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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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bedeutend kleinere Kammer. Und Kas war zweifellos wach, er konzentrierte sich auf die Anzeigen an der Oberseite der Box. Die Egoträumerin, verbunden mit der Box, konnte sie und Starrex sehr wohl in der anderen Welt halten. Aber was war mit der flüchtigen Vision eines Kas in Uniform? Sollte sie mich in die Irre führen? Oder ist das hier ein trügerischer Traum, der sich mir aufgrund des Mißtrauens gegen Kas aufdrängte, das ich in Starrex las? Das jedenfalls war die logische Folgerung, ging man von einem solchen Mißtrauen aus: daß sie mit Starrex in eine Traumwelt verbannt worden war und dort von einer Egoträumerin, die mit einer Maschine verbunden war, festgehalten wurde. Wirklichkeit oder Traum? Was war hier der Fall?
    Kann Kas mich sehen? Wenn das hier ein Traum war, müßte er es. War sie jedoch in die Wirklichkeit zurückgekehrt … Ihr schwindelte fast, als sie sich all die Dinge durch den Kopf gehen ließ, die wahr, unwahr oder halbwahr sein mochten. Um wenigstens Klarheit über einen Bruchteil zu erlangen, trat sie neben Kas und legte ihre Rechte auf seine, als er sich gerade über die Box beugte, um ein paar Justierungen vorzunehmen.
    Er stieß einen leisen Schrei aus, riß seine Hand unter ihrer zurück, und schaute sich um. Doch obgleich er sie direkt anblickte, war deutlich zu erkennen, daß er sie nicht sah. Sie war wie eines der körperlosen Gespenster aus alten Gruselgeschichten. Aber obwohl er mich nicht sehen kann, hat er doch etwas gespürt …
    Wieder beugte er sich über die Box und betrachtete sie stirnrunzelnd, als glaubte er, sie wäre für seine merkwürdige Empfindung verantwortlich gewesen, habe ihm vielleicht einen elektrischen Schlag versetzt. Die Träumerin lag völlig reglos. Wäre nicht ihr ungemein langsames Atmen, das Tamisan verriet, daß sie sich tief in ihrer selbstgeschaffenen Welt befand, könnte man meinen, sie wäre tot. Ihr Gesicht wirkte eingefallen und war leichenblaß. Es beunruhigte Tamisan. Dieses Werkzeug Kas’ befand sich bereits viel zu lange in einem ununterbrochenen Traum. Sie würde geweckt werden müssen, wenn sie ihn nicht selbst endlich brach. Eine der Gefahren des Egoträumens war der Verlust des Willens, den Traum abzubrechen. Kam es dazu, mußten die Aufsichtsführenden sofort den Traum unterbrechen. Doch fast alle Traumkronen waren mit den entsprechenden Stimuli ausgestattet, und so kam es selten zu einem gefährlichen Überträumen. An dieser Krone hier waren jedoch ganz offensichtlich bestimmte Modifizierungen vorgenommen worden, wie Tamisan sie noch nie zuvor gesehen hatte. Möglicherweise verhinderten sie den Abbruch eines Traumes.
    Was würde geschehen, wenn sie die Träumerin weckte, das heißt, wenn sie das überhaupt konnte? Würde das gleichzeitig auch sie und Starrex, wo immer er sein mochte, aus ihrem gemeinsamen Traum befreien und sie in die wirkliche Welt zurückbringen? Sie war auch im Traumabbrechen ausgebildet worden und hatte ihre Kenntnisse mehrmals bei Egoträumerinnen angewandt, sie sich nicht rechtzeitig selbst aus ihrer Phantasiewelt lösen wollten.
    Tamisan drückte eine Hand auf die Halsschlagader der Träumerin und begann sie sanft zu massieren. Doch obgleich ihr selbst ihre Hände völlig fest vorkamen, zeitigte die Massage absolut keine Wirkung. Sie mußte sich vergewissern. Tamisan streckte einen Finger aus und stieß ihn tief in das Kissen, auf dem der Kopf der Träumerin ruhte. Er verursachte keinen Eindruck, sondern tauchte ein, als wären Fleisch und Knochen unstofflich.
    Es gab auch noch einen anderen Weg, der, weil er schmerzhaft für die Träumerin war, nur in Extremfällen angewandt wurde. Doch Tamisan hatte keine andere Wahl. Sie legte ihre nichtstofflichen Finger an die Schläfen der Träumerin, unmittelbar unter den Rand der Traumkrone, und konzentrierte sich auf einen Befehl.
    Die Träumerin rührte sich, und ihre Züge verzerrten sich. Sie stöhnte leise auf. Kas fluchte. Er beugte sich noch tiefer über die Box. Seine Finger drückten vorsichtig auf verschiedene Knöpfe. Es war offensichtlich, daß er etwas tat, das gefährliche Folgen haben mochte, wenn er auch nur einen falschen Griff tat.
    »Wach auf!« befahl Tamisan mit aller Willenskraft.
    Die Hände der Schläferin hoben sich unsagbar langsam und unsicher von ihren Seiten und bewegten sich schwerfällig auf die Krone zu. Die Augen hatte sie immer noch geschlossen, aber ihr Gesicht war jetzt schmerzverzerrt. Kas, der nun fast keuchend atmete,

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