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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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den Schutz von Lorrie und dem kleinen Andy gesorgt. Die für das Krankenhaus abgestellte Wachmannschaft – Beamte in Zivil, die sonst dienstfrei gehabt hätten – war instruiert worden, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Eineinhalb Tage später, als ich Frau und Kind nach Hause holte, war dort bereits ein weiterer Polizist postiert, der uns erwartete.
    Diesmal waren die Cops zu zwölfstündigen Schichten eingeteilt. Sie kamen und gingen so unauffällig wie möglich – durch unsere Garage, auf dem Rücksitz des von mir oder Dad gefahrenen Wagens verborgen.
    Huey handelte nicht nur aus Sorge um uns, sondern auch in der Hoffnung, Konrad Beezo schnappen zu können.
    Als eine nervöse Woche vergangen war, ohne dass der Clown aufgetaucht wäre, konnte Huey die Ausgaben, die unser Schutz kostete, nicht mehr rechtfertigen.
    Nebenbei bemerkt: Wenn seine gebäcksüchtigen Leute noch mehr zugenommen hätten, wären sie nicht mehr in der Lage gewesen, sich die Hose zuzuknöpfen.
    Bis zum Ende jenes ersten Monats zogen Dad, Mom und Oma bei uns ein. Sicherheit in der Masse.
    Außerdem wurden wir von auswärtigen Freizeit-Bodyguards unterstützt, die der Bäcker- und Konditorinnung von Colorado angehörten. Auch diese Kerle nahmen zu, da sie nicht über den
Vollblutstoffwechsel meiner Familie verfügten, aber als erfahrene Bäcker waren sie so klug, nur Hosen mit dehnbarem Bund zu tragen.
    Am Ende des Monats hatten unsere tapferen Kollegen getan, was sie konnten, und fuhren wieder heim.
    Auch Dad, Mom und Oma zogen wieder in ihr Haus.
    Wir vermuteten allmählich, Konrad Beezo könnte tot sein. Angesichts seines ständigen Zorns auf die Welt, seiner Paranoia, seiner Arroganz und seiner Neigung zu Mordtaten hätte er eigentlich schon lange ums Leben gekommen sein sollen.
    Wenn er doch nicht tot war, dann hauste er inzwischen womöglich in einem gemütlichen Irrenhaus. Vielleicht hatte er eine falsche Identität zu viel angenommen und eine multiple Persönlichkeit entwickelt, die ihm vorgaukelte, gleichzeitig Fipsi, Bobo, Groggy, Pippo, Bonzo und Bongo zu sein.
    Obwohl ich fürchtete, dass uns Unheil drohte, sobald wir Beezos endgültiges Verschwinden als erwiesen annahmen, konnten wir den Rest unseres Lebens nicht im Alarmzustand verbringen. Selbst permanente Wachsamkeit wäre irgendwann unerträglich geworden.
    Wir mussten unser Leben weiterleben.
    Am 14. Juli 2001, als Andy seinen ersten Geburtstag feierte, hatten wir das sichere Gefühl, eine Grenze zwischen einer Welt mit und einer ohne Beezo überschritten zu haben.
    Das Leben war schön und wurde immer schöner. Annie, inzwischen dreieinhalb Jahre alt, ging schon lange allein auf die Toilette. Lucy, gut zwei Jahre alt, hatte das Töpfchen gerade gegen einen Kindersitz auf dem Erwachsenen-WC eingetauscht und war begeistert davon. Andy wusste zwar, wozu ein Töpfchen diente, mochte das Ding aber gar nicht … bis er allmählich merkte, wie stolz Lucy war, nun den richtigen Thron besteigen zu können.

    Das Zimmer von Annie und Lucy lag direkt gegenüber unserer Schlafzimmertür. Annie liebte Gelb, Lucy Rosa, weshalb wir das Zimmer halb und halb angestrichen hatten, mit einer Trennlinie in der Mitte.
    Annie, die sich bereits zu einem ziemlichen Wildfang entwickelt hatte, bezeichnete Lucys Zimmerhälfte als schnulzig . Da Lucy noch nicht recht gelernt hatte, sarkastisch zu sein, nannte sie die Hälfte ihrer Schwester eine blöde Zitrone .
    Beide Mädchen glaubten, in ihrem Kleiderschrank hause ein Monster.
    Laut Lucy hatte das Biest eine Menge Haare und große Zähne. Es fraß Kinder und würgte sie dann wieder aus. Lucy hatte Angst davor, gefressen zu werden, vor dem Auswürgen fürchtete sie sich allerdings noch mehr.
    Mit ihren erst achtundzwanzig Monaten hatte sie eine Vorliebe für Sauberkeit und Ordnung, die andere Kleinkinder nicht nur nicht zur Schau stellten, sondern auch nicht begriffen. Alles in ihrem Teil des Zimmers hatte seinen angestammten Platz. Wenn ich ihr Bett machte, beobachtete sie mich und strich anschließend die Falten im Bezug glatt.
    Wir spekulierten, dass aus Lucy entweder eine brillante Mathematikerin oder eine weltberühmte Architektin werden würde, vielleicht aber auch ein Musterfall für Psychologen, die sich mit dem Thema Zwangsneurosen beschäftigten.
    In demselben Maße, in dem Lucy Ordnung liebte, genoss Annie Unordnung. Wenn ich ihr Bett machte, beobachtete sie mich und »verwuschelte« es anschließend, damit es

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