Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
der angebotenen Brust ab und bestand auf kulinarischer Vielfalt.
    Als kluges Mädchen sagte sie schon kurz vor Weihnachten desselben Jahres ihr erstes Wort. Wenn man Lorrie und meiner Mutter Glauben schenken will, dann geschah das am zweiundzwanzigsten Dezember, und das Wort lautete Mama . Glaubt man hingegen meinem Vater, so geschah es am ein undzwanzigsten, und es handelte sich nicht um ein Einzelwort, sondern um ein Kompositum: Schokoladenzabaione .
    Am Weihnachtstag sagte sie dada . An andere Geschenke, die ich in diesem Jahr bekommen habe, erinnere ich mich nicht mehr.
    Eine Weile stickte Oma Bilder von Häschen, Kätzchen, Hündchen und anderen Tierchen, die Kindern Freude machten. Bald wurde ihr das jedoch zu langweilig, und sie verlegte sich auf Reptilien.
    Am 21. März 1999, als Annie vierzehn Monate alt war, fuhr ich Lorrie bei gutem Wetter zum Krankenhaus, wo sie ohne besondere Vorkommnisse Lucy Jean zur Welt brachte.
    Diesmal hatte Mello Melodeon kaum die Nabelschnur abgebunden und durchtrennt, als schon die Nachgeburt herauskam. »Glatter als das letzte Mal«, sagte Mello anerkennend. »Das ging ja so mühelos wie bei einer erfahrenen Stute, die ein Fohlen wirft.«
    »Sobald du den Karren nach Hause gezogen hast, kriegst du einen schönen Sack Hafer«, versprach ich.
    »Lach nur, solange du’s noch kannst«, sagte Lorrie. »Jetzt bist du nämlich als Mann allein in einem Haus mit drei Frauen. Wir sind genug, um einen Hexenzirkel zu gründen.«

    »Da hab ich keine Angst. Was könnte mir noch zustoßen? Ich bin ja schon verhext!«
    Vielleicht hatte Konrad Beezo irgendeine Möglichkeit, uns aus der Ferne im Blick zu behalten – angesichts seines rechtzeitigen Besuchs vor Annies Geburt musste das eigentlich der Fall sein. Falls dem so war, hatte er es diesmal jedoch nicht riskiert, sich zu zeigen, bevor das Geschlecht des Babys bekannt war.
    Obwohl ich irgendwann einen Sohn wollte, war ich gern bereit, fünf – oder meinetwegen auch zehn – Töchter aufzuziehen, wenn Beezos Rachedurst dadurch unter Verschluss gehalten wurde.
    Für den Fall, dass das Schicksal uns tatsächlich mit einer Töchterschar beglückte, musste ich den Tanzunterricht, zu dem Lorrie mich gelegentlich zwang, doch endlich ernst nehmen. Wer fünf Töchter behüten muss, verpasst zu viele schöne Erinnerungen, wenn er nicht Foxtrott tanzen kann.
    Deshalb kann ich inzwischen ein besseres Tänzchen aufs Parkett legen, als ich es mir hatte vorstellen können. Schließlich bin ich ein wenig kräftig für meine Größe und außerdem ein rechter Einfaltspinsel. An Legenden wie Fred Astaire reiche ich zwar nicht heran, aber wenn man sich von mir zu einer Melodie von Johann Strauß oder Benny Goodman durch den Ballsaal wirbeln lässt, wird man mich kaum für einen Tanzbär halten.
    Nachdem ich mir so viel Mühe gegeben hatte, tanzen zu lernen, zog mir das Schicksal am 14. Juli 2000 den Teppich unter den Füßen weg. Es gewährte mir den Wunsch, einen Sohn zu bekommen, und es forderte den wahnsinnigen Clown heraus, das dunkle Versprechen im Einmachglas zu halten.
    Als der kleine Andy frisch aus seiner Mutter herausgekommen war, reagierte er auf Mello Melodeons Klaps auf den Hintern nicht mit dem üblichen Geburtsschrei voller Schock und Bestürzung. Er stieß ein scharfes, eindeutig beleidigt klingendes
Jaulen aus, gefolgt von einem verächtlichen Schnauben mit der Zunge zwischen den Lippen.
    Sofort fiel mir etwas vermeintlich Besorgniserregendes auf, was ich unbedingt Mello mitteilen musste: »Meine Güte, das ist aber … winzig.«
    »Was soll winzig sein?«
    »Das Schniedelchen.«
    »Das nennst du Schniedelchen?«
    »Wieso – lernt man im Medizinstudium was anderes?«
    »Sein Pimmel hat die übliche Größe«, beruhigte mich Mello, »und ist für das, wofür er ihn in nächster Zukunft braucht, absolut ausreichend.«
    »Mein Mann ist wirklich ein Idiot«, sagte Lorrie liebevoll. »Jimmy, Schatz, ein Baby, das mit dem Apparat geboren wird, den du erwartet hast, hätte auch Hörner, denn das wäre der Sohn von Satan höchstpersönlich.«
    »Na, da bin ich aber froh, dass er nicht der Sohn von Satan ist«, sagte ich. »Ich will mir lieber nicht vorstellen, wie dessen Ladung in den Windeln riecht.«
    Selbst in diesem freudigen Augenblick spukte Beezo uns im Hirn herum. Egal, wir gingen nicht pfeifend über den nächtlichen Friedhof, wir machten stattdessen Scherze.

42
    Huey Foster, der inzwischen zum Polizeichef aufgestiegen war, hatte für

Weitere Kostenlose Bücher