Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
kommst du heute Nachmittag bei mir vorbei, und wir überlegen in aller Ruhe, was du machen sollst. Keine Widerrede“, setzt sie noch hinzu, aber dieses Mal lasse ich mich nicht beirren.
„Das geht nicht. Ich fliege heute Mittag nach Spanien.“
„Heute Mittag? Musst du dich nicht darum kümmern, eure Hochzeit abzusagen und den Hausverkauf organisieren? Wie kannst du jetzt verreisen?“
Ich seufze. Ich bin fast dreißig Jahre alt und muss mir von meiner Mutter immer noch erzählen lassen, wie ich zu leben habe.
„Ich habe dort einen Termin mit einem Makler“, lüge ich und merke, dass ich in diesem Gespräch ziemlich selten die Wahrheit sage. „Und außerdem regelt unser Makler den Hausverkauf. Es gibt im Moment nicht viel für mich zu tun. Genau die richtige Zeit, um auszuspannen.“
Okay. Es gibt noch keinen Makler, der irgendetwas regelt, weder in Spanien noch in Deutschland, aber das kann sich ändern. Im Grunde genommen habe ich nicht gelogen. Nicht richtig jedenfalls. Das Dumme ist nur, dass ich mich in etliche Widersprüche verstrickt habe. Zum Glück geht meine Mutter nicht darauf ein. Stattdessen überrascht sie mich wieder: „Wenn du meinst“, sagt sie.
Mit einem riesigen gedanklichen Fragezeichen starre ich das Handy an. War das meine Mutter, die diese Worte gesagt hat? Ohne darauf herumzureiten, was für eine blöde Idee diese Reise ist? Ohne mindestens eine halbe Stunde lang auf mich einzureden?
„Wie lange bleibst du?“, fragt sie, nachdem ich nicht in der Lage bin, ein Wort zu sagen.
„In einer Woche bin ich wieder zurück.“
„Gut. Aber dann kommst du als Erstes bei mir vorbei. Oder noch besser, ich hole dich vom Flughafen ab.“
Nachdem ich ihr versichert habe, dass das eine gute Idee sei und wir uns dann ausführlich unterhalten würden, lege ich erleichtert auf. Für ein Gespräch mit meiner Mutter ist es nicht schlecht gelaufen. Außerdem hat sie mir noch immer keine Frage zu Nanas Verhältnis oder, besser gesagt, zu meinem Auftrag, mit Nana darüber zu reden, gestellt.
20
Mein Herz hämmert in der Brust, als ich unser Haus betrete. Es wirkt verlassen, als ob es schon längere Zeit leer stünde. Düstere Schatten im Flur. Draußen nieselt es. Genauso wie an dem Tag, an dem ich … Lieber nicht daran denken.
Ich bleibe stehen und lausche. Versuche herauszufinden, ob ich allein bin, oder ob sich noch jemand in den Räumen aufhält. Obwohl das dumm ist. Wer soll hier sein? Ron ist im Büro. Geister? Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Um mich von meiner Angst abzulenken, gehe ich mit entschlossenen Schritten ins Wohnzimmer. Hier werde ich meine Arbeit fortsetzen und meine Sachen einpacken. Je mehr ich schaffe, bevor der Makler kommt, desto besser.
Erstaunlicherweise war Ron meiner Meinung. Auch er will das Haus so schnell wie möglich verkaufen. Was schade ist, denn so kommt er nicht mehr in den Genuss meiner neuen Wohnzimmerdekoration.
Als es schließlich an der Tür klingelt, habe ich bereits einiges erledigt. Mehrere Kisten stehen fertig gepackt im Flur.
„Schade. Das ist ein tolles Haus, das Sie da verkaufen wollen. Wird aber trotzdem schwer. In der derzeitigen Wirtschaftslage will keiner Geld ausgeben. Alle warten darauf, dass die Grundstückspreise noch mehr sinken“, bemerkt der Makler, kaum dass er über die Schwelle getreten ist.
Ich zucke mit den Schultern. Es ist mir egal, wie viel wir dafür bekommen. Mir geht es nur darum, alle Verbindungen zu Ron so schnell wie möglich zu beenden.
„Verkaufen Sie es, egal zu welchem Preis.“ Diesen Nachsatz kann ich mir nicht verkneifen. Allein die Vorstellung von Rons Gesicht, wenn er einen Verlust beim Verkauf des Hauses macht … Okay, ich sollte nicht so rachsüchtig sein.
„Es ist ihr Geld.“ Der Makler zückt eine Kamera und beginnt, alles zu fotografieren. Wenn er so weiter macht, sind wir morgen früh noch hier.
„Tut mir leid“, sagt er mit einem schiefen Grinsen, als er meinen genervten Blick bemerkt. „Je mehr Bilder wir haben, desto besser. Die Käufer wollen ganz genau wissen, wie ein Haus aussieht, bevor sie sich die Mühe machen, es sich anzusehen.“
„Ist schon in Ordnung. Machen Sie so viele Aufnahmen, wie Sie brauchen. Ich bin in der Küche beim Packen. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie fertig sind.“
Es kommt mir vor, als seien mehrere Stunden vergangen, als der Makler sich verabschiedet und sagt, er habe jetzt alles, was er brauche.. Alles Weitere soll er mit Ron besprechen,
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