Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
Gabrielle hatte bereits den Stuhl zurückgeschoben und schickte sich an, ihrer Freundin zu folgen.
»Nein, nein.« Sharon winkte ab. »Bleib hier und amüsier dich. Ich finde den Weg auch allein. Derek, bitte setz dich doch solange auf meinen Platz.«
»Beeil dich«, rief Gabrielle ihr nach.
Sharon schob sich durch die Menge, die nur unwesentlich jünger, aber eindeutig modebewusster als sie war. Die Damentoilette befand sich am Ende eines langen Ganges. Sie wollte gerade die Tür öffnen, da wurde sie von jemandem angerempelt.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie wirbelte herum und prallte mit einer jungen Frau zusammen.
»Verzeihung, ich bin gestolpert«, entschuldigte sich die Frau und machte sich von Sharon los.
»Kein Problem. Haben Sie sich wehgetan?«, fragte Sharon.
»Nein, alles bestens.«
Sharon betrat die Toilette und blieb vor den Waschbecken stehen. Sie stützte sich mit beiden Händen am Waschtisch ab und atmete tief aus. Beruhige dich, sagte sie sich und tröstete sich mit dem Gedanken, dass das böse Spiel bald ein Ende haben würde. Wenn sie nur wüsste, wann genau!
Gabrielle wusste, dass ihr nicht allzu viel Zeit blieb, um ungestört mit Derek zu reden; gleich würde Sharon zurückkommen, und dann würde das Drama des Abends seinen Lauf nehmen.
»Danke, dass du gekommen bist. Sharon ist bestimmt auch froh darüber, selbst wenn sie etwas anderes behauptet. Sie ist ein nervliches Wrack.«
»Ist doch kein Wunder. Es war gut, dass du mich eingeweiht hast.«
Sie nickte zustimmend.
»Sharon braucht uns als moralische Unterstützung. Ich fürchte nur, auf unseren Tanz müssen wir verzichten«, sagte Derek. Er klang nicht gerade untröstlich, doch Gabrielle war enttäuscht. Sie sehnte sich danach, von ihm in die Arme geschlossen zu werden und sich Wange an Wange mit ihm im Takt der Musik zu wiegen.
»Tja, es war wohl etwas unrealistisch zu denken, wir könnten uns einen romantischen Abend machen, während Sharon ihren Erpresser trifft.«
Sie streckte die Hand aus, um den umgeknickten Kragen seines Polohemds zurechtzuzupfen. Dabei streifte sie sein stoppeliges Kinn. Die flüchtige Berührung ließ ihre Haut prickeln und eine Hitzewelle durch ihren Körper jagen.
Statt die Hand zurückzuziehen, fuhr sie mit den Fingerspitzen an seinem Kinn entlang. Das war genau die Art von Signal, die sie aussenden wollte. »Tja, wenn wir hier nicht zum Tanzen kommen, können wir das ja woanders nachholen«, gurrte sie verführerisch. Ihr Körper sehnte sich nach seiner Nähe, nach Intimität.
Sein feuriger Blick ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er wusste, was sie meinte.
»Da bin ich wieder«, meldete sich Sharon unversehens zurück.
Gabrielle ließ die Hand sinken und sah lächelnd zu ihrer Freundin hoch.
Der Rest des Abends zog sich endlos hin. Nach einer Weile wechselten sie von ihren Cocktails zu Limonade. Die Unterhaltung verlief angespannt. Drei Stunden später war klar, dass der Erpresser nicht mehr kommen würde.
»Was für ein Reinfall«, stöhnte Sharon. »Was mache ich denn jetzt? Einfach warten, bis er mich wieder kontaktiert? « Ihre Stimme zitterte.
Gabrielle warf Derek einen kurzen Blick zu. »Es wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
Sharon nickte. »Lasst uns gehen.« Sie wühlte sichtlich entnervt in ihrer Handtasche. »Wo hab ich nur wieder meine Schlüssel?«
»Wenn du nicht deinen halben Hausrat mit dir herumschleppen würdest, dann müsstest du auch nicht ständig suchen«, scherzte Gabrielle, um ihre Freundin etwas aufzuheitern.
Sharon fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß. Höchste Zeit, mal zu entrümpeln«, murmelte sie. »Ah.« Sie zog einen Schlüsselbund aus der Tasche.
Sie machten sich zu dritt auf den Weg zu Sharons Ford Escort, der draußen auf dem Parkplatz stand.
»Ruf mich an.« Gabrielle sah Derek fest in die Augen. Am liebsten hätte sie gesagt: »Wir treffen uns gleich bei mir«, aber sie hielt sich zurück.
Sharon öffnete ihre Autotür. »Um Himmels willen, Derek, sei so gut und fahr Gabrielle nach Hause, ja? Glaubt ihr etwa, ich habe nicht bemerkt, dass ihr euch schon den ganzen Abend nach ein bisschen Zweisamkeit sehnt?«
»Aber wir haben doch gar nichts getan«, protestierte Gabrielle.
Derek schüttelte bloß den Kopf.
»Das war auch gar nicht nötig. Ich sehe es euch an der Nasenspitze an. Ihr
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