Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
Aphrodisiakum.
Ja, genau das wollte er hören, obwohl er selbst die Trennung herbeigeführt hatte. »Ich wollte, dass du dein eigenes Leben führst. Dass du glücklich wirst.«
Sie legte den Kopf schief. Er liebte den frechen Schwung ihrer Haare, konnte nicht anders, als die Finger durch die Strähnen gleiten zu lassen. »Genau das habe ich getan. Und ich bin glücklich und erfolgreich, zumindest beruflich. Privat nicht unbedingt.«
»Ich sollte mich nicht darüber freuen, dass du deinen Traummann nicht gefunden hast, aber ich tue es trotzdem.«
»Ich sollte mich auch nicht darüber freuen, dass du geschieden bist«, konterte sie, »aber ich glaube nicht, dass ich es hätte ertragen können, dich wiederzusehen und zu wissen, dass du zu einer anderen gehörst«, murmelte sie. Ihre Stimme klang belegt.
Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt; seine Haut glühte, seine Erregung wuchs. Er begehrte sie, sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers danach, wieder mit ihr zusammen zu sein und den Gedanken an die Folgen in die hinterste Ecke seines Gehirns zu verbannen. Doch die Erwähnung seiner Scheidung erinnerte ihn daran, warum er die Notbremse ziehen musste. »Ich habe dir noch nicht von Hollys Mom erzählt und davon, was zwischen ihr und mir vorgefallen ist.« Davon, warum der Fluch sein Leben stärker denn je regierte.
»Ach, richtig.« Sie lehnte die Stirn an die seine. Ihr Mund war verlockend nahe.
Schließlich berührten sich ihre Lippen, zart und federleicht, was seinen Puls schlagartig in die Höhe trieb. Sie neckte ihn mit ein paar raschen Küssen, jeder etwas länger als der vorige.
Er umklammerte ihre Taille. Sein Griff verstärkte sich in dem Maße, in dem seine Leidenschaft wuchs, bis nichts mehr von Bedeutung war außer dem Hier und Jetzt. Ihm schwirrte der Kopf von ihrem Duft, ihrem Geschmack, seinem Verlangen.
Wie durch einen Nebel hindurch vernahm er ihre Stimme. »Ich möchte alles hören, was du mir zu sagen hast. Aber nicht heute Abend.«
»Hmm?«
»Du musst nach Hause zu Holly«, erinnerte sie ihn und machte sich von ihm los. »Ich bin sicher, sie ist verwirrt, nach allem, was sie heute Abend gehört hat.«
Sie setzte ihn vor die Tür? Erst lockte sie ihn und jetzt schickte sie ihn nach Hause?
Er schluckte. »Du hast Recht. Holly wartet vermutlich schon auf mich.« Er trat einen Schritt zurück und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, doch er fing sich gleich wieder.
»Bestell ihr schöne Grüße von mir.«
»Wird gemacht.«
Gabrielle verschränkte die Arme hinter dem Rücken und grinste.
Erst da wurde ihm klar, dass er ihr ins Netz gegangen war. Sie hatte absichtlich seine Sinne verwirrt, um ihm zu demonstrieren, wie heftig es noch immer zwischen ihnen knisterte, damit er sich ganz auf sie konzentrierte und darüber vergaß, weshalb sie nicht zusammen sein konnten.
Er sah ihr in die Augen. »Ich weiß, was hier gespielt wird.«
»Was denn?« Sie hob in gespielter Unschuld eine Augenbraue. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.« Doch das leichte Lächeln auf ihren Lippen verriet sie.
»Gute Nacht, Gabby«, sagte er leise.
»Nacht, Derek.« Sie begleitete ihn zur Tür.
»Schließ hinter mir ab«, befahl er.
Sie nickte. »Mach ich.«
Er streckte die Hand nach dem Türknauf aus, griff dann aber nach ihr, und ehe er es sich versah, küsste er sie so leidenschaftlich, dass sie in seinen Armen dahinschmolz. Ihre Zungen umspielten einander, und ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Kehle. Der erotische Laut brachte ihn beinahe um den Verstand.
Es kostete ihn seine ganze Kraft, sich von ihr zu lösen. Er ließ die Hand auf ihrem Rücken, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte und wieder sicher auf zwei Beinen stand.
»Schlaf gut«, murmelte er und ging hinaus, ehe er in Versuchung kam, sie hochzuheben und zu ihrem Bett zu tragen.
Er hatte ihr zeigen wollen, dass er das sinnliche Spiel, das sie mit ihm trieb, mindestens genauso gut beherrschte wie sie. Noch besser sogar. Ein flüchtiger Augenblick der Leidenschaft, um ihr und sich selbst zu beweisen, dass er sie begehrte, ihr aber ohne weiteres widerstehen konnte. Tja, der Schuss war jedoch nach hinten losgegangen. Sie hatte eindeutig die Oberhand behalten.
Gabrielle erwachte früh. Sie hatte Sharon am Vorabend noch angerufen und sie gefragt, ob sie Lust auf einen Ausflug nach Boston hätte.
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