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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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werden, nur um mich von den Gedanken an den flüchtigen Beezo abzulenken.
    Obwohl sich die ganze Zeit ein Polizist im Haus befand, war ich froh, dass ich eine eigene Pistole besaß und mir hatte zeigen lassen, wie man sie benutzte.
    Mir fiel auf, dass Lorrie immer ein scharfes Messer bei der Hand hatte – und einen Apfel, den sie angeblich »bald mal« essen wollte. Am Samstagmorgen war der Apfel schon ziemlich verschrumpelt, und sie ersetzte ihn durch eine Birne.
    Normalerweise schält man Obst mit einem Schälmesser. Lorrie hingegen zog die Klinge vor, die nach dem Metzger benannt ist.
    Dad, die gute Seele, kam mit zwei Baseballschlägern nach Hause. Es war nicht die moderne Ausführung aus Aluminium, sondern die aus solidem Holz. Er hatte sich nie mit Schusswaffen beschäftigt und keine Zeit, das jetzt zu lernen. Einen Schläger überreichte er Mom.
    Niemand fragte ihn, wieso er nicht auch noch einen dritten Schläger für Oma besorgt hatte. Ohne sich anzustrengen, konnte jeder von uns einen Film im Kopf ablaufen lassen, der seine Entscheidung rechtfertigte.
    Endlich war der schreckliche Tag gekommen.
    Am Montag hatte Dad frei, und ab Mitternacht bis zum Morgengrauen des neunzehnten Januar versammelten wir uns im Esszimmer. Wir stärkten uns mit Keksen, Gugelhupf, Streuselkuchen und kannenweise schwarzem Kaffee.
    Die Vorhänge hatten wir fest zugezogen. Unsere Unterhaltung
war angeregt wie immer, doch wir sprachen leiser als sonst, und von Zeit zu Zeit wurden wir alle still, legten den Kopf schief und lauschten dem Ächzen im Gebälk des Hauses und dem schnüffelnden Wind in den Dachtraufen.
    Die Dämmerung kam ohne einen Clown.
    Wieder war der Himmel gealtert, grau und bärtig.
    Unser Wachposten hatte Schichtwechsel. Der Cop, der heimging, nahm einen Beutel Kekse mit, der Angekommene hatte einen leeren Beutel dabei.
    Während der Rest der Welt zur Arbeit ging, war für uns Schlafenszeit. Allerdings konnten nur Oma und das Baby schlafen.
    Der Montagvormittag verging ohne Zwischenfall.
    Der Mittag kam und dann der Nachmittag.
    Um vier war wieder Wachablösung, und eine gute Stunde später kam die frühe Winterdämmerung.
    Die Ereignislosigkeit des Tages beruhigte mich nicht im Mindesten, ganz im Gegenteil. Während wir uns den letzten sechs Stunden näherten, spannten sich alle Nerven in meinem Körper stärker an als die Uhrfeder eines Rationalisierungsfachmanns.
    In diesem Zustand würde ich meine Pistole wahrscheinlich nur dazu benutzen, um mir in den Fuß zu schießen. Ein weiteres Ereignis der Familiengeschichte, das eines bestickten Kissens wert war.
    Um sieben Uhr abends rief Huey Foster an, um mir mitzuteilen, unser Haus an der Hawksbill Road stehe in Flammen. Die Feuerwehr sei der Meinung, die Heftigkeit des Feuers weise auf Brandstiftung hin.
    Mein erster Impuls war, schleunigst zum Brandort zu fahren, um dort zu sein und etwas zu tun .
    Officer Paolini, der zufällig für diese Schicht eingeteilt war, meinte überzeugend, Beezo habe das Feuer womöglich gelegt,
um mich herauszulocken. Also blieb ich bei meiner Frau, meiner Tochter und meinen gut bewaffneten Eltern.
    Um acht erfuhren wir, unser Haus sei so restlos abgebrannt, dass nur noch glühende Trümmer übrig seien. Offenbar war in den Räumen ausgiebig Benzin verschüttet worden, bevor man das Streichholz anriss.
    Keinerlei Möbel hatten gerettet werden können, keine Küchengeräte, keine Kleider. Keine einzige Erinnerung.
    Als wir uns wieder an den Esstisch setzten, diesmal zum Abendessen, waren wir nicht weniger besorgt und wachsam. Dann wurde es zehn, ohne dass etwas Neues vorgefallen war, und wir fragten uns allmählich, ob das Schlimmste, was geschehen würde, womöglich schon geschehen war.
    Natürlich ist es keine gute Sache, bei einem Brand das eigene Haus und alles Hab und Gut zu verlieren, aber es ist erheblich besser, als zwei Schüsse ins Bein zu bekommen, und unbeschreiblich besser, als zu erleben, wie ein Irrer dein bildschönes Töchterchen kidnappt.
    Wir waren bereit, mit dem Schicksal folgenden Kuhhandel abzuschließen: Das Haus und all unser Hab und Gut kannst du gerne haben; wir sind dir nicht mal böse – vorausgesetzt, uns stößt bis zum dritten von Opa Josefs schrecklichen Tagen, dem 23. Dezember 2002, nichts mehr zu. Dieser Preis für knapp vier friedliche Jahre kam uns äußerst günstig vor.
    Um elf Uhr vermuteten wir sechs – und Officer Paolini, der gewissenhaft zu seinem Rundgang durchs Haus aufbrach –, dass das

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