Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
Wahlen gegen sie anzutreten.«
»Was ist damals passiert?«, wollte Gabrielle wissen.
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand.
Gabrielle tat es ihm gleich. Er hatte kapituliert, das spürte sie. Die pochenden Schmerzen in ihrem Knöchel ignorierte sie, darum konnte sie sich auch später noch kümmern. Derek stand unbeteiligt daneben, als wäre er bloß zum Wacheschieben mitgekommen.
»Sie hat meine Kampagne torpediert. Ich habe versucht, einen sauberen Wahlkampf zu führen, habe mich auf Themen konzentriert, die für die Gemeinde von Bedeutung waren. Doch Mary Perkins spielt nach ihren eigenen Regeln. Ihren Erfolg verdankt sie nur ihrem Status und ihrer Macht. Eine Macht, für die sie über Leichen gehen würde.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Oh, doch, das können Sie, sonst wären Sie nicht hier. Damals war ich ihr ein Dorn im Auge, und jetzt sind Sie es. Fairness ist für Mary Perkins ein Fremdwort. Für sie zählt nur ihre Macht. Sie will gewinnen – um jeden Preis .«
Kapitel 15
Gabrielle starrte den Mann neben sich ungläubig an. »Sie meinen, Mary Perkins will mich loswerden? Sie steckt hinter diesen ganzen Aktionen?« Warum überraschte sie das eigentlich? »Erzählen Sie mir mehr.«
»Sie verabsäumt es nie, die Leute an den Fluch zu erinnern. Natürlich nicht in der Öffentlichkeit, bei offiziellen Ansprachen oder so, sondern wenn sie mit ihnen unter vier Augen redet. Wenn es um Spendengelder geht oder darum, ihre Pläne im Gemeinderat durchzusetzen. Sie erreicht ihre Ziele, indem sie die Menschen einschüchtert. Sie muss nur die Corwin-Männer erwähnen, und schon spuren alle. Das haben Sie bestimmt auch schon miterlebt.«
Gabrielle zuckte zusammen und vermied es, Derek anzusehen. »Fahren Sie fort.«
»Ich habe versucht, ihre schmutzigen Machenschaften aufzudecken. Bei einer Versammlung anlässlich der Feierlichkeiten zum vierten Juli haben wir beide eine Rede gehalten, und da habe ich es gewagt, zu sagen, dass man sich Wählerstimmen ehrlich verdienen muss und dass Flüche und dergleichen Hirngespinste sind.« Er räusperte sich und starrte einen Augenblick ins Leere. Gabrielle wartete ab.
»Von da an ging es mit mir bergab«, fuhr er schließlich fort. »Ein Foto von mir mit einer Prostituierten tauchte auf. Erst wurde es nur an mich geschickt, zusammen mit einer Drohung. Ich sollte meine Kandidatur zurückziehen, anderenfalls würde das Foto an die Öffentlichkeit gelangen. Es nützte nichts, dass ich landauf, landab geschworen habe, das Bild sei getürkt. Ich konnte es nicht beweisen, genauso wenig wie die Tatsache, dass Mary Perkins ihre Finger im Spiel hatte. Aber ich war mir ganz sicher.«
Gabrielle schauderte. Sie war sich diesbezüglich ebenfalls sicher. Und jetzt wusste sie auch, warum Tonys Fotos von Sharon wieder aufgetaucht waren. Mary Perkins musste sie irgendwie aufgestöbert haben. Entweder hatte ihr Tony die Bilder verkauft, oder jemand anderes hatte sie ihr zugespielt. Aber Sharon und Richard hatten heute ohnehin zu ihm fahren wollen.
»Und, was haben Sie unternommen?«, fragte Gabrielle. Es gehörte schon mehr als ein gefälschtes Foto dazu, um einen Mann von seiner angestrebten politischen Karriere abzubringen und zum Einsiedler zu machen.
»Ich wollte mich natürlich nicht erpressen lassen. Ich war jung und naiv, und ich habe an die Integrität der Menschen geglaubt. Ich dachte, ich könnte sie trotzdem besiegen. Aber es kam gar nicht mehr so weit. Meine Frau hatte kurz darauf einen Autounfall. Es sollte wohl so aussehen, als hätte sie die Kontrolle über den Wagen verloren, obwohl die Straße trocken und in einwandfreiem Zustand war.«
»Sie glauben nicht, dass es ein Unfall war, stimmt’s?«, stellte Gabrielle nüchtern fest.
Nach allem, was sie bisher über Mary Perkins gehört hatte, war diese Frau nicht nur arrogant, sie war auch abgrundtief böse, und das machte ihr Angst. Nicht etwa, weil Gabrielle an Hexen oder Flüche geglaubt hätte, sondern weil sie allmählich zu dem Schluss kam, dass Mary Perkins zu allem fähig war, sobald jemand ihre Macht gefährdete.
Winters schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt, dass jemand den Wagen manipuliert hat, auch wenn die Polizei behauptet hat, es gäbe diesbezüglich keinerlei Hinweise. Leider war ich damals viel zu sehr mit meiner schwer verletzten Frau beschäftigt, um der Sache weiter nachzugehen. Sie hat den Unfall zwar
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