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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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»Jaja, wir waren quasi in doppelter Hinsicht Kollegen. Erstens bei den Majoretten. Und zweitens schaffen wir halt beide bei der Uschi!«
    »Als Friseuse«, stellte Heiko fest.
    Die Majorette, die auch in zivil nicht schlecht aussah, lächelte verkniffen. »Als Hairstylistinnen, ja«, präzisierte sie.
    Lisa unterdrückte ein Grinsen, während Heiko peinlich berührt wirkte. »Und, wie war da das Verhältnis so zwischen den Kollegen?«, fragte Heiko weiter und trank einen Schluck Cola. »Ha, okay halt. Wir sind ja nicht viele, da ist es schon familiär. Drei Mädels, also ich, die Jessi und die Katja, dann der Conny und halt die Uschi.«
    »Conny?«
    »Konradin Breiter«,
    präzisierte Silvia und beugte sich nach vorne. »Schwul ist er wohl nicht, aber er lackiert sich die Fingernägel.«
    »Metrosexuell?«, vermutete Lisa.
    Silvia nickte grinsend. Heiko fragte sich, was das denn Perverses bedeuten könnte. Metrosexuell. Hörte sich ziemlich verboten an. Vielleicht stand dieser Konradin auf Transvestiten. So in der Mitte halt. Oder auf Zwitter. Oder auf Zwitter, die erst noch zu Transvestiten werden würden. Falls es so was überhaupt gibt, überlegte Heiko. Falls das rein technisch überhaupt möglich wäre. Dann fiel ihm ein, dass er das ja schon mal gehört hatte. Das waren doch die Kerle, die alles taten, um gepflegt zu wirken, wie der Beckham, der eigentlich überhaupt kein richtiger Kerl war. Komisch, dass die Weiber den alle so toll fanden. Na ja.
    »Und wo sitzt ihr?«, fragte er weiter.
    »Da hinten, im Separée«, informierte die Hairstylistin und deutete in eine bestimmte Richtung.
    »Ja, Heiko und Frau Luft, geht doch mal hin und befragt die Damen,« schlug Schorsch nun vor, der die ganze Zeit stumm vor seiner Maß gehockt hatte, während Uwe den mittlerweile sehr verschüchtert aussehenden Simon mit seinen allerbösesten Blicken davon abgehalten hatte, Silvia anzustrahlen. Lisa erhob sich, und Heiko sah noch, wie Uwe sich zu seiner Ex über den Tisch beugte und sein strahlendstes Lächeln aufsetzte.
     
    Auf dem Weg zu den Friseuren bzw. Hairstylisten mussten die Kommissare an mehreren umherhetzenden Bedienungen mit riesenhaften Tabletts voller Kutteln vorbei, was bei Lisa unweigerlich einen Brechreiz auslöste. Sie zwang sich, nicht auf das Gewürm auf den Tellern zu schauen und blickte starr zu Boden. Heiko grinste deshalb amüsiert, während der Bandleader schon wieder ein Prosit der Gemütlichkeit sang und allen einen Guten Appetit wünschte. Lisa hatte ja keine Ahnung, welch eine Delikatesse Kutteln waren. Na ja. Norddeutsche halt.
     
    Endlich hatten sie den Bereich erreicht, wo die gesondert abgeteilten Bierbänke standen. Die Leute hier waren dem allgegenwärtigen Lärm und dem Dunst von Europas größtem Bierzelt nicht ganz so hilflos ausgeliefert, da sie sich unter einem recht niedrigen Holzgerüst befanden. Lisa entdeckte als Erstes das Schild mit der Aufschrift »Uschis Hairstyling«. Am Tisch saßen drei Leute. Die erste, um die dreißig, war in jeder Hinsicht normal. Ihre normale Figur korrespondierte mit ihrem normal braunen Haar und einem normal hübschen bzw. hässlichen Gesicht. Sie steckte in normal blauen Jeans und einem normal grauen T-Shirt. Geschminkt war sie auch nicht, abgesehen von dem Labello (natürlich einem normalen, blauen), den sie nervös zwischen den Fingern rotieren ließ und den sie jetzt öffnete, um sich die Lippen einzufetten. Auf keinen Fall eine Klischee-Hairstylistin. Die Dame um die vierzig, die neben ihr saß, entsprach diesem Klischee schon viel eher. Vom toupierten, schwarz gefärbten Haupthaar bis zu den bestimmt ebenso kreativ wie die Fingernägel gestylten Fußnägeln war diese Frau vor allem eines: gepflegt, von Kopf bis Fuß. Wobei Lisa in Gedanken offen ließ, ob sie das gut oder schlecht fand. Diese Frau verwendete offenbar größtmögliche Sorgfalt auf ein optimales Erscheinungsbild. Von Kopf bis Fuß eben. Der junge Mann neben ihr musste Konradin Breiter sein. Er war im Emo-Look gestylt, man sah der ganzen Sache allerdings an, dass es nicht aus Überzeugung, sondern des Trends wegen geschehen war. Zu gewählt die schwarze Lederhose, zu modisch das hellrote, enge T-Shirt. Auch fehlte der schwarze Kajal um die Augen. Ein Mode-Emo sozusagen. Einzig das Haar entsprach völlig der Emo-Norm: asymmetrisch und fransig geschnitten verdeckte es das linke Auge, was dazu führte, dass der junge Hairstylist die betreffenden Strähnen alle paar Sekunden mit einem

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