Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Adressänderung mitgeteilt. Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit, wenn ich mir vorstelle, wie Ron sich nicht mehr einloggen kann. Wie auch Telefonbanking nicht mehr funktioniert, weil er seine neue PIN nicht weiß. Und auch seine Adresse kennt er nicht … das wird ein schönes Chaos werden!
„Ich bin mir sicher, schwarze Ledermöbel und Chrom sind das Letzte, was Ron im Wohnzimmer haben möchte.“
Meine Mutter sieht mich herausfordernd an. Ich habe ihr noch immer nicht mitgeteilt, dass die Hochzeit nicht stattfinden wird und es mir völlig egal ist, wie Ron sein Wohnzimmer gestalten will.
Wie so oft ist sie unangemeldet hereingeplatzt. Mit mehreren der unvermeidlichen Stoffmuster in der Hand.
„Schwarz und Chrom“, antworte ich störrisch. Geschieht Ron ganz recht, wenn er mit dieser Einrichtung leben muss. Meine Mutter seufzt. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, dass sie mich dieses Mal nicht umstimmen kann.
„Ich weiß nicht, was mit dir los ist.“ Sie schüttelt den Kopf und murmelt: „Was für eine scheußliche Idee.“
„Wenn du nicht möchtest, brauchst du nicht mitzukommen.“
„Nein. Nein. Wenn du schon silberne Vorhänge zu dieser fürchterlichen Kombination haben willst, sollen sie wenigstens gut aussehen. Auch, wenn das kaum möglich sein wird.“
„Perfekt.“ Zufrieden trete ich einen Schritt zurück, um die neuen Vorhänge zu betrachten. Ich habe selten etwas Scheußlicheres gesehen, aber für ein Haus, das Ron in Zukunft alleine bewohnen wird, sind sie wie geschaffen.
„Also ich finde sie fürchterlich.“ Meine Mutter starrt mit gerunzelter Stirn auf den silbern glänzenden Stoff, der sich in einer Kaskade bis auf den Fußboden ergießt.
„Nein. Es ist genau so, wie ich es haben will.“ Mit einem Lächeln betrachte ich die Fensterfront. Im Geiste sehe ich eine Couchgarnitur aus schwarzem Kunstleder und einen geschmacklosen, chromblitzenden Couchtisch. Ich sollte nicht so nachtragend sein, aber ich finde, er hat es verdient.
„Möchtest du ein Glas Wein?“, frage ich, während meine Mutter noch immer mit einem irritierten Gesichtsausdruck die Vorhänge mustert. Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich so etwas normalerweise nicht in meinem Wohnzimmer aufhängen würde.
„Nein, ich muss noch Auto fahren. Aber eine Tasse Tee wäre nett.“
Sie folgt mir in die Küche, wo ich den Wasserkocher anstelle und in den Schränken nach dem Earl Grey suche.
„Was ist los mit dir und Ron? Irgendetwas stimmt doch nicht.“
Meine Hand, die gerade nach dem Päckchen greifen wollte, bleibt mitten in der Luft schweben. Ich hätte es mir denken können: Ihr entgeht nichts. Eigentlich wollte ich diese Neuigkeiten für mich behalten. Ich weiß, ich muss die Hochzeit so bald wie möglich absagen, aber ich hatte gehofft, noch etwas Zeit zu haben, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Es tut weh, das Scheitern unserer Beziehung einzugestehen. Zuzugeben, dass ich auf einen Mann hereingefallen bin, dem ich vollkommen egal bin.
Mit einem tiefen Atemzug beantworte ich ihre Frage: „Ron hat eine Affäre, und ich ... ich werde die Hochzeit absagen.“
„Die Hochzeit absagen? Aber das kannst du nicht tun!“, stürzt sich meine Mutter auf den Teil der Aussage, den ich für den Unwichtigsten halte.
„Also soll ich einen Mann heiraten, der schon vor der Hochzeit fremdgeht?“
„Nein, Liebling, so habe ich das nicht gemeint. Aber … bist du dir sicher? Du kannst dich geirrt haben. Was sagt Ron zu deinen Vorwürfen?“
„Er streitet alles ab. Und ja, ich bin mir sicher.“
„Hast du ihn in flagranti ertappt?“
„Nein, aber …“
„Siehst du. Wenn du nicht mit eigenen Augen gesehen hast, dass er auf Abwege geraten ist, kannst du dir nicht sicher sein, ob es tatsächlich so war.“
„Mutter. Ich habe eine Hotelrechnung gefunden, die auf Herrn und Frau Krämer ausgestellt war. Für einen Zeitraum, den er angeblich in Brüssel verbracht haben will. Außerdem habe ich ihn vor dem Hotel mit dieser Frau gesehen. Und da denkst du, Ron sei unschuldig?“
„Natürlich! Das muss ein Missverständnis sein. Glaube mir.“
Enttäuscht schüttele ich den Kopf. „Nein. Es gibt keine andere Erklärung dafür.“
„Und wegen einer vagen Vermutung willst du die Feier absagen? Was werden die Leute denken, wenn du so kurz vor der Hochzeit einen Rückzieher machst? Was soll ich unseren Freunden sagen? Du bringst mich da in eine unhaltbare Situation! Das gibt einen
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