Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
eröffnet.«
Gabrielle fuhr mit dem Finger am Rand ihres Cocktailglases entlang und fragte sich, ob George den Einfluss der Bürgermeisterin von Perkins nicht doch ein wenig überschätzte. »Tja, gegen die großen Ketten können sich viele kleine Läden und Betriebe leider nicht durchsetzen.«
George schüttelte den Kopf. »Das mag in manchen Gegenden durchaus zutreffen, doch in diesem Fall waren Vertreter von CVS, einer großen Apotheken-Kette, in die Stadt gekommen und hatten den Millers zu verstehen gegeben, sie sollten die Fliege machen. Aber die Millers wollten nicht verkaufen. Ihre Apotheke war seit Generationen in ihrem Familienbesitz; da ging es nicht ums große Geld. Doch dann hat ihr Vermieter urplötzlich eine neue Klausel in ihren Mietvertrag eingebaut, um die Miete erhöhen zu können.« George schnippte mit den Fingern. »Und im Nu war das Ehepaar Miller weg vom Fenster und eine CVS-Filiale hatte ihre Pforten geöffnet.«
»Und gehört der Grund, auf dem die Apotheke steht, zufällig Mary Perkins?«, riet Gabrielle.
»Nein, irgendeinem Konzern, aber ich wette, wenn man etwas genauer nachsieht, würde sich herausstellen, dass dieser Konzern dem Perkins-Clan gehört. Allerdings hat das bis jetzt niemand nachgeprüft. Die Prozedur war zwar legal, aber moralisch eindeutig bedenklich. Natürlich wusste sich Mary Perkins mit ein paar PR-Tricks zu helfen. Sie hat Mrs. Miller einen Posten im Bürgermeisteramt verschafft und dafür gesorgt, dass CVS Mr. Miller als Filialleiter der neuen Apotheke einstellt.«
»Das sind doch alles Hirngespinste«, schalt Seth.
Gabrielle war gar nicht aufgefallen, dass er ihre Unterhaltung mitverfolgt hatte. »Gut möglich, dass manches nur ein Verdacht ist, aber Fakten bleiben Fakten«, entgegnete Gabrielle. »Wie auch immer, ich habe Fragen gestellt, und die hat mir Ihr Vater beantwortet, mehr nicht.« Dann sah sie zu George und murmelte halblaut: »Belassen wir es lieber dabei; Ihrem Sohn scheint unser Gespräch wirklich ein Dorn im Auge zu sein.«
George zwinkerte ihr zu. »Tja, ich würde mich gern noch ein bisschen mit Ihnen unterhalten, aber er unterschreibt die Schecks.« George deutete mit dem Ellbogen auf Seth. »Also, dann kümmere ich mich jetzt besser mal um die anderen Gäste«, verkündete er und fügte dann leise hinzu: »Und wenn Sie noch den einen oder anderen ›Verdacht‹ hören wollen, dann wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«
Gabrielle lächelte. »Vielen Dank, George. Sie waren mir eine große Hilfe.«
Er nickte. »Alles Gute für Ihr Buch.«
»Danke.« Gabrielle legte Sharon eine Hand auf die Schulter und erhob sich. In Gedanken war sie bereits beim nächsten Punkt auf der Tagesordnung: die Verabredung mit dem Erpresser.
Und der Rest der Nacht würde, wenn alles glattging, nur ihr und Derek gehören.
Kapitel 8
Die blauen Neonlichter, die über die Tanzfläche zuckten, waren farblich auf das türkise Logo und Interieur des Wave abgestimmt. Alles, angefangen vom Beat bis hin zum Willkommen-Schild über der Bar, war von vorn bis hinten durchgestylt. Zu schade, dass der Grund für ihre Anwesenheit so unerfreulich war.
Sharon hatte stumm an der Bar gesessen und mit halbem Ohr dem Gespräch zwischen Gabrielle und George gelauscht. Gabrielle hatte auch die Bedienungen gefragt, was sie von dem Fluch und von Mary Perkins hielten. Sharon hätte ihr beim besten Willen nicht dabei helfen können. Sie konnte an nichts anderes denken als an diese Fotos, an eine Phase ihres Lebens, von der sie gehofft hatte, sie hätte sie endgültig hinter sich, und daran, was geschehen würde, sollten die Bilder an die Öffentlichkeit gelangen.
Da sie schon so früh eingetroffen waren, hatten sie sich einen guten Platz mit Blick auf die Eingangstür und die Bar sichern können.
Sharon sah zum x-ten Mal an diesem Abend auf die Uhr.
Gabrielle lächelte sie mitfühlend an. »In einer halben Stunde wissen wir mehr«, versicherte sie ihr.
»Das hoffe ich.« Sharon nickte und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Es ist noch nicht zu spät, um die Polizei einzuschalten«, flüsterte Gabrielle.
»Nein!« Da konnte sie die Bilder auch gleich selbst an die Zeitung schicken, wie Sharon aus Erfahrung wusste.
»Dann solltest du zumindest Richard einweihen.«
»Ich kann nicht.« Sharon senkte den Blick.
Ihr hüpfte jedes Mal vor Freude das Herz in der Brust, wenn Richard
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