Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Skandal!“
„Na und? Was interessiert mich, was die Leute denken? Soll ich Ron nur deswegen heiraten? Findest du das wirklich?“
„Ich finde, du solltest anfangen, dich wie ein erwachsener Mensch zu benehmen und für dein Handeln die Verantwortung zu tragen …“
„Mein Handeln? Ron ist fremdgegangen, nicht ich!“ Mit den letzten Worten steigere ich mich zu einem Brüllen. Ich kann nicht glauben, dass sie für Ron Partei ergreift. Für diesen herzlosen, hinterhältigen, gemeinen Lügner.
„So nicht, Tamara. In diesem Ton lasse ich nicht mit mir reden.“
Die Haustür fällt mit einem lauten Knall ins Schloss, als meine Mutter das Haus verlässt. Zitternd lasse ich mich auf einen Stuhl sinken. Ihr Verhalten verletzt mich fast mehr als Rons Untreue. Ein Gutes hat die Sache, denke ich erschöpft: Sie ist nicht dazu gekommen, mit mir über Nanas jungen Liebhaber zu diskutieren . Und so, wie wir uns gerade getrennt haben, wird es sicherlich eine Weile dauern, bis wir wieder miteinander reden werden.
Da war etwas. Mit einem Ruck wache ich auf. Lausche. Dann höre ich es erneut. Ein Schlüssel, der leise im Schloss gedreht wird, die Tür aber nicht öffnet, weil ich die Schlösser auswechseln ließ. Schweiß läuft an meinem Körper hinab, obwohl es nicht heiß ist. Ich weiß, dass Ron ebenfalls hier ist, denn ich habe ihn abends gehört, als er nach Hause kam. Zu dieser Zeit hatte ich mich schon im Gästezimmer verschanzt. Obwohl ich fest entschlossen war, nie wieder eine Nacht in diesem Haus zu verbringen, bin ich geblieben. Nach der Auseinandersetzung mit meiner Mutter hatte ich nicht die Kraft, ins Hotel zurückzufahren.
Jetzt aber wünschte ich, ich wäre weit weg. Dort draußen ist jemand, der hinein möchte. Der Mörder?
Ich muss aufstehen. Nachsehen, was los ist. Obwohl ich nichts lieber tun würde, als mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich zu verstecken. Oder nach Ron zu rufen. Soll er sich mit Mördern herumschlagen. Aber ich traue ihm nicht.
Unten ist alles dunkel. Nur das Nachtlicht wirft ein mattes Licht im Hausflur, sodass ich erkennen kann, dass die Eingangstür noch immer verschlossen ist. Ein Blick in die andere Richtung zeigt, dass auch die Rollläden an der Terrassentür den Fußboden berühren. Alles sieht so aus, wie es sein sollte. Vielleicht habe ich mir das Ganze nur eingebildet.
Trotzdem setze ich mich auf die Treppe. Brauche nur den Kopf zu wenden, um jeweils eine der Türen im Blick zu haben. Lieber auf Nummer sicher gehen.
17
„Bist du vollkommen übergeschnappt?” Ron. Es ist hell. Anscheinend habe ich den Rest der Nacht auf der Treppe geschlafen. In letzter Zeit finde ich an den unmöglichsten Orten Schlaf. Allmählich frage ich mich, warum ich jemals Tabletten brauchte.
Langsam öffne ich die Augen. Ron steht vor mir und sieht mich ärgerlich an.
„Einbrecher. Ich dachte es wären Einbrecher an der Tür.”
„Einbrecher? Wenn tatsächlich jemand versucht hätte, einzubrechen, wäre die Alarmanlage losgegangen.” Er mustert mich mit einem durchdringenden Blick.
„Ich ... ich hatte solche Angst.” Tränen steigen mir in die Augen. Ohne es zu wollen, fange ich an zu weinen. Wann habe ich mich in eine solche Heulsuse verwandelt?
„Du bist ja völlig hysterisch.“ Ron weicht zurück, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Eine weinende Frau ist so ziemlich das Letzte, womit er sich beschäftigen möchte. Stattdessen geht er den Flur entlang, öffnet unsere Haustür und sieht sich deren Außenseite an. Danach untersucht er den Türrahmen. „Es ist alles in Ordnung“, verkündet er. „Du hast dir das nur eingebildet.“
Noch immer etwas zittrig, nicke ich. Diese Vermutung ist mir auf jeden Fall lieber, als der Gedanke, dass der Mörder zurückkommen wollte, um mich auch aus dem Weg zu räumen.
„Warum bist du hier? Ich dachte, du hättest mich verlassen?“ Ron ist inzwischen von seiner Inspektion der Tür zurückgekehrt und steht mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir.
„Das Haus gehört zur Hälfte mir. Da kann ich ja wohl so oft hier übernachten, wie ich will“, entgegne ich trotzig. So leicht lasse ich mich nicht einschüchtern. Wenn er so weitermacht, ziehe ich doch nicht aus.
Vielleicht sollte ich stattdessen ein paar rauschende Feste feiern. Ron hasst Lärm, Chaos und Betrunkene. Bei dem Gedanken muss ich grinsen, was auch prompt kommentiert wird: „Ich weiß nicht, was du an dieser Situation so lustig
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