Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
muss ich Roger bitten, Sie nach draußen zu begleiten. « Sie deutete auf einen Polizisten, der eigentlich nur gekommen war, um gegebenenfalls den Verkehr zu regeln.
»Das hier ist eine öffentliche Bücherei, Lady. Ich kann so lange bleiben, wie ich will, und sagen, was ich will.«
»Es ist meine Bücherei, und Sie beleidigen meine Gastrednerin. « Sharon stemmte die Hände in die Hüften.
Derek packte seinen Vater am Arm, ehe die Situation vollends entgleisen konnte. »Halt jetzt den Mund und geh! Du hast uns schon genug in Verlegenheit gebracht«, presste er hervor.
Hank murmelte etwas in sich hinein.
Holly drückte sich an ihren Vater.
»Genau darum geht es mir doch!«, rief Hank unerbittlich. »Siehst du nicht, wie sie uns in der Öffentlichkeit demütigt?«
Bis jetzt war Hank der Einzige gewesen, der die Familie in der Öffentlichkeit gedemütigt hatte. Doch Derek kam nicht mehr dazu, seinen Vater darauf aufmerksam zu machen, denn Chaz, ein stadtbekannter Trunkenbold, der bei jeder öffentlich zugänglichen Veranstaltung auftauchte, in der Hoffnung, ein paar Gratisdrinks abzustauben, meldete sich zu Wort.
Er erhob sich und sagte: »Vielleicht liegt das ja daran, dass Derek sie abserviert hat, bevor er aufs College gegangen ist.«
Unterdrücktes Gelächter. Chaz hatte mit Derek und Gabrielle den Highschool-Abschluss gemacht, und obwohl er den Großteil seines Lebens unter Alkoholeinfluss gestanden war, hatte er Recht, was die damaligen Ereignisse anging.
Doch Derek konnte darauf verzichten, ausgerechnet jetzt, vor allen Leuten, daran erinnert zu werden. Er ballte die Hände zu Fäusten.
»Ist das wahr, Dad?« Holly zupfte an seinem T-Shirt. »Du hast Gabrielle abserviert?«
Derek schnaubte. »Tolle Leistung, Dad.«
»Was hab ich jetzt wieder angestellt?«, fragte Hank.
Derek schüttelte bloß den Kopf. Es war sinnlos. Sein Vater würde nicht einsehen wollen, dass er einen friedlichen, beschaulichen Vortragsabend in eine peinliche Schlammschlacht verwandelt hatte. Zu dieser Erkenntnis würde er erst später kommen, wenn er sich beruhigt und etwas Abstand von den Ereignissen gewonnen hatte.
Gabrielle räusperte sich. »Mein Vortrag ist hiermit beendet. Ich danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen«, sagte sie und sammelte ihre Unterlagen ein.
»Daddy?«
Derek beugte sich zu seiner Tochter hinunter. »Alles klar?«, erkundigte er sich.
Sie nickte. »Ich hatte nicht erwartet, dass es so aufregend wird!«
Wenigstens wirkte sie nicht sonderlich beunruhigt.
»Erzähl mir von dir und Gabrielle«, forderte sie mit großen Augen.
»Hör mal, ich habe dir doch schon gesagt, dass wir auf der Highschool befreundet waren. Alles weitere erkläre ich dir später. Jetzt möchte ich erst einmal mit Gabrielle reden, um sicherzugehen, dass sie nicht sauer ist.«
Holly nickte. Manchmal war sie schon ziemlich vernünftig für ihr Alter. »Ja, mach das. Ich bin sicher, Grandpa wollte sie nicht verärgern.«
Derek umarmte seine Tochter rasch, dann richtete er sich auf. »Dad? Bring Holly nach Hause. Ich bleibe noch.«
»Und wie kommst du heim? Du bist doch mit uns hergefahren«, erinnerte ihn Holly.
Derek tippte ihr ans Kinn. »Keine Sorge, irgendjemand bringt mich bestimmt nach Hause, okay?«
»Okay, aber sag Gabrielle schöne Grüße von mir, ja?«
»Mach ich. Darüber freut sie sich garantiert.« Er küsste seine Tochter auf die Stirn und legte ihre Hand in die seines Vaters. »Bis später.«
»Ich wollte doch nur unseren guten Namen verteidigen«, brummte Hank, dem allmählich aufzugehen schien, dass er sowohl sich selbst als auch seine Familie und Gabrielle lächerlich gemacht hatte.
»Sie war mir immer sehr sympathisch. Ich wollte nicht …«
»Ich weiß.« Derek fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Fahr mit Holly nach Hause. Ich regle das hier.« War ja nicht das erste Mal.
Wie seine Cousins Michael und Jason war auch Derek einen Großteil seiner Jugend dem Spott und Hohn der anderen Kinder ausgesetzt gewesen. Die Corwins seien keine richtigen Männer, hieß es, weil sie keine Frau halten konnten. Wenn sich die Hänseleien nicht mehr ignorieren ließen, hatte Derek sich gewehrt. Er war mit dem Verhalten seines Vaters keineswegs einverstanden, konnte aber dessen Beweggründe nur zu gut nachvollziehen.
Er beobachtete, wie Hank seiner Enkelin den Arm um die
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