Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
denn ich werde nicht hier sein.
Mit einem erleichterten Seufzer beobachte ich, wie der Mann in sein Auto steigt. Endlich! Nichts wie raus hier. In meiner Eile stolpere ich fast die Treppe hinunter. Die Atmosphäre in diesen Räumen wird immer bedrückender. Fast meine ich, ein Wispern in den Schatten zu hören, aber das bilde ich mir nur ein. Es ist mein schlechtes Gewissen, das mich vorantreibt. Mir den Angstschweiß den Rücken hinunterrinnen lässt.
Wenn es Geister gibt, dann bin ich mir sicher, dass jetzt einer in diesem Haus umgeht und wütend darüber ist, dass ich ihn einfach im Garten verscharrt habe. Ich hätte herausfinden sollen, wer ihn umgebracht hat. Wer für seinen Tod verantwortlich ist. Nur so kann er Ruhe finden. Nur so … Stopp! Ich muss damit aufhören, sonst werde ich noch verrückt. Es gibt keine Geister. Und keinen Toten, der wütend auf mich ist. Trotzdem bin ich schuldig. Ich muss etwas unternehmen, kann die Sache nicht auf sich beruhen lassen und so tun, als wäre das Ganze niemals passiert.
Diese Entscheidung beunruhigt mich ein wenig.. Auch wenn ich noch nicht weiß, was ich tun soll, so bin ich mir zumindest sicher, dass ich handeln werde. Ich muss mir nur vorher genau überlegen, wie meine nächsten Schritte aussehen sollen. Aber dazu brauche ich Ruhe. Ich muss zurück ins Hotel, denn hier bin ich zu nervös. Werde durch die Schemen an der Wand, von dem Nieselregen, der mich zu sehr an diese Nacht erinnert, von dem wirklich Wichtigen abgelenkt.
Gerade als ich mit einem erleichterten Seufzer die Haustür hinter mir zuziehe, fällt mir ein, dass ich meinen Seidenpullover vergessen habe. Den kann ich bei diesem Wetter gut gebrauchen.
Wo ist das verdammte Ding?
Ich durchwühle den Schrank, zerre alles aus den Fächern, bis ein Berg Kleidung auf dem Boden liegt. Aber ich finde ihn nicht, dabei bin ich sicher, dass ich Frau Bernecke den Pullover für die Reinigung gab. Normalerweise legt sie ihn danach in den Schrank. Warum also, ist er dort nicht zu finden?
Ärgerlich gehe ich ins Bad und ziehe ein Kleidungsstück nach dem anderen aus dem Wäschekorb. Natürlich quillt er wieder über von Rons Hemden, die er nach der Geschäftsreise hier reingestopft hat. Da wäre das teure mit den hellblauen Streifen, das andere aus ägyptischer Seide und dann ist da endlich mein Pullover. Ein dunkler, rostroter Fleck lässt mich innehalten. Sieht wie Blut aus …
Die Haustür. Jemand klingelt wie ein Wilder. Mühsam rappele ich mich auf, stopfe alles in den Wäschekorb zurück. Knalle den Deckel drauf und bete, dass jetzt nicht wieder die Polizei vor der Tür steht.
Mit leisen Schritten gehe ich auf die Eingangstür zu. Versuche, keinen Laut zu machen, denn ich will erst herausfinden, wer auf der anderen Seite wartet. Wenn es die Polizei ist, werde ich tun, als sei ich nicht zu Hause. Verdammt, mein Auto steht in der Einfahrt. Okay. Wenn es die Polizei ist, werde ich die nichts ahnende Putzfrau spielen. Eine Putzfrau, die einen Mercedes fährt. Ein Blick durch den Spion zeigt: Ich kann die Tür aufmachen. Es ist der Makler. Idiot! Musste der mich so erschrecken?
„Es tut mir furchtbar leid, Frau Hartwig, aber ich habe vergessen, mir den Schlüssel geben zu lassen. So kann ich ja niemandem Ihre wunderschöne Immobilie zeigen.“
„Warten Sie hier“, fauche ich ihn unwirsch an. Gehe in Rons Arbeitszimmer und drücke ihm kurz darauf den Schlüssel in die Hand. Dann knalle ich die Tür zu. Ich muss weg hier. Diese wunderschöne Immobilie macht mich verrückt. Ich rase in den ersten Stock, stopfe den Pullover in eine Plastiktüte und haste die Treppe hinunter.
21
War das ein anstrengender Tag! Erschöpft liege ich in dem großen Doppelbett. Die Entdeckung, die ich in unserem Haus gemacht habe, scheint mir alle Energie genommen zu haben. Und nicht nur das, ich habe Angst …, mal wieder, und habe mich ins Bett geflüchtet. Bin in der Hoffnung, meinen Gedanken zu entfliehen, unter die weiche Decke gekrochen. Mit wenig Erfolg, denn Bilder des blutbefleckten Kleidungsstücks geistern durch meinen Kopf.
Mir wird kalt, wenn ich daran denke, was passiert wäre, wenn ich die Polizisten in unser Haus gelassen hätte. Wie sie die Leiche gefunden hätten, meinen mit Blut getränkten Pullover … Irgendjemand will mir einen Mord anhängen. Ein Name drängt sich in meinen Kopf. Ron . Aber Ron würde so etwas niemals tun, widerspreche ich mir selbst. Er mag mich betrogen haben, aber er
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