Trauerweiden
… «
»Monika.«
»… ah ja, die Monika, dass die zwaa des Maadle umbroochd hen?«
Heiko zuckte die Schultern. Frau Kirchner kam mit zwei Gläsern Sprudel zurück, die sie vor den Kommissaren abstellte. Es waren alte Senfgläser mit Tom und Jerry-Motiven. Wahrscheinlich hatten die Teile Sammlerwert. Heiko trank sofort – er war tatsächlich sehr durstig. »Der Florian Ehrmann hat ein Alibi«, informierte er dann die Damen.
Eine halbe Stunde und einige Ausfragungsversuche seitens der Tratschexpertinnen später saßen die beiden wieder im M3, und zwar diesmal tatsächlich auf dem Weg in die Stadt.
»Also, so Unrecht hat die Alte vielleicht nicht … «, überlegte Heiko laut.
»Wie bitte?«
»Na ja, auch, wenn der den ganzen Abend auf der Party war, kann es doch sein, dass er das zusammen mit der Monika geplant hat.«
»Aber hätte er es dann nicht selber gemacht? Er hätte doch damit rechnen müssen, dass die Monika mit der Jessica nicht fertig werden würde.«
»Er hat ja aber das Alibi gebraucht.«
»Apropos, die Monika hat ja kein Alibi, sehe ich das richtig?«
»Doch doch, sie war doch im Bacchuskeller. Nur wissen wir noch nichts Genaueres.«
»Dann, würde ich sagen, statten wir doch der Dame mal einen Besuch ab.«
Sie fanden Monika im Garten, mit Handschuhen an den Händen und Gummistiefeln an den Füßen. Sie steckte in einem olivgrünen Anorak, der zwar eigentlich hässlich war, jedoch einen reizvollen Kontrast zu ihren roten Haaren bildete, wie Lisa neidvoll zugeben musste. Verdammt. Und jetzt, als sie die beiden entdeckte, fuhr sie sich auch noch mit einer gekonnten Geste durch die rote Mähne. Lisa taxierte Heiko mit einem Blick, der schien jedoch nicht auf die optische Versuchung anzuspringen. Gut so.
»Frau Silberschmidt?«
»Ja?« Die Majorette stand auf ihren Spaten gestützt da und sah verdammt nochmal aus wie eines dieser Models aus dem Landhaus-Katalog.
»Wir hätten da noch ein paar Fragen an Sie.«
»Kann ich dabei weiter machen? Ich muss das Beet umgraben.«
Heiko nickte. Ein aufkommender Windhauch zauste einige rote Strähnen dekorativ.
»Was arbeiten Sie eigentlich?«, wollte Lisa nun wissen, und es klang etwas schnippisch.
»Ich bin Pflegerin. In Ilshofen im Altersheim.«
Heiko nickte anerkennend, und in Lisa brodelte es. Wie sozial!
»Also, Frau Silberschmidt. Sie wurden gestern Abend bei Herrn Ehrmann gesehen«, probierte Heiko und beobachtete Monikas Reaktion.
»Ach ja? Da müssen sich die zwei alten Schachteln aber verguckt haben. Ich war die ganze Nacht hier.«
Lisa zog das Tüchlein aus ihrer Hosentasche. »Können Sie mir sagen, was das ist?«
Monika zuckte die Achseln und stieß erneut den Spaten in die Erde. Kraftvoll und dynamisch. Es knirschte.
»Altöl?«
Lisa schnaubte. »Sie wissen genau, was das ist. Mascara. Ihr Mascara.«
Monika hörte auf zu arbeiten und sah Lisa spöttisch an. »Ah, und ich nehme an, das da haben Sie beim Florian gefunden. Warten Sie, ja, das ist ganz eindeutig mein Mascara, ja, das schwarze, stimmt, ich erkenne die Farbe genau.«
»Sie brauchen sich gar nicht lustig zu machen. Für so was gibt es außerdem auch DNA-Tests.«
Heiko wurde das Gezicke allmählich zu viel. »Sie sind am Freitag gleich nach Hause? Gleich nach dem Leuchtstabauftritt?«
»Ich war noch im Bacchuskeller, mit Tanja und Silvia, das hab ich euch schon gesagt«, konterte Monika.
»Das wissen wir. Aber nur bis um elf. Wissen Sie, das passt wie die Faust aufs Auge. Wo waren Sie denn danach?«
»Danach bin ich nach Hause.«
»Allein?«
»Wenn Sie so fragen und es gar so genau haben wollen: Ja. Mit dem Taxi. Im Bacchuskeller haben sie nämlich einen hervorragenden Retsina, und ich war ziemlich schnell ziemlich dicht. Und nein, ich habe nichts mit dem Florian und ich habe mich auch nicht mit ihm verschworen, um die arme Jessi um die Ecke zu bringen.«
Heiko räusperte sich.
»Also, ich würde das ja nur zu gerne glauben, aber im Moment … erscheint uns genau das gar nicht so unplausibel.«
Monika blies sich ärgerlich eine Strähne aus dem Gesicht. »Überprüfen Sie einfach mein Alibi. Und dann schauen Sie sich doch lieber mal die komische Familie vom Florian an. Oder die Damen vom Friseursalon.«
»Was könnten die denn für ein Motiv haben?«
Monika schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich kann Ihnen Ihre Arbeit leider nicht abnehmen. Und ich muss jetzt hier weitermachen, sonst werde ich nämlich niemals fertig.«
Die Chips krachten,
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