielles Strategie nach wie vor nicht einverstanden, aber die Entscheidung lag bei ihr.
Er schloss die Tür auf und trat ein. Im Erdgeschoss war es dunkel, doch von oben drang ein matter Lichtschein herunter. Er ließ die Schlüssel auf das Tischchen im Vorraum fallen und ging hinauf.
Gabrielle lag in seinem Bett und sah fern. »Hallo.«
»Hi.« Sie hob die Hand und winkte halbherzig.
Sie war wohl auch nicht besser aufgelegt als er.
Er ging zum Bett und setzte sich neben sie. »Na, was hast du heute getrieben?«
»Ich war mit Sharon shoppen.« Sie deutete auf eine rosa Tüte von Victoria’s Secret, die neben der Tür auf dem Boden lag.
»Freut mich zu hören, dass der Tag doch noch zu etwas nütze war«, scherzte er.
»War er das?« Sie starrte auf ihre Fingerspitzen, während sie mit den Fransen der Tagesdecke spielte. »Keine Ahnung, wie ich auf die alberne Idee gekommen bin, dass sich unsere Probleme mit ein paar sexy Dessous lösen lassen. Ich habe doch tatsächlich angenommen, ich könnte mich dafür entschuldigen, dass ich alles aufs Spiel gesetzt habe, was du liebst, indem ich einfach mit dir ins Bett gehe. Aber so läuft das nicht.«
»Vielleicht doch.« Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Ihre Haut fühlte sich samtweich an. »Eine Entschuldigung ist eine Entschuldigung, nicht mehr und nicht weniger, und ich werde sie annehmen, wenn du meine ebenfalls annimmst.« Die war er ihr auch schuldig, nachdem er heute Morgen so explodiert war.
Keiner von ihnen war unschuldig an dem Schlamassel, in dem sie sich nun befanden.
»Meinst du das ernst?«, fragte sie.
Er nahm ihre Hand. »Natürlich führe ich nicht gerade einen Freudentanz auf, weil du es darauf anlegst, Mary Perkins zu ärgern. Aber so bist du nun einmal – du nimmst kein Blatt vor den Mund. Und es ist nicht deine Schuld, dass ich eine Ex-Frau habe, der jede Gelegenheit recht ist, um mir mein Kind vorzuenthalten. Meine Nerven liegen einfach blank, aus unterschiedlichen Gründen, und es tut mir leid, dass ich meine miese Laune an dir ausgelassen habe.«
Sie lächelte leicht. »Schon okay. Was ist aber, wenn Marlene das alleinige Sorgerecht beantragt?«
Bei der Vorstellung drehte sich ihm der Magen um. »Ich werde schon irgendwie mit ihr fertig. Mein Anwalt meinte, sie hätte keine Chance.« Er breitete die Arme aus. »Hundertprozentig überzeugt bin ich davon allerdings nicht.«
Sie nickte bedächtig. »Kann ich mir vorstellen.«
»Im Grunde bin ich ganz
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