Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
passieren. Da bin ich mir sicher.
Mit einem sanften Klirren stoßen wir darauf an. Wie perlende Seide gleitet das Getränk meine Kehle hinab. Wenndas Leben immer so angenehm wäre! Mit Nana in einem schönen Restaurant sitzen, Champagner trinken und so tun, als würde die Zukunft etwas Gutes für mich bereithalten.
„Und in der Zwischenzeit solltest du dir so viel Spaß gönnen wie möglich“, setzt sie ihre Belehrungen in Sachen Lebensweisheit, Männer und Liebe im Allgemeinen, fort. Inzwischen sind wir beim Espresso angelangt.
„Nana, ich weiß, dass du recht hast, aber glaube mir, im Moment habe ich kein Interesse. Ich will nur in Ruhe gelassen werden.“
„Dann wenigstens eine Affäre, wenn du dich schon nicht verlieben willst.“
Christian .
Wie auf Kommando taucht sein Name in meinen Gedanken auf. Aber das ist keine Affäre, sondern eine bezahlte Dienstleistung, an die ich mich noch nicht einmal erinnern kann. Trotzdem. Während Christian bei mir war, habe ich mich so gut, wie lange nicht mehr gefühlt. Voller Leben. Energiegeladen. Schön. So, als sei ich begehrenswert.
„Tamara. Hörst du mir zu?“ Nana sieht mich fragend an. Was sie wissen wollte, ist mir ein Rätsel, denn ich war mit den Gedanken woanders.
„Ja, ähm … Genau“, stimme ich in der Hoffnung zu, das Richtige zu sagen. Ich hätte zugeben können, dass ich nicht bei der Sache war, an etwas anderes gedacht habe. Aber dann will sie wissen, was mir durch den Kopf ging, und das möchte ich selbst Nana gegenüber nicht zugeben. Es soll mein kleines Geheimnis bleiben, mit wem ich mich neuerdings vergnüge.
„Schön, dann wäre das also geklärt. Es freut mich, dass du Carlos kennenlernen willst!“
Carlos? Wer ist Carlos? Panik steigt in mir auf. Carlos kann nur Nanas neuer Freund sein. Wenn meine Mutter erfährt, dass ich mich bereit erklärt habe, ihn zu treffen, wird sie mich jeden Tag mit Telefonanrufen bombardieren und mir bis an mein Lebensende Vorhaltungen machen.
Aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit. Vielleicht kann ich ihr klarmachen, mein Treffen mit Carlos sei eine gute Idee gewesen. Wie soll ich Nana einen Mann ausreden, den ich nie getroffen habe? Wenn ich ihr davon abraten soll, muss ich mich vorher überzeugen, dass er tatsächlich nicht der Richtige für sie ist. Genau! Mit einem zufriedenen Seufzer lehne ich mich wieder zurück. Auf diese Art und Weise kann ich wenigstens so tun, als würde ich mein Versprechen ernst nehmen und tatsächlich versuchen, Nana zu den Ansichten meiner Mutter zu bekehren.
19
„Wo zur Hölle bist du?”, tönt es mir aus dem Handy entgegen. Mit einer Grimasse beende ich das Gespräch, ohne die Frage zu beantworten. Wenn Ron in dieser Stimmung ist, hat es ohnehin keinen Zweck, mit ihm zu reden. In Gedanken sehe ich ihn vor mir. Er tobt bestimmt vor Wut. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Wahrscheinlich hat er versucht, seinen Kontostand über das Internet abzurufen. So ein Pech.
Als er das nächste Mal anruft, höre ich seiner Stimme an, dass er sich bemühen muss, um nicht wieder loszubrüllen.
„Tamara, was soll das?“, fragt er in einem halbwegs normalen Tonfall.
„Wovon redest du?“, frage ich zurück, obwohl ich genau weiß, weshalb er anruft.
„Was hast du mit meinen Konten angestellt? Verdammt noch mal!“
„Ron, ich habe keine Ahnung, warum du glaubst, mich mit deinen Geldsachen belästigen zu müssen. Wie wäre es, wenn du dich stattdessen darum kümmerst, unsere Hochzeit abzusagen?“
„Unsere Hochzeit? Was interessiert mich unsere Hochzeit! Mehr als zwei Millionen Euro sind weg! Verschwunden! Und ich will wissen, was du mit meinem Geld angestellt hast!“
„Gar nichts“, lüge ich und spüre die Genugtuung, die sich in mir ausbreitet. Soll er sein Geld suchen. Irgendwann wird er es finden. Es ist immerhin sein eigenes Sparkonto, auf das ich es transferiert habe.
„Tamara, was sollen diese Spielchen? Egal, was du getan hast. Du wirst es wieder rückgängig machen. Hast du mich verstanden?“
„Schatz, ich weiß noch immer nicht, wovon du redest.“
„Ich … ich. Das wird dir noch einmal leidtun. Das verspreche ich dir.“ Ron klingt, als wäre er kurz davor zu explodieren. Wenn ich nicht so wütend auf ihn wäre, könnte er mir leidtun. So aber finde ich, dass er ein wenig Stress verdient hat. Warum soll ich die Einzige sein, die in einer emotionalen Achterbahn sitzt?
Gerade, als ich mich endlich meinem
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