Trauma und die Folgen: Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 (German Edition)
pathologische) Dissoziation und Essstörung vorliegt.
Immer bedeutsamer im psychosomatischen Bereich wird die Erkenntnis, dass viele Körpersymptome, die tiefenpsychologisch als „Konversion“ bezeichnet werden, nichts anderes sind als somatoforme Dissoziation. Hierzu gibt es den von Bettina Overkamp übersetzten und von der Arbeitsgruppe um den europäischen Nestor der Dissoziationsforschung, Onno van der Hart, entwickelten SDQ-20, siehe in Anhang 2 .
Der A-DES ist ebenso wie der FDS ein Screening-Instrument, das bedeutet: Man kann danach keine eindeutige Diagnose stellen (ebenso wenig wie nach dem Eltern-Fragebogen), aber man hat einen Übersichtswert, der darauf hinweist, wie stark eine Person chronisch dissoziiert, und wenn man sichergehen kann, dass die dissoziativen Symptome nicht nur im Zusammenhang mit einer hirnorganischen Erkrankung oder nach Substanzmittelmissbrauch auftreten, dann kann man sagen: Diese Person dissoziiert chronisch, weil sie traumatisiert worden ist.
SKID-D
Zur Differentialdiagnostik, also zur genaueren Differenzierung der verschiedenen dissoziativen Diagnosen, eignet sich am besten das – inzwischen auch im Handel erhältliche – SKID-D – das Strukturierte Interview für dissoziative Störungen nach den Kriterien des DSM-IV –, das in Deutschland von Ursula Gast und ihrer Arbeitsgruppe an der Medizinischen Hochschule Hannover herausgegeben wurde (Gast et al., 2000; siehe hierzu auch: Steinberg, 1993).
Das SKID-D
dient dazu, Art und Schweregrad dissoziativer Symptome im Rahmen von diversen Störungen zu erfassen, die im Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV, 1997) unter den sogenannten Achse I- und Achse-II-Störungen zusammengefasst sind. Gefragt werden kann also z. B. nach dem Anteil von Dissoziativität bei Angststörungen, insbesondere bei Posttraumatischer Belastungsstörung und Akuter Belastungsstörung, Affektiven Störungen, Psychosen, Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen.
Mit seiner Hilfe kann man den Schweregrad dissoziativer Hauptsymptome bewerten, nämlich Amnesie, Depersonalisation, Derealisation, Identitätsunsicherheit und Identitätsänderung.
Gemäß den DSM-IV-Kriterien folgender Störungen kann man damit Diagnosen stellen: Dissoziative Fugue, Depersonalisationsstörung, dissoziative Identitätsstörung, Nicht Näher Bezeichnete Dissoziative Störung sowie Trance-Störung.
Das SKID-D kann auch bei der Diagnostik der Akuten Belastungsstörung benutzt werden.
Aufbau des SKID-D
Kurze psychiatrische Vorgeschichte und Fragen nach dem derzeitigen seelischen Funktionsniveau.
Systematisch werden verschiedene dissoziative Symptome erfragt, wobei Häufigkeit, Dauer und Grad der Beeinträchtigung erfasst werden.
Daneben werden organische Faktoren oder Erkrankungen erfragt, die eine dissoziative Störung ausschließen würden. Bei den offen gehaltenen Fragen werden die Befragten gebeten, jeweils eigene Beispiele für ihre Erfahrungen zu geben, wodurch bei positiven Antworten eine zusätzliche Validierung (Einschätzung auf Gültigkeit) möglich ist.
Dann gibt es Fragen nach den beobachtbaren Folgen der Symptome (z. B. Sachen zu Hause finden, ohne sich zu erinnern, wie sie in den eigenen Besitz gelangten).
Bei negativer Beantwortung der Eingangsfragen können die nachfolgenden Ergänzungsfragen (allgemeine wären z. B.: „Können Sie mir mehr darüber sagen?“ oder „Was meinen Sie damit?“) übersprungen werden. Bei positiven Antworten können vom Interviewer neben den Ergänzungsfragen zur Symptomatik von Identitätsunsicherheit und -wechsel zusätzlich zwei von neun Ergänzungskapiteln ausgewählt werden. Auch spontane Ergänzungsfragen sind ein wichtiger Bestandteil des Interviews.
Es gibt immer mehrere Fragen zu einem Symptom.
Nach Abschluss des Interviews erfasst die UntersucherIn unmittelbar während der Befragung beobachtete Dissoziationsphänomene wie z. B. Amnesien, spontane Altersregressionen (Befragte spricht plötzlich wie ein Kind, versteht Fremdwörter nicht, befindet sich plötzlich wieder in der Vergangenheit etc.) oder tranceartige Zustände.
In die Gesamtauswertung gehen die verbalen und nonverbalen Antworten der Befragten ein. Sie umfasst eine Beurteilung des Schweregrades der fünf dissoziativen Hauptsymptome sowie die Gesamtpunktzahl. Abschließend erfolgt eine allgemeine diagnostische Einschätzung darüber, ob eine dissoziative Störung vorliegt und um welche Art der Störung es sich
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