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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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der in rhythmischen Bewegungen hinter unserem Sofa auftaucht. Wie in Zeitlupe erfasst mein Hirn die Einzelheiten um mich herum. Überall auf dem Boden liegen Kleidungsstücke verteilt, über meiner geliebten Tolomeolampe, die ich kostengünstig durch ein Zeitschriften-Abonnement erworben habe, hängt ein schwarzer Spitzenstring (Keiner von meinen!), eine Flasche Champagner (doch nicht etwa die, die für unsere Hochzeit gedacht war?!) steht auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa, dazu zwei halb volle Gläser, in denen der Champagner nicht mehr perlt.
    Jemand stößt einen spitzen Schrei aus – ich glaube es ist meiner. Jedenfalls taucht Johanns Kopf hinter unserem Sofa auf. Seine Haare sind völlig zerzaust. Wo er doch sonst so viel Wert auf ordentlich zurückgekämmte Haare legt! Seine hellblauen Augen sind völlig gerötet. Er sieht aus wie ein zehnjähriger Junge mit Bartstoppeln. Er ist, soweit ich es von meinem Standpunkt aus erkennen kann, nackt. Na ja, wenn man von der Krawatte absieht, die verloren um seinen Hals hängt. Fassungslos starre ich ihn an und überlege, welchen Teil des Films ich wohl verpasst habe.
    Hallo? Hört mich jemand?
    „Johann?“, schreie ich entsetzt. „Was ist hier los?“ Zugegeben, eine äußerst dämliche Frage angesichts der Situation, aber ich finde sie dennoch berechtigt.
    „Julia!“, sagt er mit getrübtem Blick. „Hi! Was machst du denn hier?“
    „Ich wohne hier. Schon vergessen?“
    „Ach ja.“ Er sieht mich benommen an. „Stimmt.“
    In diesem Moment taucht ein zweiter Kopf inklusive einem Paar üppiger Brüste unter ihm auf.
    „Annette?“ Ich glotze wie gebannt auf den gewaltigen Busen. Titten-Annette, wie Katja sie immer nennt, ist die Chefredakteurin von Der Gartenfreund und schon seit längerem bei Hartmann und Sohn angestellt. Dadurch, dass wir Arbeitskolleginnen sind und uns täglich sehen, wusste ich zwar, dass Annette etwas üppiger gebaut ist als ich, aber das es so viel ist, hätte ich nicht gedacht.
    „Hallo Julia.“, begrüßt sie mich und bedeckt mit den Händen schamhaft ihre Oberweite, als sie meine Blicke bemerkt. Als ob das jetzt noch etwas nützen würde! Außerdem sehe ich durch den Tränenschleier, der meine Augen bedeckt, sowieso alles nur noch unscharf.
    „Wie kannst du nur ...?“, schluchze ich. „Wir sind doch verlobt ...!“ Mir ist schwindlig und ich muss mich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mein Puls rast unregelmäßig. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Hallo? Hallo? Ich funke Hilferufe in den Weltraum. Aber niemand antwortet.
    Johann sieht mich betroffen an. „Hasilein, das ist ganz anders als es aussieht. Das ist rein körperlich, das hat nichts mit uns zu tun.“ Er befreit sich aus den Krakenarmen von Annette, die erst mich und dann Johann mit finsterer Miene ansieht.
    Ich stehe ganz klar unter Schock. Vermutlich läuft mir die Spucke übers Kinn oder so. Ich versuche alles zu einem Gesamtbild zusammen zu fügen. Vergeblich. In meiner Verzweiflung suche ich nach einer logischen Erklärung für die ganze Situation: Ist Annette vielleicht das Ergebnis ... äh so einer Art Torschlusspanik?
    „Sag mal, spinnst du!“, faucht Annette ihn an. Für einen winzigen Augenblick finde ich sie sympathisch. „Heute Morgen hast du mir noch gesagt, du willst Schluss machen und jetzt?!“ Okay, das mit der Sympathie ist vorbei. „Die ganze Zeit jammerst du, wie Julia dich mit ihrem ewigen Getue nervt. Sag es ihr!“ Sie stemmt die Hände in die Hüfte und baut sich vor Johann auf, der auf einmal winzig wirkt.
    „Ich möchte Schluss machen“, sagt er schließlich und sieht dabei auf seine nackten Zehenspitzen. Also wegen seiner Füße habe ich mich nicht in Johann verliebt, die sehen nämlich aus wie Goofy-Füße, breit und unförmig, mit kleinen, saugnapfähnlichen Zehen. Aber, diese Kleinigkeiten bekommt man ja meist erst zu sehen, wenn es schon zu spät ist und man die erste Nacht miteinander verbracht hat.
    „Mit wem?“, rufen Annette und ich wie aus einem Munde.
    Johann sieht erst Annette und dann mich an. „Ich wollte es dir schon seit Längerem sagen. Das mit unserer Verlobung ...“, er hebt die Hände, „... das war ein Fehler. Ich bin einfach noch nicht reif genug dafür. Ich möchte, dass du glücklich bist und mir ist klar geworden, dass ich nicht der Richtige bin, um dich glücklich zu machen.“ Er hat den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sich der Knoten des

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