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Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)

Titel: Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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Ängste; wahllose Anhänglichkeit/Klammern
Unpassende Nachahmung
auch von Misshandlungsverhalten
Aggression
Mangel an Empathie; Druck, um sich zu schlagen, andere – besonders Schwächere – zu verletzen; sadistische Grausamkeit
    In späteren Jahren gibt es häufig noch gravierendere Probleme, wie folgende Zusammenfassung der klinisch relevanten Folgen von frühen Traumata zeigt (nach De Bellis, 2001):
    Entwicklung und Diagnostik-Bereiche
    PTSD-Symptome
     
Säugling
Bindungs-Störung
Internalisierende Störungen
Externalisierende Störungen
Kognitive und Lern-Störungen
Frühe und mittlere Kindheit
Bindungs-Störung
Trennungsangst
Major
Depression
Dysthymia
Chronische PTSD
Aufmerksamkeits-Defizits- und Hyperaktivitäts-Störung = ADHD
Verhaltens-Störungen (oppositional defiant disorder) Suizidversuche
Symptome überdauernder Entwicklungsstörung
 
Schlechte Schulleistungen
Jugend
Verhaltensstörungen,
Alkohol- und Drogenmissbrauch
Persönlichkeitsstörungen
Dissoziative Störungen
Erwachsene/r
Erhöhtes Risiko, die eigenen Kinder zu misshandeln
    Um zu verhindern, dass es zu einer intergenerationellen Weitergabe von Traumata kommt – mit anderen Worten: dass eine Generation misshandelter Kinder zu Eltern wird, die wieder ihre Kinder misshandeln, die wieder zu Eltern werden, die ... –, muss sowohl Eltern als auch Kindern mit Bindungsstörungen geholfen werden. Dabei lautet die Devise: So früh wie möglich. Hierbei hat es sich erwiesen, dass es keineswegs besser ist, ein Kind bei seinen misshandelnden Eltern zu lassen, nur um eine irgendwie vorhandene Bindung zu erhalten. Die Gefahr ist dabei viel zu groß, dass die Probleme des Kindes eher chronifiziert werden. Zu befürchten sind dann weitere gravierende Entwicklungs- oder sogar Persönlichkeitsstörungen, vielleicht der Suizid des Kindes bzw. Heranwachsenden.
    Besser ist es, bei Misshandlungen – zumindest wenn erkennbar ist, dass sich die Eltern nicht helfen lassen wollen oder sich auch nicht innerhalb einer kurzen Zeit verändern können – das Kind aus der Familie herauszunehmen und in eine Pflege- oder Adoptivfamilie zu vermitteln. Ein Heim ist zwar eine schlechtere Lösung als eine gute Pflege- oder Adoptivfamilie. Doch moderne Heime haben heute häufig auch ein Bezugspflegesystem, in dem Kinder und Jugendliche gute, korrigierende Bindungserfahrungen machen können (Schleiffer, 2001). Der Satz „Jede Familie ist besser als das beste Heim“ ist jedenfalls ganz offensichtlich falsch.
    Wie mit dem verstörten Kind umgehen?
    Doch wie mit dem verstörten Kind konkret umgehen? Je kleiner das Kind ist, desto unmittelbarer sollte das nonverbale, liebevolle körperliche Umsorgen der Erwachsenen dem Kind ein heilsames und sicheres Bindungsangebot machen. Hierbei muss der Erwachsene natürlich kontinuierlich und verlässlich für das Kind da sein. Bedeutsam ist offenbar, dass die erwachsene Bezugsperson ihr Verhalten auf die Reaktion des Kindes abstimmt und es weder über- noch unterfordert.
    Glücklicherweise scheint die Psyche des kleinen Kindes durchaus in der Lage zu sein, eine sichere Bindung zu einer selektiven Auswahl einiger Erwachsener herzustellen, zusätzlich zu den Eltern. Großeltern und andere Verwandte, Tagesmütter, Babysitter und andere frühe Bezugspersonen können eine bedeutende Rolle als Bindungsobjekte spielen. Und natürlich Pflege- und Adoptiveltern. Zusätzlich werden oft PsychotheraupeutInnen benötigt, um dem Kind oder später der jugendlichen oder erwachsenen Persönlichkeit – und ggf. auch systemisch dem (Pflege-)Familiensystem – beizustehen und bei der Integration der so disparaten frühen Erfahrungen zu helfen.
    In der Psychotherapie und anderen „heilsamen Beziehungen“ kann es bei früh traumatisierten Menschen manchmal Jahre dauern, bis aus dem „Ur-Misstrauen“, welches das Kind an die Stelle des zerstörten Urvertrauens setzen musste, eine zumindest tragfähige Arbeitsbeziehung geworden ist. Bei erwachsenen, vielfach traumatisierten Menschen kann die Therapie oft gar nicht bis zur Trauma-Durcharbeitung fortschreiten, weil die Hauptarbeit darin besteht, dem wichtigsten Ziel näher zu kommen: sich überhaupt auf andere Menschen beziehen und einlassen zu können (Rothschild, 2002).
    Je früher die Behandlung anfängt, desto größer die Chancen, dass das Kind, der jugendliche oder erwachsene Mensch diesen Schritt noch schaffen kann. Wer allerdings im ersten Lebensjahr durchgängig verwahrlost und extrem

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