Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
einfach.«
»Und das ist erst der Anfang, mein Lieber«, ließ sie ihn mit einem verheißungsvollen Lächeln wissen.
Kapitel 5
Die drückende Schwüle der Sommernacht stand in krassem Gegensatz zu den klimatisierten Räumen der Gemeindebücherei. Trotzdem hatte Gabrielle das Gefühl, freier atmen zu können, sobald sie das Gebäude verlassen hatten. Außerdem fand sie es beruhigend, Derek neben sich zu wissen. Sie streifte beim Gehen absichtlich seinen Arm, und bei der kurzen Berührung ging ein Kribbeln durch ihren ganzen Körper. Sie holte tief Luft, inhalierte genüsslich seinen maskulinen Duft.
Seine schier überwältigende Ausstrahlung ermöglichte es ihr, sich auf die positiven Aspekte des Abends zu konzentrieren – auf ihren erfolgreichen Auftritt und die Tatsache, dass sie das Thema ihres nächsten Buches bekanntgegeben hatte.
Wie es sich für einen richtigen Sommertag gehörte, war es trotz der späten Stunde noch längst nicht dunkel, aber die Straßenlampen waren bereits angegangen.
»Könntest du mich vielleicht nach Hause bringen?«, bat Derek.
Sie lächelte. »Gern.« Es kam ihr sehr gelegen, wenn sie noch etwas Zeit mit ihm verbringen konnte.
Als sie fast bei ihrem Wagen angelangt waren, verlangsamte er seine Schritte. »Ich muss mit dir reden.«
Dieser Tonfall verhieß nichts Gutes. Gabrielle musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, was allerdings in erster Linie an der untergehenden Sonne lag. »Worüber denn?«
»Moment noch.« Er drehte sie herum und nahm ihren Platz ein, so dass er derjenige war, der in die Sonne blinzeln musste. An den Wagen gelehnt, schirmte er mit der Hand die Augen ab.
Sie wartete derweil gespannt ab.
Er räusperte sich. »Also, wegen diesem Kuss … heute Nachmittag …«
»Oh, nein.« Sie straffte die Schultern. »Wag es ja nicht, zu behaupten, dass das ein Fehler war.« Nicht, wenn es sich so gut angefühlt hatte, so richtig. Genau wie früher.
»Vielleicht sollte ich dir noch etwas mehr über meine Vergangenheit erzählen, damit du verstehst, warum ich noch immer an den Fluch glaube. Heute sogar mehr denn je.« Sein entschlossen vorgeschobenes Kinn ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er es ernst meinte.
Gabrielle machte ein, zwei Schritte zur Seite, um etwas Abstand zu gewinnen. Damit sie besser denken konnte. Argumentieren. Kämpfen. Denn diesmal würde sie ihn nicht mehr so einfach davonkommen lassen. Jetzt war sie älter und klüger. Und emotional stabiler. Sie hatte inzwischen einiges erlebt, und sie wusste, was sie wollte: Derek. Und sie würde sich nicht wieder mit irgendwelchen alten Märchen abwimmeln lassen.
»Hör zu, Derek. Ich bin nicht lange in der Stadt, aber ich lebe nur eine Stunde von hier. Lass uns das alles ein andermal besprechen. Es sind so viele Jahre vergangen. Können wir uns jetzt nicht einfach noch einmal ganz neu kennenlernen und uns daran erfreuen?«, fragte sie, um Zeit zu schinden, ehe er womöglich wieder irgendeine unumstößliche Entscheidung traf.
Sie ließ den Blick über ihn gleiten. Dabei fiel ihr auf, dass ein hässlicher, dicker Kratzer die Fahrertür ihres geliebten Cabrios zierte, das sie sich von ihrem ersten großen Vorschuss gekauft hatte. »Verdammter Mist!«
»Hey, ich sorge mich doch bloß um dein Wohlergehen«, versuchte Derek sie zu beschwichtigen.
»Das ging doch nicht gegen dich! Irgend so ein Schwein hat mein Auto zerkratzt!« Sie deutete auf den hässlichen, langen Strich im schwarzen Lack, der sich knapp unter dem Griff quer über die gesamte Tür zog.
Derek fuhr herum und betrachtete den Schaden. »Das war pure Absicht«, murmelte er vor sich hin.
» Merde! «, fluchte Gabrielle. »Wer tut denn so etwas?«
Derek rieb sich die Augen. »Keine Ahnung.«
Er fand es bedenklich, dass der Täter keine Hemmungen gehabt hatte, vor einer vollen Bücherei fremdes Eigentum zu beschädigen.
»Lass uns zum Rhodes Inn fahren, und dann rufe ich Harry, meinen Mechaniker an. Vielleicht kann er den Kratzer ja ausbessern.«
Doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bringe den Wagen zu meinem Lexus-Verkäufer, sobald ich wieder in Boston bin«, sagte sie matt und zog die Schlüssel aus der Tasche.
Das Piepsen der Fernbedienung hallte durch die Nacht, als sie die Türen aufschloss und einstieg.
Derek ging um das Auto herum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Er wusste nicht, was er sagen
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