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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Majorettentraining«, las Lisa vor. »Und öfters Frauenarzttermine. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass Florian das Buch liest.«
    Heiko wiegte den Kopf. Wer weiß.
    Lisa blätterte weiter zurück. »Treffen mit Silvia«, las sie weiter vor, »zum Kaffeetrinken.«
    »Und mit Marianne«, ergänzte Heiko und deutete auf einen Eintrag vom Donnerstag vor zwei Wochen.
    »Wer ist Marianne?« Lisa drehte das Büchlein ins Licht. »Heißt das nicht »Monika«?«, fragte sie.
    »Ich finde, nicht.«
    »Und was heißt das?« Lisa deutete auf den Zusatz, der bei »Kaffeetrinken« stand. »Schrägstrich L G L?«, schlug Heiko vor.
    »Hm.« Lisa blätterte weiter. Zur Mordwoche.
    »Siehst du, am Montag, bevor sie umgebracht wurde, steht auch wieder »Marianne« drin. Und dieses komische Schrägstrichdings«, meinte Heiko.
    »Das kann aber wirklich auch Monika heißen«, beharrte Lisa.
    »Würdest du dich mit der Dame treffen, die dir deinen Freund ausgespannt hat?«
    Lisa zuckte die Achseln. »Was steht denn am Mordtag drin?«
    »›Leuchtstabauftritt‹ und ›Junggesellenabschied‹«, meinte Heiko. »Weißt du, ich denke, wie schon gesagt, dass wir die Sache anders herum angehen müssen: Wer hat gewusst, dass Florian an diesem Abend nicht da sein würde?«
    Lisa nickte und löffelte Milchschaum. Heiko sah zu, wie der Löffel zwischen ihren schönen, weichen Lippen verschwand.
    »Und diese Frage wird uns nur eine einzige Person beantworten können.«
     
    Florian Ehrmann öffnete die Tür des lichtgrau gestrichenen Einfamilienhauses. Er war nur mit Boxershorts und einem weißen T-Shirt bekleidet. Der junge Mann wirkte verschlafen.
    »Oh, Polizei«, gähnte er. »Sie müssen entschuldigen … wie … wie spät ist es?«
    »Viertel drei«, gab Heiko Auskunft.
    »Was, schon, ja, also wissen Sie, ich bin grad ziemlich neben der Kappe, ich hab die letzten zwei Tage nicht geschlafen und jetzt … « Er fuhr sich über die hellblonden Stoppeln.
    »Ist schon gut«, beruhigte Heiko. »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Nun, wenn Sie die Unordnung nicht stört, Sie müssen entschuldigen.«
    Lisa stellte fest, dass sie den jungen Mann mochte. »Nein, nein, machen Sie sich keinen Kopf.«
    Florian trat beiseite und ließ die Kommissare herein. So, wie ich gestern die Moni hereingelassen habe, ich Verräter, dachte er. Nein, meldete sich eine Stimme, du kannst nichts dafür, es war ein Fehler, ein Ausrutscher, ja, aber ein verständlicher, und schließlich hat die Jessi ja auch … Verdammt, sie ist tot, und das hätte nicht passieren dürfen, er hätte sich beherrschen müssen, verdammt nochmal nicht mit seinem Schwanz denken … Das war nicht dein Schwanz, hielt die Stimme in ihm dagegen, du hast einfach jemanden gebraucht, der dich in die Arme nimmt. Er schüttelte den Kopf, um die wirren Gedanken zu vertreiben.
    »Kaffee? Tee?«, fragte er beflissen und geleitete die Kommissare ins Wohnzimmer.
    Lisa winkte ab. »Nein, nein, nur keine Umstände.«
    Florian Ehrmann wühlte einen Jogginganzug vom hellgrauen Sofa und bot den Kommissaren einen Platz an.
    Lisa registrierte eine leere Wodkaflasche neben dem Couchtischbein.
    »Wie gesagt, zum Aufräumen bin ich nicht gekommen.«
    Heiko sah sich um. Die Wohnung war nett. Viel helles Holz, weiße Raufasertapete, ein gerahmter Kunstdruck an der Wand. Nett und normal. Irgendwie blutleer. Einzige Highlights im Wohnzimmer waren ein riesiges CD-Regal, das komplett bestückt war, sowie eine wohl sündhaft teure, chromblinkende Stereoanlage.
    »Ich steh immer noch auf Techno«, erläuterte Florian, als er Heikos Blicke bemerkte. »Sehr zum Leidwesen der beiden alten Schachteln, die links und rechts von uns wohnen.« Nun grinste er beinah.
    Heiko nickte verständnisvoll. Von uns, dachte er. Ja. »Herr Ehrmann, die Handtasche Ihrer Freundin wurde gefunden. Und da drin war ein Kalender.« Der Kommissar zog das Büchlein aus der Tasche und legte es auf den Tisch. »Kennen Sie das Buch?«
    Ehrmann fixierte den Kalender, als wäre er eine angriffsbereite Kobra. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nie gesehen.«
    Heiko nahm das Büchlein und blätterte darin. »Ihre Freundin hat sich anscheinend mit den Majoretten getroffen, dann war sie öfters beim Frauenarzt – warum, wissen wir ja inzwischen – und außerdem hat sie sich ab und zu mit einer gewissen Marianne zum Kaffeetrinken verabredet – oder meinen Sie, das heißt Monika?« Heiko hielt Florian Ehrmann die betreffende Seite unter die Nase, und der

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