Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
rief dann: »Miss Lawson?«
Damit war Kayla gemeint. Sie wandte sich zu ihm um. »Ja?«
»Ein Anruf für Sie.«
Kayla schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Worum geht’s denn?«
George wechselte ein paar Worte mit der Person am anderen Ende der Leitung, dann verkündete er: »Es ist Richard Stern. Er sagt, er ist ein Bekannter von Gabrielle, und er würde sich gern als Interviewpartner zur Verfügung stellen. Sharon Merchant, seine Verlobte, ist Gabrielles beste Freundin, nicht wahr, Gabrielle?«
»Ja, Sharon und ich waren zusammen auf der Highschool. Du solltest sie beide in der Sendung zu Wort kommen lassen, Kayla«, erwiderte Gabrielle laut. »Richard hat sich übrigens für die Bürgermeisterwahl in Perkins aufstellen lassen. Schon deshalb wird es die Leute bestimmt interessieren, was er zu sagen hat.«
Sie hörte Derek neben sich stöhnen. »Mann, wenn du zuschlägst, dann richtig«, murmelte er.
Gabrielle vermied es tunlichst, ihn anzusehen.
Kayla studierte derweil ihren Terminkalender. »Sag ihm doch, wir könnten ihn morgen Vormittag um zehn einplanen, George«, rief sie.
Der Barkeeper streckte den Daumen hoch und tat wie geheißen.
Mary Perkins war während dieser nicht zu überhörenden Unterhaltung dunkelrot angelaufen.
»Jetzt denkst du bestimmt wieder, ich hätte dir das bewusst vorenthalten«, sagte Gabrielle zu Derek, den Blick stur auf ihren Laptop gerichtet. »Ich hätte es dir erzählt, aber du warst gestern ja den ganzen Tag außer Haus. Und abends hast du darauf bestanden, dass ich dir meine neue Unterwäsche vorführe, und dann konntest du die Finger nicht von mir lassen.« Sie erinnerte ihn ganz bewusst an die schönen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, und obwohl es um sie herum so turbulent zuging, weckte der Gedanke daran die Lust tief in ihrem Inneren. Derek stand so dicht hinter ihr, dass sie seine Körperwärme spüren konnte, und ihr Verlangen wuchs.
»Ich kann mich auch jetzt nur mit Mühe zurückhalten«, murmelte er ihr ins Ohr.
Mary Perkins hatte inzwischen begriffen, dass man ihr keinerlei Aufmerksamkeit schenken würde. Sie bedachte erst Kayla und dann Gabrielle, die ihr hier so ungeniert die Show stahl, mit einem letzten erbosten Blick und stürmte dann in ohnmächtiger Wut hinaus.
Gabrielle schauderte. »Huh, das war aber ein ziemlich frostiger Abschied.«
Derek ließ die Stuhllehne los und legte Gabrielle die Hand auf den Rücken. Eine liebevolle, beschützende Geste. »Was mir weit mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage, wie wohl ihre Rache aussehen wird.«
Donald Watson starrte ungläubig auf das Foto in seiner Hand. Er war der Chefredakteur des Journal , der wichtigsten Tageszeitung in Perkins und Stewart, und man hatte ihn bereits vorgewarnt und gebeten, von einer Veröffentlichung abzusehen, falls in nächster Zeit ein solches Bild auf seinem Schreibtisch landen sollte. Nun, diese Bitte war müßig gewesen. Das Journal war eine Tageszeitung und keine Pornozeitschrift.
Als ihn Richard Stern neulich unter dem Siegel der Verschwiegenheit kontaktiert und darum gebeten hatte, sofort informiert zu werden, wenn kompromittierende Bilder von seiner zukünftigen Frau auftauchen sollten, hatte Watson natürlich sofort zugestimmt. Er hätte in seinem Blatt sogar für Richard Stimmung gemacht, wenn er nicht hätte befürchten müssen, sich damit den Zorn von Mary Perkins zuzuziehen.
Richards Bitte war zwar reichlich ungewöhnlich gewesen, und als typischer Journalist hatte Donald seine Neugier nicht zügeln können und bereits ein paar Recherchen angestellt. Er betrachtete noch einmal das Foto und schüttelte den Kopf. Die Ärmste. Schrecklich, in dem Alter eine derartige Erfahrung machen zu müssen. Wenigstens hatte sie den Mumm gehabt, den Kerl, der sie damals betäubt und fotografiert hatte, ins Gefängnis zu bringen.
Doch wer hatte dieses Bild nun an seine Zeitung geschickt, und wie hatte er es überhaupt in die Finger bekommen? Auf dem Umschlag fanden sich keinerlei Hinweise.
Donald hatte seine Stelle als Chefredakteur beim Journal auf die altmodische Art und Weise bekommen – er hatte ganz unten angefangen, aushilfsweise, während der Highschool, und sich langsam hochgedient. Mit den Jahren hatte er sich nicht nur das Vertrauen seines Vorgängers erarbeitet, sondern auch Freundschaften mit Leuten in Schlüsselpositionen geschlossen. Selbst eine Kleinstadt-Zeitung
Weitere Kostenlose Bücher