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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Heiko und riss mit den Zähnen etwas weißen Teig aus seinem Weckle. Tunken durfte er ja nicht. Die Wespen hatten sich nun der älteren Dame am Nebentisch und ihrem Zwetschgenkuchen zugewandt. Sie wedelte ungehalten mit der Hand, wobei ihre welligen, hellen Haarsträhnen energisch wackelten. Heiko kannte die Frau, er wusste, dass sie jeden Tag hier war, seit dem Krieg oder so. Sie verteilte großzügig Bonbons an die Gäste des Cafés. Auch Heiko und Lisa hatten schon öfters Süßigkeiten von ihr zugesteckt bekommen. Er lächelte der Frau freundlich grüßend zu.
    »Das hab ich doch gar nicht gemeint«, nahm Heiko das Gespräch wieder auf.
    Lisa trank einen Schluck ihres heißgeliebten Latte Macchiato, der so überhaupt nicht zum Tomate-Mozzarella-Baguette passte. Igitt. Da lobte sich Heiko doch die Gulaschsuppe. Mit ordentlich Fleischbollen drin.
    »Ich meine, das mit dem Kind. Das ist schon ein Schock, wenn du auf einmal feststellst, dass dir deine Frau fremdgegangen ist.«
    »Ein prima Motiv, nebenbei bemerkt«, gab Lisa zu bedenken.
    Heiko schüttelte den Kopf. »Wenn der Ehrmann kein wahnsinnig talentierter Schauspieler ist, und das glaube ich nicht, dann hat er da wirklich noch nichts davon gewusst.«
    Lisa rührte nachdenklich in ihrem Glas und wirbelte den Milchschaum durcheinander. »Warum bleibt er eigentlich nicht zu Hause? Er könnte doch Urlaub nehmen. Also ich würde mich einschließen und heulen, wenn dich einer umbringen würde.«
    »Kann ich verstehen«, meinte Heiko kauend und fuhr dann fort: »Der will sich ablenken, ist doch klar.«
    »Vielleicht. Und die Freundinnen von der Jessica?«
    »Ob die alle so gut befreundet waren mit der, wie sie tun?«
    »Also, wie ich das sehe, konnte die Monika die Jessica nicht leiden. Und ob die Silvia der so ganz grün war … nun, wer konnte die Jessica denn überhaupt leiden? Die Tanja jedenfalls nicht. Das ist halt das Los der hübschen Frauen.«
    Heiko lachte leise.
    »Neinnein, wirklich. Das ist ein Problem. Wenn du extrem hübsch bist als Frau, dann hassen dich die Hässlichen, weil du hübscher bist als sie, und die Hübschen hassen dich, weil du Konkurrenz bist. Eigentlich kann dich keine so richtig leiden.«
    »Weißt du das aus Erfahrung?«, frotzelte Heiko und grinste.
    Lisa zog die Augenbrauen hoch und sog scharf die Luft ein. »Natürlich. Schließlich bin ich immer unter den Hässlichen, die die Hübschen beneiden.«
    Heiko verdrehte die Augen. Lisa war aber auch empfindlich.
    »Aber bei den Männern war sie bestimmt beliebt, ganz offensichtlich nicht nur bei ihrem Freund.«
    »Sicher ist das Kind vom Conny«, witzelte Heiko.
    »Der ist nicht schwul, falls du das meinst. Der ist nur metrosexuell.«
    »Ach so, ich vergaß.«
    »Ja.« Lisa schlürfte Latte Macchiato. Ihre Lippen waren wunderschön. Zum Küssen, dachte Heiko und lächelte sie liebevoll an. Seine Freundin lächelte wiederum versöhnt zurück.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Der Simon soll überprüfen, ob die Jessica bei einem der Crailsheimer Frauenärzte in Behandlung war. Und wenn er den Arzt hat, dann soll er auch gleich einen richterlichen Beschluss wegen der Aufhebung der Schweigepflicht besorgen. Und er soll die Herren Verehrer aus Jessicas Schulzeit zum DNA-Test laden«, schlug Heiko vor.
    »Und was machen wir?«
    »Wir machen heut mal früher Feierabend«, beschloss er, »und gehen nach Hall in die Sauna.«
     
    Lisa sah umwerfend aus, wie sie so nur in ihr orangefarbenes Handtuch gewickelt war. Aber noch umwerfender sah sie ohne Handtuch aus. Zufrieden und wohlwollend betrachtete Heiko seine Freundin, wie sie in der Erdsauna des Schenkenseebades ihr Handtuch auf der Bank ausbreitete und sich dann neben ihn setzte. Heiko legte ihr eine Hand aufs Knie und nickte ihr lächelnd zu. Er war froh, dass Lisa seine Freundin war. Sie war eine tolle Frau, und wenn er es genau überlegte, vielleicht sogar seine Traumfrau. Ziemlich sicher sogar. Er war glücklich mit ihr, das konnte man so sehen. Und deshalb genoss er auch diesen Moment. Er schloss die Augen, er spürte die trockene Hitze, fühlte, wie der reinigende Schweiß aus allen Poren drang. Er lehnte sich zurück, in Erwartung dessen, was gleich kommen würde: Der weltbeste Saunameister, Csaba, würde die Tür öffnen und einen seiner berühmten Euka-Menthol-Aufgüsse zelebrieren. Einer neben ihm hustete, und Heiko hörte, wie die Tür geöffnet wurde und sich wieder schloss. Er blinzelte und öffnete die Augen. Irritiert. Das da

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