Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Frühstück widmen will, das ich über den Zimmerservice bestellt habe, klingelt das Handy wieder. Meine Mutter. Mit einem Seufzer nehme ich das Gespräch entgegen.
„Hallo, Mutter.“
„Hallo“, erwidert sie, um dann nach einer kurzen Pause „Wie geht es dir?“ zu fragen.
Es geht so“, antworte ich wahrheitsgemäß und wappne mich für weitere Vorwürfe in Sachen Hochzeit, Nana und was ihr sonst noch so einfallen könnte. Aber wie so oft schafft sie es, mich zu überraschen.
„Ich habe über die ganze Sache nachgedacht, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass du recht hast. Zu unserer Zeit war das noch etwas Anderes, da stand man zu seinen Versprechen. Tu also, was du für richtig hältst.“
„Gut. Freut mich zu hören. Vielleicht kannst du …“
„Ich komme gleich rüber und dann trinken wir einen Kaffee und überlegen, wie du das Ganze am besten angehst. Du wirst sehen …“
Panisch versuche ich, diese Idee im Keim zu ersticken. Wenn ich auf etwas keine Lust habe, dann darauf, in unserem Haus mit meiner Mutter einen Kaffee zu trinken. Sie weiß noch nicht, dass ich im Mainhatten wohne, und was mich betrifft, soll das auch so bleiben.
„Nein, das geht jetzt wirklich nicht. Lieb von dir, aber ich habe heute Morgen keine Zeit. Ich habe einen Termin mit meinem Rechtsanwalt, und ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Außerdem muss ich noch einen Makler kontaktieren. Wir wollen das Haus verkaufen.“ Das ist mir selbst neu, die Idee ist mir gerade gekommen. Aber ich habe sicherlich recht. Ron wird nicht allein darin leben wollen. Es sei denn, seine Freundin will unbedingt einziehen, vielleicht gefallen ihr ja die silbernen Vorhänge …
„Ihr wollt das Haus verkaufen?“
„Für einen allein ist es viel zu groß. Du warst doch auch immer der Meinung, wir würden nicht so viele Zimmer benötigen.“
„Ja, aber trotzdem! Du hast so viel Liebe und Arbeit darin investiert.“
„Ich will nicht darin wohnen!“ Allein bei dem Gedanken schüttelt es mich, „und Ron will es auch nicht haben“, glaube ich zumindest. „Deshalb verkaufen wir es.“
„So viel Veränderung auf einmal. Das ist nicht leicht für dich. Willst du in der Zwischenzeit zu mir ziehen?“
„Nein!“ Ich brülle fast vor Schreck, dann korrigiere ich mich schnell und versuche, möglichst normal weiterzureden.
„Nein, Mutter, das ist wirklich lieb von dir, aber ich … ich denke, ich werde mir ein kleines Apartment im Süden kaufen, in Spanien oder so.“ Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, als ich mich auch schon dafür verwünsche. Woher nur ist diese dämliche Eingebung gekommen?
„Spanien? Was willst du denn dort? Da kennst du niemanden und bist ganz allein. Das halte ich für keine gute Idee. Du brauchst jetzt deine Familie und deine Freunde, die dir über diese schwere Zeit hinweghelfen. Glaube mir, sich im Ausland zu vergraben, macht alles nur schlimmer.“
Mit einem Seufzer verteidige ich eine Entscheidung, die ich noch gar nicht getroffen habe.
„Ich brauche einen Tapetenwechsel. Andere Leute, andere Umgebung, anderes Klima.“
„So ein Unsinn. Wenn du einen Tapetenwechsel brauchst, zieh nach Frankfurt, stürze dich ins Großstadtleben. Gehe in die Oper, in die Museen.“
„Ich will nicht nach Frankfurt. Ich will irgendwohin, wo es warm ist. Wo ich Ron nicht begegne, und wo ich mich wohlfühle.“ Allmählich erwärme ich mich für das Thema. Eigentlich wäre es gar nicht so schlecht, sich von dem ganzen Trubel zurückziehen. In Spanien das schöne Wetter zu genießen und jede Nacht durchzufeiern.
„Hast du deinem Vater von dieser Idee erzählt?“ Das ist ihre Standardfrage, wenn ihr die Munition ausgeht. Meine Mutter weiß genau, dass ich meinem Vater nichts davon erzählt habe. Meine Eltern sind zwar seit fast zehn Jahren geschieden, haben es aber irgendwie geschafft, ein freundschaftliches Verhältnis aufrechtzuerhalten. Keine schlechte Leistung, finde ich, im Lichte meiner eigenen Situation. Allerdings hat meine Mutter auch nicht mit Leichen und einem untreuen Ehemann zu kämpfen gehabt.
„Nein, Vater weiß noch nichts davon. Ich wollte ihn nicht beunruhigen.“ Fast werde ich rot bei dieser Lüge.
„Tamara. Rufe ihn an und sage ihm, dass du die Hochzeit absagen wirst. Er ist dein Vater und hat ein Recht darauf zu erfahren, was in deinem Leben vor sich geht.“
Natürlich ist auch dieses Telefonat enorm anstrengend. In manchen Dingen bleibt sich meine Mutter treu.
„Und dann
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