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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Handtuchs löst und selbiges von seiner Hüfte und zu Boden rutscht. Eine Frau hätte sich sofort bedeckt und zur Not die Hände schützend davor gehalten. Nicht mein Johann! Breitbeinig steht er nackt vor mir, als wäre es die natürlichste Sache auf der Welt.
    „Hast du einen Hirntumor?“, platze ich heraus.
    „Wie bitte?“ Johann sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ja, weil ...“, rufe ich. „... warum sonst solltest du so etwas Gemeines tun? Bei uns ist doch alles in Ordnung? Wir haben täglich Sex und ...“
    „Waaas?“ schreit Annette und richtet sich auf, so dass ich ihre runden Hüften sehen kann.
    Johann seufzt. „Ich wusste, dass es schwer werden würde, mit dir darüber vernünftig zu reden. Du bist immer so emotional.“
    Einer von uns hier ist offensichtlich verrückt geworden. Ich bin es jedenfalls nicht. Vielleicht Annette? Sie sieht jedenfalls so aus, wie sie sich wie eine Furie auf Johann stürzt und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Hey, das wäre eigentlich mein Part gewesen.
    Johann jedenfalls guckt völlig verdutzt und reibt sich die Wange. „Wofür war das jetzt?“
    „Für den täglichen Sex!“, faucht Annette und ich verspüre so etwas wie Triumph.
    „Aber Mäuschen, das war doch nur aus reiner Gewohnheit und um ...“, weiter kommt er nicht. Denn ich mache einen Schritt auf Johann zu, hole weit aus und versetze ihm die nächste schallende Ohrfeige.
    „Bevor du fragst:  Das war für die Gewohnheit“, schleudere ich ihm entgegen.
    Dann, ohne auf seine Reaktion zu warten, mache ich auf dem Absatz kehrt und verlasse die Wohnung erhobenen Hauptes und mit dem letzten Rest an Würde, der mir noch geblieben ist, um erst vor der Haustür in Tränen auszubrechen.
     
     
    Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit lang heulend durch die Innenstadt von Freiburg geirrt bin, bleibe ich vor dem Zufluchtsort meiner Jugend stehen, das Dusk till Dawn ! Die Kneipe ist nach dem gleichnamigen Film benannt und in seiner Einrichtung ähnlich gehalten. Allerdings ist die Einrichtung das Einzige, was diese üble Spelunke mit dem Film gemeinsam hat. Anstatt megacooler Vampire hängen hier nur Typen herum, die kein Zuhause haben und ihre Körper mit unzähligen Tattoos zupflastern. Für meine Eltern war das Dusk till Dawn eine Art Sündenpfuhl den es unter allen Umständen zu meiden galt, was einen Besuch dort für Katja und mich umso reizvoller machte. Also stahlen wir uns jeden Freitagabend aus dem Gemeindejugendzentrum, wo wir uns zuvor hatten absetzen lassen, um uns wenig später mit einigen Jungs aus der Oberstufe im Dusk till Dawn zu treffen.
    Ich setze mich mit einem lauten Seufzer auf den Barhocker und starre mein trauriges Spiegelbild oberhalb des Tresens an. Zu allem Überfluss ist mein Haar, das ich heute Morgen so sorgsam glatt geföhnt habe, ganz kraus. Typisch! Das ist wie bei Hundebesitzern, die nähern sich mit der Zeit auch optisch ihren Hunden an. Neulich erst habe ich eine Frau mit einem Mops gesehen, die hatte genauso viele Falten wie ihr Hund. Ungefähr so verhält es sich auch mit meinen Haaren, die passen sich immer meiner aktuellen Stimmung an. Bin ich gut drauf, liegen sie seidig glatt um meinen Kopf – bin ich unglücklich, gewinnt eine eigenartige Krause die Oberhand und lässt mich wie einen Pudel aussehen.
    Der Barkeeper stellt mir den gewünschten Gin Tonic hin und sieht mich mitleidig an.
     „Kopf hoch“, sagt er, „so schlimm kann es doch gar nicht sein.“
    „Doch!“, widerspreche ich und nehme einen tiefen Schluck aus dem Glas. Fühlt sich schon besser an. Auf einem Bein kann man nicht stehen, also nehme ich gleich noch einen. Das Glas ist halb leer. Mein Magen macht nervöse Hüpfer. Zur Beruhigung trinke ich einfach weiter. Als ich mein Glas ausgetrunken habe, klingelt mein Handy. Ich starre auf das Display und nehme ab.
    „Katja“, schluchze ich laut. Manchmal erschreckt mich Katjas Gespür genau im richtigen Moment anzurufen!
    „Julia? Was ist passiert?“ Ihre Stimme klingt als ob sie durch einen dicken Wattebausch sprechen würde. Ich schüttle mein Handy, aber das Wattegefühl bleibt. Komisch!
    „Hartmännchen ...“ Ich heule laut auf: „Johann hat mich mit Annette betrogen.“
    „Bitte? Mit der Dicken mit den Monsterbrüsten? Dieses Schwein! Soll ich kommen und ihm den Schwanz abschneiden?“ Meine beste Freundin findet eben immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Für den Bruchteil einer

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