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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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sofort ermutigt und rutscht dicht zu mir auf. Sein Atem bläst mir ins Gesicht und es riecht, als ob jemand den Deckel einer Mülltonne abgenommen hat. Seine Gesichtstönung ist die von dünner Milch und seine Haare haben die Farbe von Hundekacke.
    „Na Süße, was macht denn eine heiße Braut wie du so alleine hier?“ Er lächelt mir siegessicher zu. Hilfe! Seine Zähne sehen aus, als ob Moos auf ihnen wächst. Mir wird leicht schlecht und für einen Moment bin ich mir nicht sicher ob vom Alkohol oder von dem Gestank, der mir jedes Mal um meine Nase weht, wenn der Typ ausatmet. Ich winke den Barkeeper herbei, der mir wortlos nachschenkt. Der Mann ist wirklich zu Höherem berufen! Dankbar stürze ich den Gin Tonic hinunter. Schon besser. So lässt sich auch der Anblick meines Gegenübers besser ertragen.
    „Kann ich dich auf ein Bierchen einladen?“ Sein Triefauge zwinkert mir aufmunternd zu. So wie er es sagt, klingt es irgendwie mehr wie eine Aufforderung zum Gruppensex. Ich starre verwegen in mein Longdrink-Glas, während in meinem Hirn ein Gedankenfeuerwerk im Gange ist. Eines ist sicher! Ich muss hier weg, bevor der Kerl über mich herfällt. Und das kann seinem Sabberblick nach zu urteilen nicht mehr lange dauern.
     Aber wohin? Zu meinen Eltern?
    Das letzte Mal, als ich dort länger zu Besuch war, hat meine Mutter mich morgens beim Frühstück gefragt, ob ich meine Zähne auch ordentlich geputzt habe und mir nach dem Essen den Mund mit einem Taschentuch, worauf sie vorher gespuckt hatte, abgewischt. Brrrr ... auf keinen Fall gehe ich nach Hause! Aber zu Johann und Titten-Annette will ich auch nicht. Ich überlege, was ich als Nächstes tun könnte. Meine Hirnzellen scheinen gerade ohne mich eine Party zu feiern, jedenfalls bekomme ich keinen vernünftigen Gedanken zustande. Der Todesatem-Mann prostet mir mit sabberndem Blick zu. Ich muss hier raus. Also bestelle ich die Rechnung. Hier zeigt der Barkeeper erste Schwächen. Denn bis die Rechnung endlich kommt vergeht eine gefühlte Ewigkeit, die der Todesatem-Mann nutzt, um mir ein Gespräch aufzuzwingen.
    „Na Süße, du willst doch nicht schon gehen, jetzt wo wir uns gerade erst kennengelernt haben?“ Der Gestank ist wirklich unerträglich. Ich simuliere einen Niesanfall und krame in meiner Tasche nach einem Taschentuch. Der Typ ist zwar nicht weg, aber der Gestank lässt sich so wenigstens einigermaßen ertragen.
    „Ich habe noch eine Verabredung“, erkläre ich mich kurz.
    Dass dies eine Lüge ist, merkt selbst Todesatem-Mann, denn er zieht die buschigen Augenbrauen nach oben und sieht mich zweifelnd an. Dabei fällt mir auf, dass der Mann zu allem Übel auch noch schielt.
    Der Barkeeper kommt endlich mit der Rechnung. Als ich einen Blick darauf werfe, stockt mir der Atem. Meine Güte, für solch eine Summe gehe ich normalerweise essen! Eine Frau muss eben wissen, wann es an der Zeit ist, sich selbst etwas zu leisten.
    Als ich gehe, wirft mir der Barkeeper ein bedauerndes Lächeln zu, da er mit mir wahrscheinlich den zahlungskräftigsten Kunden des Abends verloren hat.
    Draußen schlägt mir die kühle Nachtluft entgegen und ich bin mit einem Schlag nüchtern. Das ganze Elend meiner Situation wird mir wieder bewusst. Ich muss hier weg! Sofort! Ein Blick auf die Uhr genügt, um mich noch mehr in Panik zu versetzen. Es ist erst acht Uhr! Was soll ich nur die ganze Nacht über tun?
    Der alte Spruch von Oma Trude fällt mir wieder ein: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Plötzlich habe ich eine Idee.
    Genau! Hatte Katja nicht am Telefon gesagt, dass ich zu ihr nach Hamburg kommen soll. Ha, das ist es! Warum bis morgen warten!? Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht und verdrängt die Tränen.
    „Ich fahre nach Hamburg! Ich fahre nach Hamburg!“, jubiliert es in meinem Kopf. Ich zücke mein iPhone , ein Geschenk von Johann, und rufe die Seiten der Deutschen Bahn auf. Der Nachtzug von Freiburg nach Hamburg geht in knapp einer Stunde. Ich werfe einen hastigen Blick auf meine Armbanduhr. Wenn ich mich beeile, kann ich es noch rechtzeitig schaffen. Ohne zu überlegen, haste ich zum nächsten Taxistand ...
     
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